© Jussi Hellsten - Slush

Slush 2018: Willkommen in der Dunkelheit

Helsinki im Winter ist kalt, dunkel und nass. Warum lockt die Startup-Konferenz Slush dennoch 20.000 Teilnehmer in den Norden?

Der Termin für die Startup-Konferenz Slush wirkt eigenwillig gewählt: Wer kommt schon freiwillig im Dezember nach Helsinki? Die Sonne geht in der finnischen Hauptstadt derzeit erst nach 9 Uhr auf und um kurz nach 15 Uhr ist der Tag auch schon wieder vorbei, dazwischen eine mehrstündiger Übergang von der Morgen- in die Abenddämmerung. Dazu finnische Kälte, Nieselregen und Wind. Zumindest der namensgebende Schneematsch — die Übersetzung von Slush — hat sich am Montagabend angekündigt, ist dann aber doch wieder geschmolzen. Helsinkis Straßen sind eher leer und das Leben findet drinnen statt.

Für die Gastgeber sind die äußeren Umstände freilich nichts Besonderes. Die Dunkelheit, die Kälte draußen und die Gemütlichkeit drinnen dienen dem Gründerfestival vielmehr als Motto. Vor zwei Jahren, als die Slush noch Ende November stattfand, prangte über dem Eingang ein Banner: „Nobody in their right mind would come to Helsinki in November. Except you, you badass. Welcome.“ — nur die Harten kommen in den Garten.

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An derselben Stelle hängt 2018 ein neues Banner mit einer Anspielung auf die Begrüßung vor zwei Jahren: Bitte reingehen, drinnen spielt die Musik. So könnte auch das Motto Helsinkis im Winter lauten.

Foto: Petri Anttila – Slush

TED trifft Burning Man trifft Nachtclub

Die Messehalle ist abgedunkelt, das fahle Tageslicht bleibt draußen. Umso aufwändiger sind die verschiedenen Bereiche, Stände und Bühnen beleuchtet. Alles strahlt in Neonfarben, Bildschirme ziehen im Dunkel von selbst die Blicke an. Um gesehen zu werden, beleuchten die Aussteller ihre Stände. Die große Halle wirkt dadurch einerseits labyrinthisch, es gibt aber andererseits immer etwas zu sehen.

Als Leitmotive ziehen sich grüne Technologie, Nachhaltigkeit und Umweltschutz durch die Konferenz. Eine der Großbühnen ist mit einer Holzkonstruktion und Hängepflanzen dekoriert und erinnert an einen tropischen Tempel im Urwald. An jeder Ecke stehen riesige Recycling-Stationen, an denen Freiwillige bei der Mülltrennung helfen. Als eine Mischung aus einer TED-Konferenz und dem Hippie-Kunstfestival „Burning Man“ beschreiben die Veranstalter ihre Konferenz. Oben drauf kommt die Coolness und Ästhetik eines Nachtclubs.

Fokussiert, innovativ und cool

Zum elften Mal findet Slush dieses Jahr statt. Als studentische Initiative startete die Gründermesse im Jahr 2008. Zur Slush 2018 kommen 20.000 Teilnehmer aus 130 Ländern, darunter 3.100 Startups, 1.800 Investoren und 450 Vertreter von börsennotierten Unternehmen. Das macht die Konferenz zu einer der größten Startup-Veranstaltungen in Europa. Längst haben die Organisatoren aber auch außerhalb Europas Ambitionen und veranstalten Slush-Konferenzen in Tokio, Shanghai und Singapur, weltweit insgesamt 75 Events im Jahr mit insgesamt 42.500 Teilnehmern.

Gerade im Vergleich mit Europas größter Startup-Konferenz Web Summit wird deutlich, was der Slush besser gelingt: Während das Megaevent in Lissabon mit seinen 60.000 Besuchern mehr an eine klassische Messe denn ein Tech-Festival erinnert, wirkt die neon-beleuchtete Slush fokussierter, innovativer und cooler. Vor dem Hintergrund eines zunehmenden globalen Wettbewerbs der Tech-Events hat sich die Konferenz in Helsinki ein echtes Alleinstellungsmerkmal gesichert: Willkommen in der Dunkelheit.