Cebit 2018 – Die dunkle Seite von Technologie

Wie die „neue“ Cebit wohl sein wird? Ein bisschen Farbe, viele englische Buzzwords aus der Startup-Branche und Musik dazu – wird dadurch aus der IT-Messe ein Festival? Gelingt es der Messe, wieder Besucher zu gewinnen und Aussteller zu halten? Munich Startup hat sich vor dem offiziellen Messestart schon mal umgesehen.

Die Cebit, ursprünglich als „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ quasi ein Spin-off der Hannover Messe Industrie (HMI), lockte seit 1986 kontinuierlich steigende Besucherströme an. Jedoch – irgendwie, irgendwann – verlor die Messe den Anschluss. Bahnbrechende Innovationen wurden auf anderen Konferenzen präsentiert. Daher: ab diesem Jahr soll alles anders sein.

Festival-Gelände im Aufbau
Festival-Gelände im Aufbau – es gibt ein Riesenrad, Flying Dinner, eine stehende Welle, Bierbänke, Liegestühle. Und das wichtigste Networking-Tool: Sonnenschein.

Die Messe will Jungunternehmen ansprechen, Technologieführer halten und neue Besucher anlocken. 2018 gibt es eine Drohnen-Battle, mehr Startup-Pitches als früher, eine Fuck-up-Night, Business-Speeddating, und vieles mehr. Das, was für altgediente Messebesucher sicher neue Formate sind, ist für die Startup-Szene längst Alltag. Was außerdem mutig wäre: Wenn die ‚Smart Mobility‘-Lösungen wirklich als reales Testfeld im Außenbereich erlebbar wären. Wenn Serviceroboter als zusätzliche Infostellen eingesetzt  würden. Wenn das, was im Konferenzbereich am so genannten „Take off Monday“ diskutiert wird, auch gelebt wird.

Und wer findet, das ist zu viel der Kritik:

„The criticist is the true optimist”,

so Jaron Lanier, Keynote-Speaker und VR-Ikone, der selbst bereits seit den 1980er Jahren Gast auf der Cebit ist. Pessimisten und diejenigen, die auf das, was besser laufen könnte aufmerksam machen, können die Welt mit ihren Ideen letztlich besser machen, so seine These.

”AI-driven mind control machine”

Jaron Lanier
Die Keynote von Jaron Lanier zum Thema „Dawn of the New Everything: Encounters with Reality and Virtual Reality.“ (Bildquelle: Deutsche Messe)

Laniers Vortrag ist überraschend für eine Technologie-Messe. Denn er spricht über die dunkle Seite von Technologie, insbesondere über die „behaviour manipulation and mass mind control“ einzelner Firmen wie Google oder Facebook. Auf die Frage, wie schlimm es noch werden könne, antwortet er mit Vergleichen zum Machtgewinn der Faschisten im Zweiten Weltkrieg und zu Schutzgelderpressungen der Mafia.

“I find it terrifying and humiliating […] that our very best intentions turned into the worst version.”

sagt Lanier. So unerwartet sein Thema als Keynote ist, sein Vortrag kann diejenigen, die innovative Technologien entwickeln, inspirieren, genauer hinzuschauen. Welches Businessmodell sollte gewählt werden? Wie kann sich Gesellschaft durch Innovationen zum Positiven wandeln und durch neue Technologien nachhaltig profitieren? Wie können statt Insellösungen und Silo-Denken gemeinsame Ansätze gefunden werden?

Cebit: Gemeinsame Lösungen statt Silo-Denken?

Denn, auch das zeigt der erste Blick in die Messehallen, die Cebit ist eine Messe, auf der herausragende Innovationen vorgestellt werden (mehr dazu in unserem nächsten Bericht). Jedoch, egal ob es um autonomes Fahren, humanoide Robotik, IT-Security oder AI-Lösungen geht — unzählige Firmen weltweit arbeiten parallel an den gleichen Themen. Das kann dazu führen, dass durch Konkurrenzdruck bessere Produkte entstehen. Es wäre aber auch eine Überlegung, sich zusammenzutun und gemeinsam an revolutionären Entdeckungen zu arbeiten.

Hierzu kann die Cebit möglicherweise mit ihrem neuen, offeneren Festival-Charakter beitragen. Ob das wirklich klappt? Das bleibt abzuwarten, denn erst morgen startet die Messe offiziell (lest mehr zur Cebit in unseren Eröffnungsbericht).