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Gemeinsam innovative Lösungen entwickeln — Dr. Manuel Götzendörfer über BE5

Die Bau- und Immobilienbranche ist mit über 300 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr und über 1 Million Arbeitnehmer einer der wichtigsten Industriezweige in Deutschland. Wenn es aber um das Thema Digitalisierung geht, steht die Branche nicht mehr so gut da. Um daran etwas zu ändern, wurde die Innovations- und Digitalisierungsplattform BE5 ins Leben gerufen. Die Plattform soll unter anderem dazu beitragen, unternehmensübergreifende Zusammenarbeit zu fördern. Was es sonst noch mit BE5 auf sich hat, welche Initiatoren hinter der Plattform stehen und welche Rolle Startups bei diesem Innovationsprozess spielen, wollten wir von Dr. Manuel Götzendörfer, Managing Director von BE5, wissen.

Vor Kurzem wurde die Platform for Built Environment Focused Innovations, Ventures & Enterprises – kurz BE5 (gesprochen befive) – gelauncht. Welche Initiatoren stecken dahinter und was soll mit der Plattform erreicht werden?

Initiiert wird BE5 von UnternehmerTUM, Europas führendem Zentrum für Innovation und Gründung. Als Gründungspartner konnten wir die GC Gruppe, Knauf, Max Bögl, McKinsey & Company, Peri, Schüco und Warema gewinnen — mit weiteren Unternehmen führen wir derzeit Beitrittsgespräche. Ziel von BE5 ist es, junge Talente für Innovationsaktivitäten in der Bau-, Immobilien- und Infrastruktur-Wertschöpfungskette zu begeistern und etablierte Unternehmen mit Startups zusammenzubringen, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln. Zudem sollen Mitarbeiter etablierter Unternehmen der Wertschöpfungskette aktiv in die digitale Transformation der Branche eingebunden werden.

Startups als Impulsgeber

Welche Rolle schreiben Sie Startups im Rahmen der Plattform zu?

Startups sind ein wichtiger Treiber für Innovationen. Sie nehmen frühzeitig neue Technologien auf, überführen diese in konkrete Lösungen und bringen sie anschließend zügig auf den Markt. Startups sind somit Impulsgeber für die Baubranche, die im Zuge der Digitalisierung vor grundlegenden Veränderungen steht. Gleichzeitig kann es Startups durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen gelingen, ihre Lösungen noch stärker auf bestehende Marktbedürfnisse auszurichten, sie systematisch weiterzuentwickeln und über die Kanäle und Netzwerke der großen Unternehmen schneller im Markt zu etablieren. Im Rahmen von BE5 wird ein Startup-Pool aufgebaut, für verschiedene Veranstaltungen und Innovationsformate von BE5 werden diese Startups dann gezielt eingebunden.

Welche digitalen Entwicklungen finden Sie aktuell im Bausektor und / oder der Immobilienbranche am interessantesten?

Um den hohen Bedarf an bezahlbarem und qualitativ hochwertigem Wohnraum zügig bedienen zu können, wird das Thema industrielles Bauen durch Vorfertigung und Modularisierung eine immer größere Rolle spielen. Der Einsatz von neuen Technologien wie IoT, AR/VR oder Blockchain findet zunehmend mehr Aufmerksamkeit in der Branche. Auch der systematischen Generierung und Nutzung von Daten entlang des gesamten Lebenszyklus von Bauwerken wird zukünftig eine deutlich höhere Bedeutung zukommen. Um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzutreten wird es außerdem immer wichtiger, durch digitale Werkzeuge die verfügbaren Ressourcen gezielter und effizienter einzusetzen und durch Robotik-Lösungen zu unterstützen.

Richtige Zeit, um an die Zukunft zu denken

Die Bau- und Immobilienbranche hat im Bereich Digitalisierung im Vergleich zu anderen Branchen noch einiges aufzuholen. Warum meinen Sie, ist das so?

Die Branche ist sehr kleinteilig und fragmentiert. Sie ist stark geprägt von kleinen Unternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern. Es gibt kaum große Player, die entsprechende Marktanteile haben, um neue Standards zu setzen. Dies ist für die schnelle Digitalisierung einer Branche, die von jeher eher konservativ geprägt ist, sicherlich nicht förderlich. Zudem ist der Sektor seit Jahren durch eine hohe natürliche Marktnachfrage geprägt, was dazu führt, dass die verfügbaren Ressourcen in den Unternehmen primär dafür eingesetzt werden, den operativen Betrieb sicherzustellen. Für strategische Weiterentwicklung bleibt da vielfach kaum Zeit. Jedoch wäre es gerade in Zeiten, in denen es den Unternehmen sehr gut geht, der richtige Moment, in die Zukunft der Organisation zu investieren. Immer mehr Unternehmen verstehen das und setzen sich deshalb zunehmend mit der Digitalisierung auseinander. Dies trifft auch auf die Gründungspartner von BE5 zu, die heute bereits in ihrem jeweiligen Bereich als Innovationsführer gelten.

Ob und wie können interessierte Startups an BE5 partizipieren?

Im Rahmen von BE5 sind diverse Netzwerkveranstaltungen, Experten-Workshops und Hackathons geplant, in die wir Startups einbinden. Im Mittelpunkt sollen junge Unternehmen insbesondere bei einem Startup Matchmaking-Event stehen, bei dem wir Gründer systematisch mit etablierten Unternehmen zusammenführen, um beispielsweise strategische Kooperationsprojekte zu initiieren.