Die Suche nach einem Investor gestaltet sich für viele Startups häufig genauso schwierig wie andersherum die Suche nach einem lohnenswerten Investment für Geldgeber. Deswegen haben die Gründer Boris Hardi und Philipp Berger mit Capmatcher eine Plattform geschaffen, über die ein digitalisiertes und kuratiertes Matchmaking ermöglicht werden soll.
1. Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch und Euer Startup bitte kurz vor!
Wir sind Capmatcher.com. Gegründet von Business Angel und Investor Boris Hardi und Philipp Berger, Venture Developer, beide aus dem schönen München.
Boris: Ich bin 42 Jahre alt, gelernter Kaufmann, Ehemann und Vater von 3 Jungs. Ich habe über 20 Jahre Erfahrung mit Private Equity und Hedge Fonds Investments. Ich war Vorstand, mehrfacher Gründer und Führungskraft in großen Finanzunternehmen und habe letztes Jahr ein Unternehmen erfolgreich an die Börse geführt.
Philipp habe ich kennengelernt, als ich einen Mitarbeiter mit Finance-Background gesucht habe, der auch Erfahrung in Online-Marketing-Themen mitbringt. Er hat sich im Studium unter anderem intensiv mit der Auswirkung von Venture Capital in den USA auf die Gründung neuer Unternehmen beschäftigt. Das hat gut gepasst. Seitdem arbeiten wir zusammen und haben schon einige Projekte auf die Beine gestellt.
Philipp: Für mich war es nach meinem Studium an der LMU letztes Jahr der perfekte Einstieg, mit dem ich meine bisherige Selbstständigkeit mit meinen Studieninhalten verknüpfen konnte. Ich konnte hier mehr lernen und anwenden als in wohl jedem anderen Unternehmen, unter anderem, da ich im Family Office von Boris von Tag 1 an mitwirken durfte.
Neben der strategischen Beratung von Boris‘ Portfoliounternehmen gelang uns die BaFin-Registrierung eines innovativen Hybrid-Fonds. Hier fiel auch der Startschuss für Capmatcher. Boris wurde im Rahmen seiner Angel Investments in junge Unternehmen und Startups von Pitchdecks regelmäßig überschüttet — wir hatten immer weniger Zeit, um die einzelnen Pitchdecks zu prüfen, obwohl es sich oft um spannende Projekte handelte.
Vorteile für Startups und Investoren
Boris: Dann haben wir angefangen, ein Formular zu entwickeln, um der Datenflut Herr zu werden. Sprich: Wir haben den gesamten Prozess so weit wie möglich digitalisiert. Die Startups meinen es ja gut, aber in den meisten Fällen fehlen sehr wichtige Informationen — und sind diese dann doch enthalten, stehen sie immer an einer anderen Stelle und man muss suchen. Dieser Aufwand ist unnötig. Daher habe ich die Startups gebeten, das Formular auszufüllen, bevor sie mir ein Pitchdeck schicken.
Überraschenderweise erhielten wir sehr positives Feedback, dass es sehr hilfreich sei, endlich einmal zu verstehen, was denn eigentlich für Investoren relevant ist. Sie haben die Formulare dann auch häufig selbst für ihre Friends & Family-Runden genutzt. Daraus haben wir dann nach einem Jahr im Stealth und mit vielen Experten-Interviews mit Venture-Capital-Verantwortlichen, Business Angels und anderen Investoren das „capmatcher.exposé“ so entwickelt, wie wir es heute nutzen.
Uns unterscheidet, dass wir viele hunderte — sogar tausende — Pitchdecks gesehen haben und selbst investiert haben. Auch die Resonanz bei professionellen Investoren ist deshalb sehr positiv. Allerdings: Nicht alle Investoren haben umfangreiche Deal-Erfahrung und sind mit einer unbeaufsichtigten Deal-Pipeline überfordert. Sie freuen sich ebenso über Hilfestellungen wie die Startups. Ihnen hilft Capmatcher, da sie auf diese Weise nur vorqualifizierte, kuratierte und passende Startups screenen können. Die Startups müssen im Umkehrschluss nicht mit hunderten von Absagen umgehen und können sich besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
2. Aber das gibts doch schon längst!
Ja und Nein — es gibt tausende Berater, die in einzelnen Aspekten beraten. Zum Beispiel Gründungsberater im Bereich öffentliche Förderungen oder andere Programme. Es gibt Vermittler, die hohe Prozentbeträge für das Intro zu Investoren verlangen, aber selbst diese Investoren nur zum Teil oder nur einen kleinen Kreis von Investoren kennen. In diesem Sinne arbeiten viele Vermittler sehr stark auf der Investorenseite und haben wenig Interesse, die Startups bewusst zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass hohe Bewertungen zustande kommen.
Wenn Vermittler von Investoren für die Startups arbeiten und von diesen dann zum Beispiel 5 Prozent (oder sogar mehr) von der Investitionssumme für ihre Services erhalten — sagen wir 15.000 Euro bei 300.000 Euro Invest — dann sieht das der Investor nicht gern, da von seinen 300.000 Euro nicht alles dem Unternehmen zufließt und das ist natürlich nicht ideal.
Einen reinen Introduction-Service, der datengetrieben und mit IT- sowie Human-Ressources arbeitet und jedes Startup quasi zu einem perfekten 2- bis 3-Pager coacht, gibt es nicht. Erst recht keinen, der tausende (7.000 allein in D-A-CH) Investoren, Investments, Verticals, Stages und präferierten Stakes kennt.
„Das bisherige Feedback ist klasse“ — UK und USA im Visier
3. Was war Eure bisher größte Herausforderung?
Die aktuellen Herausforderungen sind tatsächlich überschaubar. Es ist meist die IT oder es sind die Kunden, die nicht glauben können, dass wir mit so geringen Gebühren arbeiten können. Die bisherigen Prozesse sind unnötig umständlich und die Digitalisierung des Startup-Investoren-Matchings ist überfällig — sie muss ja irgendwann kommen.
Das Geheimnis liegt nun darin, nicht alle, sondern eben die richtigen Abläufe zu automatisieren, aber entscheidende Prozessschritte weiterhin zwischenmenschlich abzubilden. Das bisherige Feedback ist klasse. Das bestärkt uns weiterzumachen und unseren Plan, in die USA und UK zu expandieren, bereits auf das zweite Quartal 2019 vorzuziehen.
Vor allem Corporate VCs zeigen Interesse
4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?
Wir haben in wenigen Monaten bereits über 250 kuratierte Startups mit über 200 Millionen Euro Kapitalbedarf im Service. Capmatcher selbst läuft dabei bereits Cashflow-neutral. Das Feedback der Startups ist überwältigend und die ersten VCs — insbesondere Corporate VCs — interessieren sich für Kooperationen. Wirtschaftlich macht das Sinn, denn eine kuratierte Deal-Pipeline erhöht die Wahrscheinlichkeit auf ein erfolgreiches Investment erheblich und spart gleichzeitig Mitarbeiterzeit und somit Geld.
5. Was bedeutet München für Euch?
Boris: Ich bin seit knapp sieben Jahren in München und komme ursprünglich aus dem Sauerland. Ich war dann in Düsseldorf, Frankfurt und jetzt in München — ich sage immer „Ich habe es geschafft“. So sehe ich das. Die Gründerszene ist toll — man lernt jeden schnell kennen. Die Universitäten sind hervorragend. Das Klima, die Geolocation, der Flughafen, einfach alles.
Philipp: Ich wohne seit rund drei Jahren in München, gebürtig komme ich aus der Stuttgarter Gegend. Neben der Münchner Lebensqualität gefällt es mir, dass das Leben hier trotz Großstadt nie stressig wird, die Anfahrten überschaubar sind und ich hier werktags bei einem Mittagsradler keine vorwurfsvollen Blicke zugeworfen bekomme. München ist ein sehr gut vernetztes, internationales Dorf, es fehlt an nichts.
Ambitionierte Ziele für 2019: „Wir haben schon jetzt gewonnen“
6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?
Wir können gar nicht „failen“, da wir keine Kredite aufnehmen oder ähnliches. Wir haben schon jetzt „gewonnen“, da wir unseren Startups und Investoren Mehrwert bieten und einige spannende Gründungsprojekte bereits in sehr guten Gesprächen mit Investoren sind.
Ein Unicorn zu werden ist als Dienstleister etwas schwierig, aber wir haben ein Ziel: Wir wollen in diesem Jahr 1.000 Startups in Deutschland, 2.000 in den USA und 1.000 in UK im Service haben — also mindestens 4.000 Startups mit einem Kapitalgesuch von circa 3 Milliarden Euro. Das haben wir uns vorgenommen. Unsere Investoren brauchen dringend ein Fenster in die USA, um auch dort an gute Investments zu kommen und unsere Startups wollen häufig in die USA expandieren und dabei können Investoren vor Ort am besten helfen.
7. Steckerlfisch oder Schweinshaxe?
Boris: Steckerlfisch.
Philipp: Schweinshaxe.