© Jussi Hellsten - Slush

Startup-Messe Slush zelebriert den Gründergeist

Auf der Slush präsentiert sich die nordische Startup-Szene selbstbewusst und erfolgreich. Das Unternehmertum steht im Zentrum des zweitägigen Events in Helsinki. Eine auf der Konferenz vorgestellte Studie zeigt, dass es der gesamten europäischen Tech-Branche gut geht — und benennt Nachholbedarf bei der Gleichstellung von Frauen.

Was die Bits & Pretzels für München ist und die Pioneers für Österreich und das angrenzende Osteuropa, ist die Slush für die nordischen Länder. Hier präsentiert sich das Startup-Ökosystem Nordeuropas — und zeigt sich selbstbewusst: In einer Region mit nur 0,5 Prozent der Weltbevölkerung seien hier weltweit erfolgreiche Multimilliarden-Unternehmen wie Skype, Spotify und Supercell geboren worden, so der Slush-CEO Alexander Pihlainen. Auch Atomico, das Venture-Capital-Unternehmen des schwedischen Skype-Gründers Niklas Zennström, nutzt die Slush als Bühne, um seine Studie „The State of European Tech“ vorzustellen.

Europas Tech-Szene wächst rasant und hat dennoch ein Problem

Für die Studie befragte das Unternehmen 5.000 Menschen aus Europas Tech-Szene und kommt zu zwei Kernergebnissen. Erstens: Europas Technologiebranche geht es sehr gut. Der Sektor wächst fünfmal so schnell wie die übrige Wirtschaft. Dieses Jahr fließen 23 Milliarden US-Dollar an Investments in Europas Tech-Firmen. 2013 lag dieser Wert noch bei 5 Milliarden Dollar.


Eindrücke von der Slush 2018 in Helsinki:


Das zweite Ergebnis ist weniger erfreulich: Die Tech-Szene in Europa hat noch immer ein Problem mit Diversität. Volle 93 Prozent des investierten Venture Capitals gehen dieses Jahr an rein männliche Gründerteams. Erschreckende 46 Prozent der befragten Frauen geben an, in der Tech-Branche bereits Diskriminierung erfahren zu haben. Zugleich kollidiert diese Benachteiligung offenbar mit dem Selbstbild der Branche: 75 Prozent halten die Kultur innerhalb ihres Startups für inklusiv.

Der Slush merkt man ein Bemühen um ein faireres Verhältnis der Geschlechter indes an: Frauen stellen rund die Hälfte der Speaker.

Wie vermittelt man Angestellten Gründerspirit?

Nordisches Design ist weltbekannt. So überrascht es auch nicht, dass die Slush als Leitmesse der nordischen Startup-Szene schon bei der Aufmachung aus der Rolle fällt. Als eine Mischung aus einer TED-Konferenz und dem Kunstfestival „Burning Man“ mit der Coolness und Ästhetik eines Nachtclubs haben wir die Slush gestern beschrieben. Stellenweise lassen die aufwändigen Lichtinstallationen die Messehalle wie eine Kunstausstellung wirken.



Dennoch ist nicht zu übersehen, worum es auf der Slush wirklich geht: Thema der Konferenz sind „Builders of companies“. Was Entrepreneure von Angestellten unterscheide, sei ein „Sense of ownership“, sagt Risto Siilasmaa, der die erfolgreiche Neuausrichtung des Nokia-Konzerns anführte. Da Unternehmer sich ihrer Firma verpflichtet fühlten, würden sie sich ihr auch mit ganzem Herzen widmen. Als Vergleich nennt Siilasmaa Mietwagen: Schließlich wasche auch niemand ein geliehenes Auto. Ziel müsse es deswegen sein, auch Angestellten dieses Verantwortungsgefühl zu vermitteln.