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VC- und Beteiligungsmarkt erreichen neues Rekordniveau

Wie der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) mit seiner Jahresstatistik zeigt, war 2019 für den deutschen Beteiligungskapitalmarkt ein Rekordjahr. So erreichten Buy-Out-Investitionen mit 10,6 Milliarden Euro, Fundraising mit 5,2 Milliarden und Venture-Capital-Investitionen mit 1,7 Milliarden teilweise deutlich höhere Werte als im Vorjahr.

Die Investitionen in Übernahmen von Firmen und Konzernteilen erreichten mit 10,6 Milliarden Euro in 2019 erstmals in der deutschen Startup-Geschichte einen zweistelligen Milliardenwert. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 8,3 Milliarden Euro. Der Rekordwert hatte sich bereits durch die im Jahresverlauf getätigten großen Transaktionen wie etwa der Übernahmen von Ifco Systems, Röhm, Robert Bosch Packaging, Adco, AutoScout24 oder Axel Springer angekündigt. Die Zahl der Transaktionen sank jedoch von 176 auf 146. Bei den in der Regel mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen (Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) gingen die Investitionen hingegen leicht zurück. Nachdem 2018 noch 2,2 Milliarden investiert wurden, waren es im letzten Jahr nur mehr 1,9 Milliarden. Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK, sagt:

„Auf Verkäuferseite haben wir anders als in den Vorjahren vor allem Strategen sowie Familien und Unternehmer gesehen. Dies spricht für die Attraktivität von Private Equity. Das Umfeld für Buy-Outs bleibt aber positiv. Wirtschaftslage, Finanzierungsumfeld, verfügbares Kapital und die hohe Akzeptanz von Private Equity sprechen für Beteiligungsgesellschaften, auch wenn das Bewertungsniveau weiterhin herausfordernd ist.“

Venture Capital: Es mangelt an Geld aus Deutschland

Im Venture Capital-Segment investierten Beteiligungsgesellschaften 1,7 Milliarden Euro (2018: 1,5 Milliarden). 570 Unternehmen wurden mit Venture Capital finanziert. Wachstumsfinanzierungen (Growth) und weitere Minderheitsbeteiligungen (Replacement, Turnaround) summierten sich auf 1,9 Milliarden Euro, was einen Rückgang zum Vorjahr (2,2 Milliarden) bedeutet. Regina Hodits, Vorstandssprecherin des BVK, erklärt:

„Für das deutsche Startup-Ökosystem sind dies gute Nachrichten. Die deutsche Venture Capital-Szene ist in den letzten Jahren gereift und die Zahlen sprechen für die Attraktivität deutscher Startups. Allerdings ist der Abstand zu den USA oder Asien weiterhin immens. Zudem sind es nach wie vor ausländische Venture Capital-Gesellschaften, die das Gros der Mittel in Deutschland bereitstellen. Ausländisches Kapital ist willkommen, allerdings muss es unser Anspruch sein, eine eigene schlagkräftige Venture Capital-Szene zu etablieren, wofür aber auch insbesondere bei deutschen institutionellen Investoren mehr Kapital für Venture Capital mobilisiert werden muss.“

Fundraising: So vorteilhaft wie nie

Deutsche Beteiligungsgesellschaften konnten 2019 so viele neue Fondsmittel bei Investoren einsammeln wie noch nie, so die Studie. Das Fundraising erreichte 5,2 Milliarden Euro und damit fast ein Viertel mehr als im Vorjahr (4,2 Milliarden). Sowohl Buy-Out-Fonds als auch Venture Capital-Fonds konnten mehr Kapital einsammeln. Auf Venture Capital-Fonds entfielen 2,9 Milliarden Euro der neuen Mittel, Buy-Out-Fonds erhielten 2,1 Milliarden. Fonds mit dem Fokus Wachstums- und Minderheitsbeteiligungen und Mezzanine sowie Generalisten sammelten 0,2 Milliarden Euro ein, nachdem es im Vorjahr noch 0,8 Milliardenwaren. Hinrichs erläutert:

„Das Fundraising-Umfeld ist aktuell so vorteilhaft wie nie. Dies führt nicht nur international, sondern auch in Deutschland zu einem starken Zufluss vor allem institutionellen Kapitals in alternative Anlageklassen wie Private Equity und Venture Capital, das in der Niedrigzinsphase nach rentierlichen Anlagen sucht.“

Verteilung auf Regionen und Branchen

Im regionalen Vergleich liegt Bayern vorne: 27 Prozent aller Investitionen flossen in den Freistaat, auf Platz zwei liegt Berlin (22 Prozent), den dritten Rang belegt Hessen (16 Prozent). Beim Blick auf die Anzahl der finanzierten Firmen hat hingegen Berlin die Nase vorne: Dort erhielten 219 Startups Geld, in Bayern waren es mit 194 ein paar weniger. Den dritten Platz belegt hier Baden-Württemberg (101).

Der Blick auf die Branchen verrät, dass 2019 der größte Teil der Investitionen (34 Prozent) an Startups im ITK-Segment gingen. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand die Branchen Unternehmensprodukte und -dienstleistungen sowie Konsumgüter und -services mit jeweils 18 Prozent.