Das Management-Team von CRX Markets: CEO Frank H. Lutz, CFO Alexei Zabudkin und CIO Thomas Brusa (v.l.n.r.)
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CRX Markets: Fintech schafft Liquidität für Unternehmen

Das Münchner Fintech CRX Markets will der weltweit führende bankenunabhängige Anbieter für Working-Capital-Finanzierung werden. Dafür hat CRX Markets einen Marktplatz geschaffen, auf dem Unternehmen — unabhängig von einer Bank — Verbindlichkeiten und Forderungen über Geldgeber finanzieren. Ein Interview mit dem CEO Frank H. Lutz.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Frank H. Lutz: CRX Markets wurde 2012 in München gegründet. Im Jahr 2015 ist unser digitaler Marktplatz für Working-Capital-Finanzierungen live gegangen. Unser Marktplatz ist eine Plattform für Unternehmen, Banken und institutionelle Investoren. Sie bietet Unternehmen die Möglichkeit, Verbindlichkeiten und Forderungen über Geldgeber zu finanzieren. Wozu? Um das eigene Umlaufvermögen — Working Capital — zu optimieren, quasi freizusetzen, damit man es für andere Zwecke im Unternehmen einsetzen kann.

Die Idee für CRX Markets hatten die Gründer Moritz von der Linden und Carlo Kölzer. Nach dem erfolgreichen Aufbau eines digitalen Marktplatzes für den Devisenhandel gründeten sie CRX Markets. Denn auch im Bereich Working-Capital-Finanzierung fehlte eine unabhängige Plattform, auf der Unternehmen frei und ohne Bindung an eine Bank oder einen Investor agieren können.

Seit 2018 leite ich als CEO CRX Markets, zusammen mit meinen beiden Vorstandskollegen Alexei Zabudkin (CFO) und Thomas Brusa (CIO), sowie einem fantastischen Team. Wir bringen den digitalen Marktplatz gemeinsam nach vorne.

Wie Unternehmen Risiko und Abhängigkeit reduzieren

CRX Markets CEO Frank H. Lutz, unser Interviewpartner

Munich Startup: Das gibt’s doch schon längst!

Frank H. Lutz: Working-Capital-Finanzierungen gibt es natürlich schon lange. Neben Banken gibt es einige Unternehmen bzw. Startups, die sich mit Working-Capital-Finanzierung befassen. Was uns von der Masse abhebt, ist die Idee eines digitalen Marktplatzes, auf dem Unternehmen Forderungen bzw. Verbindlichkeiten über Dritte, nämlich viele unterschiedliche Banken und institutionelle Investoren, finanzieren.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Frank H. Lutz: Noch immer wird der Markt für Working-Capital-Finanzierung stark von Banken kontrolliert. Diese binden Unternehmen an ihre eigenen Finanzierungsprogramme. Unternehmen, die die Finanzierung von Working Capital flexibler gestalten wollen, kooperieren oft mit mehreren Banken.

So können Unternehmen Risiko und Abhängigkeit reduzieren, erhöhen aber gleichzeitig den Kontrollaufwand und steigern die Intransparenz. Ganz zu schweigen von dem Aufwand der technischen Integration unterschiedlicher Lösungen und der gesonderten buchhalterischen und vertraglichen Abwicklung.

CRX Markets löst genau dieses Problem. Unternehmen, die sich für uns entscheiden, werden einmalig durch ein Add-On an den digitalen Marktplatz angeschlossen und haben anschließend Zugang zu einer Vielzahl von Geldgebern. Durch die Abwicklung aller Geschäfte auf einer Plattform hat der Kunde vollständige Transparenz und Kontrolle aller Working-Capital-Finanzierungen. Er kann seinen Liquiditätspool ausbauen und gleichzeitig besser vergleichen und steuern. Durch die nahtlose Integration in die ERP-Systeme des Kunden werden die Prozesse vollständig automatisiert. Darüber hinaus wird die rechtliche Dokumentation durch die Nutzung einer Plattform deutlich reduziert.

Wie überzeugt ein unbekanntes Fintech die Global Player?

Munich Startup: Was war bisher Eure größte Herausforderungen?

Frank H. Lutz: Die größte Herausforderung war es, die ersten Kunden von einer noch nicht erprobten Lösung zu überzeugen. Bei der Finanzierung von Working Capital auf ein noch unbekanntes Fintech-Unternehmen zu setzen, bedarf viel Überzeugungsarbeit. Zumal die Nutzung unseres Marktplatzes den Anschluss der Kernsysteme von Unternehmen erfordert. Das hierfür notwendige Vertrauen mussten wir uns bei jedem einzelnen Kunden erarbeiten.

Durch erste Erfolge und dem Onboarding namhafter Kunden ist die Kundenakquise leichter geworden. Wir sind stolz auf unsere Kunden. Hierzu zählen unter anderem Nestlé, Vattenfall und Daimler.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Frank H. Lutz: Im Jahr 2019 haben wir über 2,5 Milliarden Euro über unseren digitalen Marktplatz finanziert. Stand heute arbeiten wir mit Lieferanten aus über 45 Ländern auf fünf Kontinenten zusammen, die täglich über unsere Plattform in unterschiedlichen Währungen von über 30 Banken und institutionellen Investoren mit Liquidität versorgt werden. Tendenz steigend.

Gerade in Krisenzeiten erweist sich unsere Plattform wichtiger denn je. Unternehmen, die bereits unseren digitalen Marktplatz nutzen, wickeln mehr Finanzierungen ab und erkennen den Vorteil, auf unterschiedliche Geldgeber, Banken und institutionelle Investoren, zugreifen zu können.

Eine Plattform auch für Krisenzeiten

Munich Startup: Wieso wolltet Ihr bislang unter dem Radar fliegen?

Frank H. Lutz: Wir fliegen gar nicht wirklich unter dem Radar. Denn in der Branche kennt man uns sehr wohl. Und immer mehr Unternehmen interessieren sich für unseren Marktplatz. Sicherlich auch, weil global agierende erfolgreiche Unternehmen bereits mit uns kooperieren. Und weil die Fakten für uns sprechen.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Frank H. Lutz: Unsere Vision ist es, der weltweit führende bankenunabhängige Marktplatz für Working-Capital-Finanzierung zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns Etappenziele gesetzt:

  • Als erstes wollen wir unsere führende Marktposition für Working-Capital-Finanzierung in der DACH-Region festigen, indem wir die absolute Kundenanzahl und das über den Marktplatz abgewickelte Finanzierungsvolumen weiter steigern.
  • In einem zweiten Schritt wollen wir in neue Märkte expandieren. Hier liegt der Fokus auf den skandinavischen Ländern, den Benelux-Staaten sowie Großbritannien.
  • Abschließend ist dann eine globale Expansion das strategische Ziel.

„Wir streben das Label „Unicorn“ nicht an“

Munich Startup: Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Frank H. Lutz: Ganz ehrlich? Wir streben das Label „Unicorn“ nicht an. Mit unserem digitalen Marktplatz für Working-Capital-Finanzierung wollen wir einen signifikanten volkswirtschaftlichen Beitrag leisten. Sogar oder gerade in Krisenzeiten.

Wir sind optimistisch, dass sich dies auch in einer steigenden Bewertung von CRX Markets niederschlagen wird. Im Moment konzentrieren wir uns allerdings darauf, noch mehr Kunden und Geldgeber auf unseren Marktplatz zu bekommen.

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Frank H. Lutz: München ist der ideale Standort für Startups. In der bayerischen Metropole sind nicht nur viele Global Player ansässig. München zieht auch viele gut ausgebildete Fachkräfte an, die für die Expansion von Unternehmen wichtig sind. Für eine wissenschaftliche Zusammenarbeit profitiert man als Startup von den international anerkannten Hochschulen in München. Und natürlich ist die Lebensqualität in München mit den vielen Grünflächen, Seen und den Bergen einfach toll.

CRX Markets: Aktionärsstruktur aus „Friends & Family“

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Frank H. Lutz: Mit einer Aktionärsstruktur aus „Friends & Family“, die uns seit über sieben Jahren treu ist und schon zwölf Kapitalrunden begleitet hat, ist diese Frage einfach zu beantworten: Wir brauchen und haben einen langen Atem, um CRX Markets zum weltweit führenden bankenunabhängigen Anbieter für Working-Capital-Finanzierung zu machen.