Startup-Barometer 2018: Risikokapitalinvestitionen auf Rekordhoch

Insgesamt weniger Geld, dafür mehr Investitionen für deutsche Startups: das verkündet der Startup-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young) für das erste Halbjahr 2018. Bei näherem Hinsehen stellt man fest, dass vor allem Risikokapitalinvestitionen im Aufwind sind — aktuell auf Rekordniveau — und Bayern dem Startup-Standort Berlin dicht auf den Fersen bleibt.

Deutsche Startups konnten im ersten Halbjahr 2018 insgesamt 2,4 Milliarden Euro von Investoren einsammeln – das waren sieben Prozent weniger als im Vorjahr, als vor allem der Börsengang von Delivery Hero für einen Rekord gesorgt hatte. Das Transaktionsvolumen reiner Risikokapitalinvestitionen – ohne Berücksichtigung von Börsengängen – stieg im ersten Halbjahr hingegen um 3,5 Prozent auf den neuen Höchststand von 2,2 Milliarden Euro.

Bei der Zahl der Investitionen gab es mit insgesamt 272 Transaktionen – drei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – einen neuen Rekord zu vermelden.

Bayerisches Finanzierungsvolumen nimmt ordentlich zu

Mehr Geld als im Vorjahreszeitraum floss hingegen an bayerische und nordrhein-westfälische Jungunternehmen: In Bayern kletterte das Finanzierungsvolumen um 67 Prozent auf 355 Millionen Euro, in Nordrhein-Westfalen sogar um 138 Prozent auf 129 Millionen Euro. Hessische Startups konnten mit 98 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum einwerben. Lediglich Hamburg hatte im ersten Halbjahr mit insgesamt 116 Millionen Euro einen Rückgang um gut ein Drittel zu verzeichnen. Das sind Ergebnisse des Startup-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young).

„Für den Startup-Standort Deutschland war das erste Halbjahr erneut erfolgreich – das Volumen reiner Risikokapitalinvestitionen stieg sogar auf Rekordniveau. Zudem erhalten immer mehr deutsche Jungunternehmen frisches Kapital“,

beobachtet Peter Lennartz, Partner bei EY.

Wachstumsdynamik lässt nach

Allerdings lässt die Wachstumsdynamik etwas nach: Im ersten Halbjahr 2016 war die Zahl der Transaktionen noch um knapp 60 Prozent gestiegen, im ersten Halbjahr 2017 betrug die Wachstumsrate noch sechs Prozent, aktuell liegt sie bei drei Prozent.

„Wir haben in Deutschland inzwischen offenbar einen vorläufigen Höhepunkt der Marktaktivitäten auf hohem Niveau erreicht – die Zahl der Transaktionen pendelt schon seit dem Jahr 2015 um die 250.“

Besonders junge Unternehmen tun sich schwer

Vor allem die Zahl kleinerer und mittlerer Finanzierungsrunden stagniert: Insgesamt wurden 194 Transaktionen gezählt, bei denen höchstens fünf Millionen Euro investiert wurden – im Vorjahreszeitraum waren 192 Deals in dieser Größenordnung gezählt worden. Die Zahl der Investitionen zwischen fünf und zehn Millionen Euro ging sogar leicht von 36 auf 32 zurück.

„Kleinere Transaktionen sind oft mit einem hohen Risiko verbunden, weil es sich um sehr junge Unternehmen mit zumeist noch nicht erprobten Geschäftsmodellen handelt“,

beobachtet Lennartz.

„Aber gerade hier wird weiterhin dringend Kapital benötigt, um die ersten Hürden zu überwinden und Potenzial aufzuzeigen.“

Mehr große Finanzierungsrunden

Deutlich gestiegen ist erfreulicherweise im ersten Halbjahr hingegen die Zahl großer Finanzierungsrunden oberhalb von zehn Millionen Euro: von 36 auf 45.

„Dies ist der Beleg dafür, dass viele Startups, die in der Vergangenheit kleineres Geld bekommen haben, sich sehr positiv entwickelt haben und sich jetzt unterstützt von erfahrenen nationalen und internationalen Investoren auf einem Wachstumskurs zur Marktführerschaft befinden. Viele dieser Startups benötigen in der Zukunft weiteres Wachstumskapital, was entweder erneut durch Risikokapital oder durch Börsengänge eingeholt werden kann.“

Berlin noch vorn — Bayern und NRW holen auf

Berlin ist und bleibt auf dem Papier die Startup-Hauptstadt und der internationale Leuchtturm Deutschlands – aber gerade Bayern. Nordrhein-Westfalen und auch Hessen haben im ersten Halbjahr aufgeholt. Der Anteil Berlins am gesamten Finanzierungsvolumen sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auch dadurch von 74 auf immer noch 67 Prozent, der gemeinsame Marktanteil Bayerns und Nordrhein-Westfalens hat sich hingegen von zehn auf 20 Prozent verdoppelt.

Die vollständige Studie steht online zum Download bereit.