Das Gründerteam von Smart Access Solutions: Toni Epple (links), Martin Schmidt (mitte) und Tobias Stötter (rechts).
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Smart Access Solutions arbeitet an einer Welt ohne Schlüssel

Das Münchner Startup Smart Access Solutions träumt von einer Welt, in der „sich für jeden Menschen alle Türen, alle Schubladen und alle Transportbehälter, die für ihn bestimmt sind, einfach öffnen“. Und zwar ganz ohne Schlüssel oder Codes. Woher die Vision stammt und wie sie erreicht werden soll erklärt uns einer der Gründer im Interview.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Tobias Stötter: Wir sind Smart Access Solutions, gegründet durch Toni Epple (48), Martin Schmidt (46) und mich, Tobias Stötter (46). Wir sind nicht das klassische Startup, da wir alle schon viele Jahre Berufserfahrung haben. Toni ist Full Stack Developer, IT Consultant und Trainer. Martin war für viele Jahre Manager in den Bereichen Logistik, Einkauf und IT. Und ich bin erfahrener Produkt- und Business Developer, Stratege und Manager.

Martin und ich haben uns im Sommer 2018 im Werk1 auf einen Kaffee und zum Netzwerken getroffen. Wir hatten schon in der Vergangenheit als Kollegen zusammengearbeitet und fühlten uns beide im goldenen Hamsterrad der Corporates nicht mehr wohl. In dem Gespräch haben wir verschiedene Geschäftsideen durchgespielt und in den folgenden Wochen immer konkreter ausgearbeitet.

„Wir haben angefangen, dieses Problem selbst zu lösen“

Dabei sind wir auf ein technisch-prozessuales Problem gestoßen, für das es offenbar noch keine fertige Lösung am Markt zu kaufen gab. Also haben wir angefangen, dieses Problem selbst zu lösen. Und dabei haben wir viel positives Feedback und Zuspruch erhalten. Und viele sind mit ihren Ideen für weitere Anwendungsmöglichkeiten auf uns zugekommen.

So wurde letztendlich die Idee für die Smart Access Solutions geboren. Toni, ein alter Schulfreund von Tobias, hat uns geholfen, den ersten Prototypen zu entwickeln und wir konnten ihn schnell für die Smart Access Solutions gewinnen.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Tobias Stötter: Unsere Idee befasste sich ursprünglich mit der Übergabe von medizinischen Probenmaterialien. Wir wollten ein System entwickeln, bei dem die Proben sicher aufbewahrt und nur von der richtigen Person entnommen werden können. Schnell ist uns dann aufgefallen, dass das auch in vielen anderen Bereichen nützlich sein kann, zum Beispiel bei der Lieferung von Lebensmitteln oder dem Management von Zugangsbeschränkungen in Sicherheitsbereichen.

So sind wir dazu gekommen, mit Smart Access Solutions Lösungen zur Verwaltung und zum Betrieb von elektronischen Schließsystemen mit Fokus auf Lagerung und Logistik für den professionellen Bereich zu entwickeln. Aber auch Türschlosssysteme gehören inzwischen zu unserem Portfolio. Wir kombinieren dafür modernste Technologien aus den Bereichen Serverless Computing, Sensorik und künstlicher Intelligenz, um einfache und sichere Zugriffs- und Monitoringlösungen zu entwickeln.

Das Ergebnis unserer Bemühungen ist unsere Secure Cloud Core. Mit ihr setzen wir massentaugliche Lösungen zur Steuerung und Überwachung aller Arten von Türen oder Schlösser um. Mit unserer Predictive-Maintenance-Technologie bieten wir jederzeit einen optimalen Service.

Eine Alternative zu proprietären Insellösungen

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Tobias Stötter: Eben nicht. Es gibt natürlich einen ganzen Haufen mehr oder weniger teure digitale Schlösser. Diese sind jedoch meist proprietäre Insellösungen und lassen sich nur schwer mit anderen Anwendungen verbinden, wie etwa Raumbuchungssystemen oder Schlössern anderer Hersteller. Darüber hinaus sind die verfügbaren Schlösser meist klassische Zylinderschlösser — also ausgelegt auf Türen. Diese sind völlig ungeeignet für mobile Anwendungen, wie z.B. in Transportboxen. Außerdem bieten die Lösungen meist nur die Möglichkeit der zentralen Verwaltung, wenn die Schlösser in ein lokales Netzwerk integriert sind oder eine dauerhafte Verbindung zum Internet haben.

Unsere Lösungen wurden von Anfang an so konzipiert, dass unsere Schlösser zentral verwaltet und überwacht werden können, auch ohne Internetverbindung. Damit ist unsere Lösung optimal geeignet für batteriebetriebene Schlösser mit langer Batterielaufzeit.

Zudem steuern wir nicht nur Schlösser, sondern wir erfassen optional auch Sensordaten wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Bewegung in unseren Geräten und senden sie zurück in unsere Cloud-Lösung. Damit kann zentral festgestellt werden, ob die Umweltbedingungen für die gelagerten Güter stimmen, die Kühlkette von Lebensmitteln nicht unterbrochen oder eine Lieferung stark erschüttert wurde.

Und weil es all das eben noch nicht gab, haben wir es nicht nur entwickelt, sondern unsere Lösung auch zum Patent angemeldet.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Tobias Stötter: Eine erste Hürde war die Überwindung zur Gründung selber. Es war für uns ein großer Schritt, da wir alle in Anstellung oder als Freiberufler in Projekten ein regelmäßiges festes Einkommen gewohnt waren. Dann kam der Weg zur Entwicklung eines Minimum Viable Product und zum ersten Kunden. Jetzt sind wir auf der Suche nach neuen MitarbeiterInnen für Kundenprojekte. Und da wir vollständig eigenfinanziert sind, ist es für uns wichtig, das richtige Maß an Wachstum zu finden.

Die schlüssellose Welt von Smart Access Solutions

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Tobias Stötter: In einem Jahr werden wir gemeinsam mit unseren ersten Kunden alle Projekte erfolgreich abgeschlossen haben. Hierzu werden wir sowohl unsere bereits bestehenden Lösungen einsetzen als auch z.T. sehr komplexe Gesamtlösungen mit den Kunden neu entwickeln. In fünf Jahren wollen wir die Smart Access Solutions zu einem stabilen, innovativen, mittelständischen Unternehmen entwickelt haben.

Unsere Vision ist die einer Welt, in der sich für jeden Menschen alle Türen, alle Schubladen und alle Transportbehälter, die für ihn bestimmt sind, einfach öffnen. Ohne mechanische Schlüssel, ohne Codeeingabe oder Bedienfelder. Als würden alle Schlösser die Person vor ihr erkennen und wissen, ob sie es öffnen darf. #UnlockYourWorld.

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Tobias Stötter: München ist ein großartiger Startup-Standort. Sowohl das Land Bayern als auch die Stadt München fördern Startups sehr gut. Außerdem gibt es viele Gründerzentren. Wir hatten das Glück, im Werk1 einen fantastischen Standort gefunden zu haben. Die Unterstützung dort durch die Netzwerke, Coachings und viele andere Dinge haben uns am Anfang sehr geholfen und helfen uns heute noch täglich.

Wir erleben zunehmend, dass große Corporates ebenso wie Mittelständler die Digitalisierung in Bayern angehen. Angefangen von einfachen Workshops bis hin zur Gründung oder Beteiligung an einem Inkubator. Für Startups wie uns bietet das natürlich zahlreiche Gelegenheiten, sich einzubringen.

Munich Startup: Tee oder Kaffee?

Tobias Stötter: Wieso „oder“? Beides zur richtigen Zeit.