Behörden und Startups tun sich miteinander schwer

Die einen zu langsam, die anderen nicht zuverlässig genug: Zwischen Behörden und Startup-Unternehmen bestehen Vorbehalte. Dennoch suchen beide Seiten die Zusammenarbeit.

Noch arbeitet nicht einmal jede dritte Behörde mit einem Startup und weniger als jedes zweite Startup mit der öffentlichen Verwaltung zusammen.  Dennoch räumen 76 Prozent der Startups der öffentlichen Hand einen „hohen“ oder „sehr hohen“ Stellenwert als zukünftige Kundengruppe ein, so das Ergebnis einer Online-Umfrage unter 42 Startups und 25 Behördenvertretern. Die Hertie School of Governance und das Institut für den öffentlichen Sektor haben die Befragung durchgeführt.

Passen Startups und Behörden zusammen?

Ein Grund dafür, dass Startups und Behörden nicht häufiger miteinander ins Geschäft kommen, besteht aus Sicht der Startups in der Langsamkeit  der Behörden: Fast 90 Prozent der jungen Unternehmen sehen die Entscheidungsprozesse und Reaktionszeiten der öffentlichen Hand als „mittelgroßes“ oder „großes“ Hindernis für eine Zusammenarbeit. Fast zwei Drittel der befragten Startups beklagen sich über Mentalitätsunterschiede: Besonders schrecken starke Sicherheitsorientierung und das Handeln auf Grundlage von Vorschriften Jungunternehmen ab.

Die befragten Behörden bemängeln im Gegenzug die fehlende Rechtssicherheit der Produkte und Dienstleistungen von Startups. 82 Prozent sehen darin ein „großes“ oder „mittelgroßes“ Hindernis für die Zusammenarbeit.

Dr. Ferdinand Schuster, Geschäftsführer des Institut für den öffentlichen Sektor e.V., sagt:

„Aus den Umfrageergebnissen lässt sich erkennen, dass Behörden aus Sicht der Startups in ihren Abläufen und Prozessen schneller werden müssen. Um das zu erreichen, sollten Verwaltungen eigene Experimentierräume schaffen. Das können einzelne Bereiche sein, deren Arbeitsweise sich stärker an agilen Prozessen orientiert und die somit innovativer und schneller agieren und auch von Kooperationen mit Startups profitieren können.“

Aus Sicht der Behörden müssen Startups zuverlässiger werden. Eine Möglichkeit dafür schlägt die Studie bereits vor: Über 70 Prozent der Behördenmitarbeiter stimmen der Aussage zu, dass externe Zertifizierungen für Startups im Hinblick auf Verlässlichkeit und finanzielle Solidität eine Zusammenarbeit möglicherweise     erleichtern  könnten.

 

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Simon Tischer

Von Dezember 2015 bis Juni 2023 war Simon Tischer als Redakteur für Munich Startup tätig.

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