Foto: Andreas Heddergott - München Tourismus

So stark hat Corona die Münchner Wirtschaft getroffen

Die Landeshauptstadt München hat den Jahreswirtschaftsbericht 2020 vorgelegt. Darin finden sich erste Zahlen, welche Branchen der Münchner Wirtschaft besonders hart von der Krise getroffen wurden und mit welchen Steuerausfällen die Stadt rechnet.

Die Münchner Wirtschaft befand sich zum Ausbruch der Corona-Krise in einer denkbar günstigen Situation. Die Arbeitslosigkeit lag zum Jahresende 2019 mit 3,3 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit 22 Jahren. Insgesamt waren in der Landeshauptstadt 897.140 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt – so viele wie nie zuvor. Auch die Kaufkraft der Münchner lag Ende vergangenen Jahres mit 33.705 Euro je Einwohner auf einem neuen Höchststand und 42 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Dennoch erwartet die Landeshauptstadt für einige Branchen dramatische Einbrüche durch die Corona-Krise.

Branchen sehr ungleich von der Krise betroffen

So haben der Einbruch des Konsums hochwertiger Konsumgüter wie Autos sowie unterbrochene internationale Lieferketten das verarbeitende Gewerbe heftig getroffen. Der Umsatz ist in diesem Bereich vom März zum April 2020 um 36,7 Prozent gesunken, der Auslandsumsatz um 34,9 Prozent. Die Steuereinnahmen aus diesem Bereich brachen um 41 Prozent ein. Im verarbeitenden Gewerbe sind 16 Prozent der Münchner Beschäftigten tätig. Die Branche trägt zu 24 Prozent der Wertschöpfung Münchens bei.

Das Gastgewerbe und den Tourismus hat es noch härter erwischt. Fehlende Großveranstaltungen und Messen sowie der stark eingeschränkte Tourismus sorgen für einen immensen Einbruch in diesem Bereich. Alleine die Absage des Oktoberfests wird Umsatzausfälle in Höhe von 1,23 Milliarden Euro verursachen. Im April sind die Umsätze im Vergleich zum März bereits um mehr als drei Viertel eingebrochen. 28,4 Prozent der Beschäftigten verloren ihre Jobs.

Den Einzelhandel hat die Krise in sehr unterschiedlichem Ausmaß beeinflusst. Während Bekleidungs-, Textil- und Schuhgeschäfte einen Einbruch von über 80 Prozent zu beklagen hatten, verzeichnete der Lebensmitteleinzelhandel ein Umsatzplus von 13,4 Prozent.

Für die Kultur- und Kreativwirtschaft erwartet der Bericht existenzbedrohende Einbußen, die auch kaum nachzuholen seien. Anhaltende Beschränkungen und die Absage von Großevents sowie die Kürzung von Marketing- und Kulturbudgets würden auch über die nächsten Monate hinaus für eine prekäre Situation sorgen.

Auf dem Arbeitsmarkt sind ebenfalls schon deutliche Folgen der Krise sichtbar: Statt der sonst üblichen Frühjahrsbelebung stieg die Arbeitslosenquote im April um 0,8 Prozentpunkte auf 4,3 Prozent und im Mai ein weiteres Mal auf jetzt 4,8 Prozent.

Die Landeshauptstadt stellt sich auf immense Einnahmeausfälle ein. Im sogenannten Base-Case-Szenario erwartet die Stadtverwaltung einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in München um 5 Prozent. Dies hätte geringere Steuereinnahmen von rund 662 Millionen Euro in diesem Jahr zur Folge. Durch Sparprogramme und Kreditaufnahme sollen die Einnahmeausfälle kompensiert werden.

‚Recovery-Projekte‘ sollen Münchner Wirtschaft wieder auf die Beine helfen

Durch eine Vielzahl wirtschaftspolitischer Maßnahmen versucht die Landeshauptstadt, die Folgen der Krise abzumildern. So können Gewerbe ihre Steuerzahlungen stunden. Auch die Münchner Gewerbehöfe gewähren ihren Mietern Stundungen. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft, die ReDI School München und UnternehmerTUM haben mit der Initiative ‚Mia gehn online!‘ Einzelhändler bei der Digitalisierung unterstützt. Die Initiative #muenchenhältzamm hat während des Lockdowns einen Online-Marktplatz für die Münchner Wirtschaft geschaffen Gastronomiebetriebe dürfen ihre Freischankflächen vorübergehend kostenfrei erweitern.

Im Rahmen sogenannter ‚Recovery-Projekte‘ erarbeitet die Stadtverwaltung außerdem Strategien, um die Münchner Wirtschaft nach der Krise wieder aufzubauen. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft will dazu die digitale Infrastruktur in der Stadt stärken, Glasfaser- und Mobilfunknetze ausbauen. München soll außerdem Vorreiter beim Einsatz von Blockchain-Technologie werden.

„Die Corona-Krise hat gravierende Auswirkungen auch für den Wirtschaftsstandort München. Wie schnell sich die Stadt davon erholen kann, wird davon abhängen, wie schnell Mittel zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gefunden werden“,

sagt Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft.

„Wir sehen, dass sich auch ein hoch diversifizierter Standort wie München vor den Folgen eines Lockdowns nicht schützen kann. München bringt aber als dynamischer Wirtschafts-, Wissens- und Innovationsstandort mit einem hohen Anteil an Hightech-Branchen alle Voraussetzungen mit, um sich diesen Herausforderungen zu stellen. Zusätzlich will ich alle Mittel der kommunalen Wirtschaftspolitik, die mir zur Verfügung stehen, einsetzen, um die Folgen für alle in München ansässigen Branchen abzumildern.“