Mit dem zunehmenden Absatz von Elektro-Autos in Europa positioniert sich der Kontinent vor den USA und China als Hotspot für E-Mobility. Auch deswegen, so eine Analyse der Unternehmensberatung McKinsey, weil eine Modelloffensive europäischer Autobauer bevorsteht: Bis 2024 sind 600 neue E-Modelle geplant. Deutsche Hersteller sollen dabei schon ab 2021 Weltmarktführer für E-Autos sein.
2019 wurden in Europa insgesamt 600.000 batterieelektrische Autos und Plug-in-Hybride verkauft, 44 Prozent mehr als im Vorjahr. In China hingegen wuchs der Markt für E-Autos hingegen nur um 3 Prozent auf 1,2 Millionen verkaufte Elektrofahrzeuge. In den USA wiederum ging der Absatz sogar um 12 Prozent auf 300.000 Autos zurück, berichtet McKinsey in der aktuellen Ausgabe des „Electric Vehicle Index“. Insgesamt wurden 2019 weltweit 2,3 Millionen E-Autos verkauft, also 9 Prozent mehr als 2018. Nicolai Müller, Seniorpartner im Kölner Büro von McKinsey, kommentiert den Bericht:
„China bleibt weiterhin der größte Markt in der Welt, das Angebot lokaler chinesischer Produkte ist deutlich gestiegen. Allerdings hat in Europa die Nachfrage sprunghaft angezogen. Weitere Dynamik ist zu erwarten — nämlich durch das steigende Produktangebot, mit dem die Hersteller die CO2-Grenzwerte erreichen wollen.“
Druck der EU fördert E-Mobility
Europäische Autobauer bemühen sich auch deshalb darum, mehr E-Autos zu verkaufen, da sie durch die EU unter Druck stehen. Denn durch die Regelung zum CO2-Flottenverbrauch (die durchschnittlichen CO2-Emissionen der verkauften Neuwagen eines Herstellers) müssen die Hersteller über 2 Millionen Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen, um Strafzahlungen zu vermeiden. Anfang 2020 wurde der erlaubte Flottenverbrauch erneut gesenkt, von 130 Gramm CO2/Kilometer auf nun 95. Für 2030 plant die EU, den Flottenausstoß auf 59,4 Gramm CO2/Kilometer zu begrenzen.
Dabei war Deutschland mit über 110.000 verkauften E-Autos 2019 der drittgrößte E-Mobility-Markt weltweit und absolut der größte in Europa. Blickt man hingegen auf den Marktanteil, ist die Bundesrepublik mit 2,8 Prozent lediglich im europäischen Durchschnitt — hier führt Norwegen mit fast 45 Prozent Marktanteil deutlich vor Island (22 Prozent) und den Niederlanden (13 Prozent), so McKinsey.
Tesla ist global führender Hersteller — noch
Mit 368.000 verkauften Elektroautos war Tesla 2019 der global führende E-Auto-Hersteller. Mit BMW (133.000 verkaufte E-Autos) und VW (85.000) liegen zwei deutsche Marken in den Top 10. Besonders Kompaktfahrzeuge mit 44 Prozent Marktanteil und SUVs (30 Prozent) konnten bei den KundInnen punkten. Zudem setzt sich der Trend zu reinen batterieelektrischen Fahrzeugen (auf Englisch: Battery Electric Vehicle = BEV) fort: 74 Prozent aller 2019 verkauften E-Fahrzeuge waren BEVs, Plug-in-Hybride kamen nur noch auf 26 Prozent Marktanteil.
Tesla muss jedoch in Zukunft um seine Spitzenposition bangen. Bis 2024 hat die Industrie 600 neue E-Auto-Modelle angekündigt: Chinesische Autobauer liegen mit 169 Modellen vorne, gefolgt von Japan (145) und Deutschland (102). Besonders der Anteil deutscher Hersteller an der weltweiten E-Auto-Produktion wird laut McKinsey von 18 Prozent im vergangenen Jahr auf 29 Prozent im Jahr 2024 ansteigen. Damit könnte Deutschland mit über 1,7 Millionen produzierten E-Fahrzeugen bereits 2021 zum Weltmarktführer für E-Autos aufsteigen — knapp vor China.
Batterien im Fokus der Hersteller
Parallel zu den Modellankündigungen haben die Hersteller auch Batteriekapazitäten aufgebaut. Bis 2025 sollen bis zu 1.000 GWh an Produktionskapazitäten entstehen, davon ein Großteil in China (bis zu 610 GWh), Europa (bis zu 290 GWh) und den USA (150 GWh). Wie im Fahrzeugmarkt ist hier die Dynamik in Europa mit einer jährlichen Wachstumsrate von bis zu 47 Prozent am größten, so der McKinsey-Bericht.
Über die Studie
Der von McKinsey entwickelte Electric Vehicle Index untersucht seit 2010 auf Länderebene, wo die für die Elektromobilität 15 wichtigsten Nationen jeweils stehen. Die untersuchten Länder sind: China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Island, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Norwegen, Schweden, Südkorea und USA. Der Index untersucht dabei sowohl die Markt- als auch die Industrieseite.