Startup-Verband kritisiert Koalitionsbeschluss

Die Regierungskoalition will Startups mit einem neuen KfW-Fonds und höheren Freibeträgen von Mitarbeiterkapitalbeteiligungen unter die Arme greifen. Der Bundesverband Deutsche Startups zieht ein gemischtes Fazit zum Koalitionsbeschluss.

Vergangenen Sonntag tagte die Regierungskoalition in Berlin und hatte die mediale Aufmerksamkeit auf ihrer Seite. Am späten Nachmittag stieg dann weißer Rauch über dem Kanzleramt auf: Wir haben eine Einigung bei den Mitarbeiterkapitalbeteiligungen und einem Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien.

Koalitionsbeschluss betrifft auch Startups

Nicht mitbekommen? Keine Sorge, tatsächlich stand der beigelegte Streit um die Grundrente im Fokus von Koalition und Öffentlichkeit. Kaum beachtet wurden dabei zwei Beschlüsse der Regierungsparteien, die Startups unmittelbar betreffen können. Unter den letzten beiden Punkten des dreiseitigen Beschlusspapiers heißt es knapp:

Mitarbeiterkapitalbeteiligungen tragen zur Vermögensbildung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei. Um ihre Attraktivität zu erhöhen, wird der steuerfreie Höchstbetrag von derzeit 360 Euro auf 720 Euro angehoben.“

sowie

„Der Koalitionsausschuss ist sich einig, bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau einen Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien insbesondere in den Bereichen Digitalisierung und Klimatechnologien aufwachsend in Höhe bis zu 10 Milliarden Euro aufzulegen.“

Erleichterungen bei der Mitarbeitersuche und mehr Geld für Startups

Kapitalbeteiligungen sind gerade bei Startups ein beliebtes Mittel, um Mitarbeiter zu gewinnen und an sich zu binden. Innovative junge Unternehmen können bei den Gehältern oft nicht mit den Großen mithalten. Gerade in München mit seinen sieben DAX-30-Konzernen, elf Unternehmen im MDAX und unzähligen Mittelständlern ist die Konkurrenz um Fachkräfte mächtig. Startups können im Kampf um die besten Köpfe mit ihren Wachstumschancen punkten, indem sie ihre Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens teilhaben lassen.

Ein neuer KfW-Fonds, über den sich die staatliche Förderbank an innovativen Digitalunternehmen beteiligt, soll dringend benötigtes Geld in die deutsche Startup-Wirtschaft pumpen. Um eine Chance zu haben, mit den Startup-Ökosystemen in Kalifornien, London und Tel Aviv mitzuhalten — von den Staatsmilliarden in China ganz zu schweigen –, brauchen deutsche Jungunternehmen Wachstumskapital.

„Vorschlag der GroKo geht an den dringenden Bedürfnissen der Startups völlig vorbei“

Der Bundesverbandes Deutsche Startups bewertet den Koalitionsbeschluss gemischt. Den KfW-Beteiligungsfonds begrüßt der Startup-Verband grundsätzlich, lässt aber verlauten, es komme „auf Details an, wie beispielsweise den Investitionszeitraum oder die geplante Hebelung und Mobilisierung von privatem Kapital für Wagniskapitalinvestitionen im Rahmen dieses Beteiligungsfonds, um eine abschließende Bewertung vornehmen zu können.“

Strenger geht Florian Nöll, Vorsitzender des Verbands, mit der Einigung bei den Mitarbeiterkapitalbeteiligungen ins Gericht:

„Der Vorschlag der GroKo, den Freibetrag für Mitarbeiterkapitalbeteiligung anzuheben, geht hingegen an den dringenden Bedürfnissen der Startups in diesem Bereich völlig vorbei.“

Viele Probleme wie der Besteuerungszeitpunkt und die Wettbewerbsfähigkeit der Besteuerung im internationalen Kontext würden nach Ansicht des Verbands durch die Anhebung des Freibetrags nicht adressiert.