Magnetische Kühlung für Quantencomputer – 7 Fragen an… Kiutra!

Das Münchner Startup Kiutra hat ein neuartiges Kühlsystem entwickelt. Mit Hilfe von magnetischer Kühlung können Wissenschaftler und Industrie auf einer ganz anderen Ebene an skalierbaren Quantentechnologien oder Hochleistungselektronik arbeiten. Der Markt dafür ist aktuell noch am entstehen, ein erster Pilotkunde jedoch schon gefunden. Klingt kompliziert? Einer der drei Gründer, Tomek Schulz, erklärt es uns einfach in unserem ‚7 Fragen‘-Interview.

1. Wer seid Ihr und was macht Ihr? 

Kiutra ist das erste Unternehmen, das Kühlungslösungen für die dauerhafte magnetische Erzeugung sehr tiefer Temperaturen im Sub-Kelvin-Bereich (also bei etwa -273 °C) entwickelt. Solche Temperaturen benötigt man zum Beispiel in der Forschung, für den Betrieb hocheffizienter Detektoren und besonders leistungsfähiger Computer. Dank der magnetischen Kühlung benötigen unsere Anlagen im Gegensatz zu konventionellen Kältemaschinen keine Flüssiggase und bieten deswegen viele Vorteile, wie beispielsweise Kosteneinsparungen, Betriebs- und Arbeitssicherheit und einen hohen Automatisierungsgrad.

Magnetisches Kühlen — elegant und komfortabel

Gegründet wurde Kiutra von einem Physiker-Team: Alexander Regnat (CEO), Jan Spallek (CTO), Prof. Christian Pfleiderer (Scientific Advisor) und mir, Tomek Schulz (Business Development). Als Wissenschaftler haben wir viele Jahre am Physik-Department der TU München erfolgreich zusammengearbeitet und dabei diverse Kühltechnologien eingesetzt. Magnetisches Kühlen fanden wir immer besonders elegant und komfortabel. Basierend auf dieser Methode gab es aber nur Anlagen zu kaufen, die tiefe Temperaturen ausschließlich für eine begrenzte Zeit – also einige Stunden – bereitstellen können. Das ist für viele Anwendungen unzureichend. Mit Hilfe verschiedener Startup-Förderinstrumente haben wir deswegen ein Maschinenkonzept für eine magnetische Dauerkühlung entwickelt.

2. Aber das gibts doch schon längst!

Tatsächlich gibt es die Idee einer magnetischen Dauerkühlung schon seit den 1930ern. Die technische Umsetzung ist allerdings recht anspruchsvoll und hat wohl die Entwicklung eines Produkts für den breiten Einsatz bisher verhindert.

3. Was sind die drei Hauptzutaten für Euer Erfolgsrezept?

Faszination für die Technik, Fokus auf die Benutzbarkeit und Gewissenhaftigkeit bei der Umsetzung.

4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Unser Unternehmen wurde erst im Sommer 2018 gegründet. Seitdem sind erfreulicherweise alle unsere Pläne aufgegangen. Die technische Entwicklung unseres Produkts schreitet gut voran, wir konnten einen Pilotkunden gewinnen und bereiten eine erste Finanzierungsrunde vor.

5. Was bedeutet München für Euch? 

Als Gründungsort können wir München klar weiterempfehlen: Investoren, Coaches und Gründer-Kollegen tummeln sich hier auf zahlreichen Startup-Veranstaltungen — perfekte Voraussetzungen, um ein starkes Netzwerk zu bilden. Mit ausgezeichneten Universitäten wie der TUM und LMU, etlichen Forschungsinstituten und Technologie-Unternehmen ist für uns München als Zentrum der Spitzenforschung außerdem ideal geeignet, um Mitarbeiter und Kunden zu gewinnen.

Wir selbst leben schon seit vielen Jahren in München und schätzen die Stadt und ihre Umgebung vor allem wegen der hohen Lebensqualität. Zusammen mit den wirtschaftlichen Standortvorteilen lässt uns dies (noch) über Nachteile wie oft überfüllte U-Bahnen und horrende Mietpreise hinwegsehen.

6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Unsere Kühlungslösungen eignen sich hervorragend, um tiefe Temperaturen für moderne Quantentechnologien bereitzustellen. Dieser Markt entwickelt sich rapide und bietet die Chance, unsere neue Technologie zu etablieren.

7. Isar oder Englischer Garten?

Warum auf eines verzichten? Im Nordteil des Englischen Gartens kann man seine Ruhe haben und in die Isar springen.