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re:publica 2018: „Maybe we can all be our own role model“

Das Internet ist POP — behauptet zumindest die re:publica 2018. Und lädt unter diesem Motto zur dreitägigen Konferenz nach Berlin.

POP ist das, was die Massen erreicht und was die Gesellschaft verändert. Zum Guten, aber auch zum Schlechten. Und das Internet ist längst nicht mehr nur ein Ort der Kommunikation, sondern fester Bestandteil unseres Alltags und unserer Gesellschaft — und damit auch der Popkultur. Aber warum erreichen Influencer über Instagram so viele Menschen? Was macht alternative Fakten so sexy für besorgte Bürger? Und wo steckt der POP im POPulismus?

republica 2018

Fragen, denen sich die 11. re:publica — Europas größte Konferenz zu den Themen Internet und digitale Gesellschaft — in diesem Jahr ganz besonders nähern möchte. Dafür erwarten die Teilnehmer während der drei Konferenztage über 300 Sessions von mehr als 600 SprecherInnen auf 19 Bühnen. Kurzum: ein volles Programm, bei dem die Auswahl der Sessions mehr als schwer fällt.

Whistleblowerin Chelsea Manning auf der re:publica

Eine Session, die sich offensichtlich sehr viele Teilnehmer fett in ihrem Zeitplan angestrichen haben, ist der Fireside Chat mit Chelsea Manning. Entsprechend groß ist der Andrang und der Applaus, als die amerikanische Whistleblowerin auf die Bühne kommt. Manning, die 2010 vertrauliche, den Irakkrieg betreffende Dokumente an Wikileaks weitergab und noch im selben Jahr verhaftet worden war, wurde 2013 zu einer 35-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Sieben Jahre davon saß sie ab, seit einem Jahr ist sie nun wieder auf freiem Fuß. Und ihre erste Auslandsreise führt sie nach Berlin auf die re:public. Das Publikum jubelt.

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Aber Manning hat auch etwas zu sagen: Sie warnt davor, Themen wie Machine Learning oder Algorithmen nur als Hype abzutun. Ihrer Meinung nach lauern hier Gefahren, denen sich jeder Einzelne bewusst werden muss. Und sie nimmt in diesem Zusammenhang auch explizit Software-Entwickler in die Pflicht: diese könnten nicht einfach Tools entwickeln und sich danach nicht mehr verantwortlich dafür fühlen. Ihrer Meinung nach muss sich eine neue Developer-Kultur entwickeln, bei der auch Diversity eine Rolle spielt.

In den Publikumsfragen erhält Manning viel Zuspruch und wird für ihren Mut gelobt und als Vorbild bezeichnet. Als Role Model fühlt sich Manning jedoch nicht — und will auch nicht als solches wahrgenommen werden:

„I don’t feel like a role model, and I worry about being placed in that position, because I’m pretty flawed and I’m pretty new to living.“

Stattdessen schlägt sie vor:

„Maybe we can all be our own role model.“

Bessere Schlussworte für diesen Talk hätte es nicht geben können.

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Auch das Thema Startup findet seinen Platz auf der re:publica. In der Session „Startup Ecosystems Worldwide“ soll herausgestellt werden, warum funktionierende Ökosysteme für Startups so wichtig sind. Rey Buckman vom Airbus BizLab Hamburg betont dabei, wie wichtig etablierte Programme wie beispielsweise der High-Tech Gründerfonds sind. Erst eine Symbiose zwischen privaten und öffentlichen Initiativen mache ein Ökosystem erfolgreich.

Tipps für Livestreams auf Facebook & YouTube

In Kooperation mit der re:publica findet auch in diesem Jahr wieder die MEDIA CONVENTION Berlin (MCB) statt. Hier dreht sich alles um aktuelle Fragen der Medien- und Netzpolitik, Markttrends und Entwicklungen der digitalen Mediengesellschaft. Und die MCB-Talks mit Titeln wie „10 Tipps für Livestreams auf Facebook & YouTube“ oder „Die neue Stärke von Newslettern und Podcasts“ erfreuen sich großer Beliebtheit. So großer Beliebtheit, dass ein Zuhören nicht immer möglich ist — zu viele Menschen!

republica 2018

Außer man ist sehr früh da. Aber das macht einem der Zeitplan voller interessanter Sessions  eigentlich unmöglich. Was wir aber auf keinen Fall verpassen wollen: Sophie Passmann mit „Weniger Filterblase, mehr Detox-Tee! – Was können wir von InfluencerInnen lernen?“ Schon alleine, um unseren inneren Fan-Girl-Moment zu feiern. Und zum anderen, um morgen davon zu berichten.