Die Studie „The State of European Tech“ wirft ein Schlaglicht auf die europäische Startup-Szene und zeigt große Fortschritte bei der Finanzierung technologischer Jungunternehmen. Bei einem anderen Thema besteht allerdings Nachholbedarf.
Auf der Startup-Konferenz Slush in Helsinki wurde die aktuelle Ausgabe des Startup-Reports „The State of European Tech“ vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Startup-Szene in Europa weiter auf einem guten Weg befindet. So fließen dieses Jahr 30 Milliarden US-Dollar in europäische Tech-Unternehmen. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Anstieg um rund ein Fünftel. Deutsche Startups können ihre Zuflüsse sogar um ein Viertel steigern, auf 6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019.
Tom Wehmeier, Autor des Reports und Partner sowie Head of Insights bei Atomico, sagt:
„Die europäische Tech-Szene bleibt ein Lichtblick der Weltwirtschaft. Und das trotz des diesjährigen medialen Fokusses auf Turbulenzen am Markt und in der Tech-Branche. Europas Wirtschaft ist vielleicht nicht immun, dennoch brachen europäische Technologie-Unternehmen auch in den vergangenen zwölf Monaten weiter Rekorde.”
Das Ranking der europäischen Startup-Hotspots führt London mit 8,2 Milliarden investiertem Kapital an. Dahinter folgt auf Platz zwei Berlin vor Stockholm und Paris. Münchner Techfirmen sichern sich 2019 über eine Milliarde Euro. Die bayerische Landeshauptstadt belegt damit den fünften Platz unter allen europäischen Startup-Standorten.
Nachholbedarf beim Frauenanteil
Wie schon im Vorjahr bemängelt der Bericht den geringen Frauenanteil in der europäischen Startup-Szene. Dieses Jahr gehen demnach 92 Prozent der Investitionen an ausschließlich männliche Gründerteams. Im Vorjahr lag dieser Wert fast gleichauf bei 93 Prozent. Ein weiteres Ergebnis gibt zu denken: In den ersten neun Monaten dieses Jahres konnten 215 Startup mehr als 10 Millionen US-Dollar einsammeln. Unter den 119 Technikchefs dieser Unternehmen findet sich nur eine einzige Frau. Unter den Software-Entwicklern liegt der Frauenanteil dagegen bei 7,5 Prozent.
Ein Blick auf Geschlechterverteilung in den Ingenieurs- und Technologie-Studiengängen an den 100 Top-Unis der Welt zeigt, dass Deutsche Top-Unis hier verhältnismäßig gut aufgestellt sind. Gleich die ersten drei Plätze der Universitäten mit dem höchsten Frauenanteil in den besagten Fachrichtungen liegen in Deutschland: An der Technischen Universität Dresden sind 42 Prozent der Studierenden in Ingenieurs- und Technologie-Studiengängen weiblich, an der TU München und der TU Berlin jeweils 34 Prozent. Auf dem vierten und fünften Rang folgen knapp dahinter die KTH in Stockholm und die ETH Zürich. Wehmeier sagt:
„Europäische Tech-Unternehmen performen inzwischen auf einem Level, welches viele bei der ersten Ausgabe unseres Reports vor fünf Jahren für unmöglich hielten. Es gibt einen breiten Pool an Fachkräften, mittlerweile über 150 europäische Einhörner und institutionelle Kapitalgeber investieren weiterhin Rekordsummen. Und dennoch bleibt, trotz kleinerer Fortschritte, ein riesiges Diversitäts-Defizit.”
Die Studienautoren befragten 5.000 Angehörigen des europäischen Tech-Ökosystems, darunter 1.000 Gründer.