© TechFounders

Wenn sich die Spreu vom Weizen trennt — Im Gespräch mit Lorenz Hartung von TechFounders

Wie muss ein Accelerator-Programm aussehen, um erfolgreich zu sein? Und warum kann es für Startups sinnvoll sein, sich große Namen aus der Industrie mit ins Boot zu holen? Fragen, auf die Lorenz Hartung, CEO von TechFounders, Antworten geben kann.

1. Vor kurzem präsentierte sich der aktuelle TechFounders-Batch vor über 100 VCs, Business Angels und Industriepartnern. Welche der 14 Startups kamen mit ihren Ideen besonders gut beim Publikum an?

Lorenz Hartung, CEO vonTechFounders

Da müssten Sie das Publikum fragen. Wir haben ja alle Startups über 20 Wochen begleitet und intensiv gecoacht. Da baut man eine starke Beziehung auf und ist auf alle seine “Zöglinge” sehr stolz. Es ist immer wieder atemberaubend zu sehen, was für eine Entwicklung unsere Teams in dieser kurzen Zeit nehmen.

Stärkstes Wachstum im Industrial IoT-Bereich

2. CleanTech, FinTech, Robotics — Welche Technologie-Richtung finden Sie für Startups aktuell besonders spannend? Und warum?

Im Kontext der massiv voranschreitenden Digitalisierung sehe ich das stärkste Wachstum im Industrial IoT-Bereich. Viele Prozesse lassen sich noch digitalisieren. Bislang ist heute nur ein winziger Bruchteil an Maschinen und Sensoren miteinander vernetzt und nutzt Daten in einer sinnvollen Art und Weise. Die Blockchain-Technologie hat auch vor der Industrie keinen Halt gemacht und wir dürfen hier noch viele neue Geschäftsmodelle erwarten. Natürlich ist diese Industrie auch hart umkämpft und der Wettbewerb hoch.

3. TechFounders hat mit BMW, Bosch, Festo, Linde und Miele große Industriepartner an Bord — warum ist Ihrer Meinung nach eine Kooperation zwischen Startups und Konzernen sinnvoll?

Es geht vor allem darum, ein Co-Development zu starten, das beiden Seiten Vorteile bringt. Startups werden für die Weiterentwicklung der Technologie bezahlt und das Unternehmen erhält den Zugang zur Technologie noch vor den Wettbewerbern. Eine Win-Win-Situation. Ca. 50 Prozent aller Startups, die das TechFounders-Programm durchlaufen, arbeiten danach weiterhin mit einem unserer Partner zusammen und können so ihr Wachstum finanzieren.

Resultate durch Definition von  klaren Use Cases

4. Viele große Unternehmen bauen sich mittlerweile ihre eigenen Acceleratoren-Programme auf und erhoffen sich dadurch einen Innovationsschub — eine Rechnung, die nicht immer aufgeht. Welche Voraussetzungen muss ein Programm mitbringen, damit es erfolgreich sein und für alle Beteiligten einen echten Mehrwert liefern kann?

Es geht darum Resultate zu liefern. Das gelingt am besten, wenn man klare Use Cases mit Startups definiert, in denen sie ihre Technologie demonstrieren können, um anschließend eine (Entwicklungs-)Partnerschaft einzugehen. Ein Startup kann dann Co-Development-Partner oder Zulieferer werden. Ein eigenes Programm auf die Beine zu stellen, das ausschließlich mit dem C-Level und Stabsstellen zu tun hat, bringt außer Marketing und Unterhaltung für die Strategieabteilung oft nur sehr wenig.

Die Zusammenarbeit mit einem externen Partner, der den Accelerator betreibt und weitere Corporate-Partner mit in das Format einbringt, kann also durchaus sinnvoll sein. So werden nicht nur die Kosten geteilt, sondern es bewerben sich auch mehr Startups.

Darüber hinaus gilt: Auch Startups, die für einen anderen Corporate Partner interessant sind, können durchaus einen Mehrwert für die eigene Firma liefern. Wichtig ist dabei, dass die Interessen aller Partner gewahrt werden. Deswegen achten wir bei TechFounders darauf, keine Konkurrenten als Partner in das Programm mit aufzunehmen.

5. München rühmt sich als Technologie-Standort. Wie schätzen Sie den Startup-Standort München für technologieorientierte Startups ein? Was bewerten Sie positiv? Was fehlt Ihrer Meinung nach?

Nach Berlin hat München die meisten Startups in der Bundesrepublik Deutschland. Das hat einen Grund: Wir haben exzellente Universitäten mit einem starken Technologiefokus. Startups können hier nicht nur die richtigen Mitarbeiter finden, sondern oftmals entstehen neue Startups auch aus den Universitäten heraus.

Darüber hinaus fliegt der Flughafen in München alle international relevanten Flughäfen an, sodass man den idealen Standort für internationales Geschäft hat. Die Industrie ist vor allem in Süddeutschland stark vertreten und gerade mit den zahlreichen Hidden-Champions können Startups sehr gut zusammenarbeiten. Oft handelt es sich dabei um familiengeführte Unternehmen, die langfristig und unternehmerisch denken – ein idealer Partner für eine gemeinsame langfristige Kooperation.

Nichtsdestotrotz sind die Lebenshaltungskosten in München relativ hoch, was natürlich einen höheren Kapitalbedarf mit sich bringt. Aber einen Vorteil hat es: es trennt die Spreu vom Weizen.