Gründerin Julia Laukemann mit Mitgründer Ralph Karliczek

My Blossom: Wohlfühlglück und eine App, die mitfühlt

Das Münchner Startup My Blossom will mit einer ganzheitlichen App Menschen dabei helfen, mit mehr „Self Care“ gesünder und glücklicher zu leben. Die App hält je nach Stimmung das passende Programm bereit. Für CEO Julia Laukemann hat die Idee zu My Blossom ihr eigenes Leben grundlegend verändert. Ein Interview.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Julia Laukemann: Ralph, Marc und ich haben My Blossom zu dritt gegründet. Ich bin ursprünglich studierte Politikwissenschaftlerin und habe mehr als zwölf Jahre in der Medienbranche vor allem digitale Produkte entwickelt. Mein Mann Marc Laukemann ist Rechtsanwalt, spezialisiert auf Wirtschaftsrecht, Mediation und außerdem ausgebildeter Coach. Unser dritter Gründer Ralph Karliczek ist Wirtschaftsingenieur. Mit ihm habe ich gemeinsam die ersten streamingbasierten TV-Produkte für ein großes deutsches Medienunternehmen aufgebaut.

In Kombination haben Marc, Ralph und ich einen hohen Erfahrungsschatz im Aufbau von Startups. Denn ich habe einen Startup Accelerator geleitet, Ralph hat schon vor seiner Corporate-Zeit eine erfolgreiche Streamingplattform als Startup aufgebaut und Marc berät viele Startups in ihrer Gründungsphase.

My Blossom: Berücksichtigt das emotionale Gleichgewicht

Was uns eint? Der feste Glaube daran, dass jeder Mensch glücklich sein kann. Das ist und war unsere Motivation, My Blossom aufzubauen. Denn wir entwickeln die erste Self Care-App, die abgestimmt auf das emotionale Gleichgewicht unserer NutzerInnen ist. Basierend darauf, wie sich unsere User fühlen, können sie aus über 100 Yoga-, Pilates-, Meditations- und Ernährungsprogrammen das für sie richtige ‚Rezept‘ ihrer persönlichen Self Care wählen. Unser ‚Glücksrad‘ trackt dabei den Gefühlszustand unserer NutzerInnen und wie er sich über die Zeit verändert. Außerdem bieten wir ein Achtsamkeitstagebuch an, in dem die glücklichsten Momente im Alltag täglich festgehalten und damit nachhaltig Balance und Zufriedenheit trainiert werden. My Blossom hat als Minimum Viable Product (MVP) nicht nur bereits tausende Menschen überzeugt, sondern wurde bereits von etablierten Medien wie Fit for Fun, die Shape und Brigitte gefeatured.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Julia Laukemann: In diesem holistischen Ansatz eben nicht. Das war auch der Grund, warum wir My Blossom gegründet haben. Ich war nach einer schweren Operation vor ein paar Jahren regelrecht ausgeknockt und auf der Suche nach einer App, die mit Bewegungsprogrammen, Meditationen und Ernährungsprogrammen auf den individuellen Heilungs- und Weiterentwicklungsprozess ihre User eingeht. Es gab natürlich viel Content auf Youtube, vertikale Meditations-Apps und Yoga-Apps — aber eben keine App, die alles in einem präsentierte und sich nach der individuellen Stimmungslage ausrichtete.

Da ich ja schon gemeinsam mit Ralph mehrere digitale Produkte im Corporate-Umfeld aufgebaut hatte, entschlossen wir uns, ein solches Produkt selbst zu entwickeln.

My Blossom GbR

Finanzierung, um schnell zu skalieren

Munich Startup: Was war Eure bisher größte Herausforderung?

Julia Laukemann: Mit Sicherheit, dieses Startup und die App nebenberuflich bzw. während meiner Elternzeit aufzubauen. Wir sind stolz darauf, dass wir zehn Monate nach offiziellem Startschuss — und drei Monate nach der Geburt von meinem und Marcs Sohn — unser MVP auf den Markt bringen konnten.

Unsere größte Herausforderung jetzt ist natürlich unsere Finanzierung auf die Beine zu stellen, um My Blossom schnell skalieren und damit hunderttausenden von NutzerInnen in Deutschland aber auch international unsere holistischen Self Care-Programme zur Verfügung stellen zu können. Dafür laufen aktuell auch Marketing-Tests in anderen europäischen Märkten. Und erste Indikatoren zeigen uns, dass auch dort Frauen und mittlerweile auch vermehrt Männer My Blossom als Produkt spannend finden. 

Die Marketing- und Vertriebsstrategie geht auf

Munich Startup: Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft?

Julia Laukemann: Unsere erste Produktversion wird sehr gut angenommen: Mit nur 20.000 Euro Marketing-Budget konnten wir über 16.000 Downloads und über 1.500 AbonnentInnen gewinnen — und die wiederum haben mehr als 20.000 unserer Yoga- und Pilates-Videos und Meditationen genutzt und mehrere tausend Einträge in ihren persönlichen Achtsamkeitstagebüchern hinterlassen. Das hat uns gezeigt, dass unser Funnel funktioniert und die App gut angenommen wird. Und das hat dann letztlich für mich auch zu meiner Entscheidung im Herbst letzten Jahres geführt, meinen Management-Job in einem großen deutschen Medienkonzern an den Nagel zu hängen und mich voll und ganz um den weiteren Aufbau von My Blossom zu kümmern.

Munich Startup: Was bedeutet München für Euch?

Julia Laukemann: Ich bin geborene Münchnerin, Ralph geborener Tegernseer und Marc klassisch zugereist. München ist daher nicht nur unsere familiäre Heimat, sondern wir sind natürlich alle drei auch bestens hier vernetzt. Außerdem bietet München ein großartiges Ökosystem an erstklassigen Universitäten — ich selbst habe sowohl an der LMU als auch an der TU akademische Abschlüsse gemacht. Zusätzlich gibt es Firmen mit Startup Acceleration-Programmen, MentorInnen und Business Angels und Plattformen wie Baystartup, die uns mit Investoren zusammenbringen.

Was leider noch schwierig ist — aber das gilt für ganz Deutschland — ist Förderprogramme zu finden, die Startups in den Early Stage und Seed-Phasen unterstützen. Hierbei hoffe ich persönlich ganz stark auf die Politik, aber auch auf andere Stakeholder, den Standort gerade auch für weibliche Gründerinnen attraktiver zu machen. 

Psychologie trifft Philosphie trifft Startup

Munich Startup: Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Julia Laukemann: Wir streben weder gezielt das eine noch das andere an. Mein persönliches Ziel ist es, hunderttausende von NutzerInnen in den nächsten fünf Jahren in DACH und mehreren europäischen Ländern zufriedener und glücklicher zu machen. Das funktioniert mit unseren Self Care-Programmen unseres MVPs ja heute schon in kleinerem Stil.

Mittel- bis langfristig werden wir unser Programmangebot allerdings mit Werte-basierten und persönlichen Coaching-Ansätzen als Plattform ausbauen. Hierbei greifen wir auf den psychologisch erforschten Glücksansatz zurück, der die hedonisch geprägte regelmäßige Self Care — das sogenannte ‚Wohlfühlglück‘ — mit dem von Aristoteles geprägten eudaimonischen Ansatz — dem ‚Werteglück‘ — verknüpft. Wenn ich entlang meiner persönlichen Werte und meines ‚Purpose‘ lebe und auf mich achtgebe, bin ich nachhaltig glücklich.

Das Team Laukemann bei der Content-Produktion für My Blossom.

Munich Startup: Früh aufstehen oder ausschlafen?

Julia Laukemann: Da wir einen kleinen Sohn zuhause haben, werden wir notgedrungen nicht nur zu Frühaufstehern, sondern auch zu kontinuierlichen Nachtschwärmern (aber eben nur in den eigenen vier Wänden). Das Schöne ist aber, dass ich mit der Arbeit an My Blossom selbst auch gelernt habe, auf mich zu achten und meine eigene Balance im Alltag bewusst herzustellen. Insofern verhelfen mir regelmäßiges Yoga, Meditation und auch mein Achtsamkeitstagebuch dabei, als vormalige Managerin, Gründerin und Mutter immer wieder meine Energiereserven neu aufzutanken.