„Be bold, but structured“ – 7 Fragen an… Gut Feeling!

Gut Feeling ist ein Münchner Startup aus der digitalen Gesundheit. Gemeinsam mit ihrem Co-Founder Tobias Wasle und einem Team aus Medizinern und Entwicklern hat CEO Caroline Lutz eine App für Menschen mit chronischen Magen-Darmbeschwerden entwickelt. Wir haben der Gründerin unsere 7 Fragen gestellt.

1. Wer seid Ihr und was macht Ihr?

CEO Caroline Lutz von Gut Feeling
Unser Interviewpartner von Gut Feeling, CEO Caroline Lutz

Gut Feeling ist eine Coaching-App für Personen mit chronischen Magen-Darmbeschwerden. Mit einem alltagstauglichen Empfehlungsprogramm führt sie Betroffene zurück zu einem individuell gesundheitsförderlichen Lebensstil. Diese App lässt sich nahtlos in eine ärztliche Behandlung integrieren und begleitet den Patienten bei der Umsetzung seiner Empfehlungen im Alltag, dort, wo der Arzt nicht mehr an der Seite seines Patienten ist.

Begleitende App, ergänzend zum Arztbesuch

Wir fokussieren uns nicht wie viele andere digitale Apps für ein „gesundes Leben“ auf den Bereich der Diagnostik (häufig ohne therapeutische Relevanz). Unser Ziel ist es, die Compliance des Patienten bei der Umsetzung der (richtigen) Empfehlungen durch alltagstaugliche Angebote und Hilfestellungen zu erhöhen und zu begleiten. Zudem sehen wir uns nicht – wie die meisten dieser Apps – als Alternative zum Arztbesuch, sondern als wertvolle Ergänzung, die die Effektivität einer Therapie deutlich erhöht.

Das Kernteam besteht aus mir, Caroline, die ich die letzten Jahre im Private Equity sowie in der Entwicklung von Geschäftsmodellen im Gesundheitswesen gearbeitet habe. Studiert habe ich BWL und Medizin. Tobias hat in den letzten Jahren IT-Teams in verschiedenen Corporates geleitet und bereits als Head of Development ein Startup zum Erfolg geführt. Er hat eine Informatikausbildung. Wir haben ein kleines medizinisches und technisches Team um uns versammelt, mit dem wir unser Geschäft gemeinsam aufbauen. Wir haben uns über ein Gründernetzwerk kennengelernt; die anderen Teammitglieder kamen weitestgehend aus unserem Netzwerk dazu.

2. Aber das gibt’s doch schon längst!

Digital gibt es kein Produkt, das sich auf die Umsetzung einer Therapie konzentriert und in die ärztliche Behandlung integrieren lässt. In der physischen Welt gibt es selbstverständlich verschiedene Behandler (häufig Alternativmediziner), die die Probleme ihrer Patienten sehr ursachenorientiert und ganzheitlich betrachten und Lebensstilinterventionen empfehlen. Aber auch diese Behandler verlieren den Kontakt zur ihren Patienten, wenn diese nicht in der Praxis sind – anders als der Gut Feeling App-Coach. Betreuungsintensive Behandlungen im Bereich der „Lebensstilmedizin“ sind zudem sehr teuer und haben bei alleinstehenden Behandlern deutlich weniger evidenz-basiertes Fundament als unser Expertensystem, welches bereits zum Markteintritt von einer größeren Zahl an Experten validiert wurde.

„Be bold, but structured“

3. Was sind die drei Hauptzutaten für Euer Erfolgsrezept?

• Be bold, but structured: Mit unkonventionellen Ideen vorauspreschen, aber dabei immer ein Konzept und einen Plan im Hintergrund haben.

• Einer für alle – Alle für einen: Bedingungsloser Zusammenhalt als Team.

• Nicht aufgeben: Hinfallen, aufstehen, Krönchen richten (bei Tobias: Bart kämmen), weitergehen.

4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Wir sind soweit zufrieden. Wir haben zum Anfang des Jahres einen sehr ambitionierten Meilenstein-Plan gemacht und verfolgen auch regelmäßig und kritisch unseren Fortschritt. Wichtige Ziele, die Gut Feeling bislang erreicht hat, waren

  • der Aufbau eines kleinen, aber interdisziplinären Teams (Business Development, Medizin, Entwicklung),
  • die Integration in ein ganz neuartiges Netzwerk (wir waren beide die letzten Jahre im Corporate / Finance Umfeld zuhause),
  • die Entwicklung von Geschäftsmodell, Erstellung und Verfolgung eines Businessplan,
  • Aufbau einer Marke und Website,
  • ein fertiger Prototyp
  • und Beta-Tests mit 25 Kunden.

Standort für „Gründer, die es wirklich ernst meinen“

5. Was bedeutet München für Euch?

Tobias ist gebürtiger Münchner, ich lebe seit siebeneinhalb Jahren hier und möchte auch nicht weg. Als Standort für „Gründer, die es wirklich ernst meinen“ scheint uns München hervorragend. Es gibt viele hochwertige Förderungsprogramme und Institutionen, und mit der TU und der LMU auch führende Universitäten, mit den wir in Gesprächen bezüglich Kooperationen sind.

6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Es gibt aus unserer Sicht so wahnsinnig viele Gründe, warum man Scheitern kann. Einige sind im Einfluss der Gründer, andere wiederum einfach nicht. Wir konzentrieren unsere Ressourcen darauf, mit den Faktoren zu arbeiten, die wir beeinflussen können.

Ob Unicorn oder Epic Fail – wir haben gerade wahnsinnig viel Spaß dabei, Unternehmer zu sein, stürzen uns in unbekannte Abenteuer, lernen jeden Tag Neues und haben am Ende einer Woche spannende kleine und größere Ziele erreicht. Dafür lohnt sich jeder Tag!

7. Helles oder Prosecco?

Für Tobias sicherlich ein Helles oder gerne auch mal ein Radler, ich bevorzuge definitiv Prosecco.

Vielen Dank  für das Interview. Und wer noch mehr von Gut Feeling hören will, sollte in den Podcast von PassioMed reinhören.