Join the Club – Neues von Cook and Code

HTML, JavaScript oder Python (kennen)lernen in 90 Minuten – wem die Crashkurse von Cook and Code bislang nicht ausgereicht haben, der kann sich jetzt freuen. Denn seit Kurzem gibt es den Cook and Code Club, der auf mehr Kontinuität beim 'Programmieren lernen' setzt. Welche Vorteile Club-Mitglieder haben und was eigentlich aus der Idee des Programmier-Cafés wurde, erzählt uns Gründer Alex Hoffmann im Interview.

Munich Startup: Für alle, die Cook and Code noch nicht kennen: Erkläre bitte kurz, was dahintersteckt und wie Du auf die Idee gekommen bist.

Alex Hoffmann: Cook and Code bietet IT-Kurse für absolute Anfänger. Dazu zählen vor allem Programmierkurse im Bereich der Webentwicklung. TeilnehmerInnen lernen beispielsweise, eine App oder eine Webseite umzusetzen. Aber bei Cook and Code soll es nicht nur darum gehen, Programmieren zu lernen, sondern auch ein Selbstbewusstsein rund um dieses Thema zu entwickeln.

Mit Programmierkursen wollte ich ursprünglich mein Studium finanzieren, da ich damals schon den Bedarf gesehen habe, dass viele Leute sich IT-Wissen aneignen möchten. Nachdem bei bestehenden Trainingsanbietern aber zu dem damaligen Zeitpunkt keine Trainer-Stelle offen war, habe ich Cook and Code entwickelt. Dabei half auch, dass ich zum damaligen Zeitpunkt an dem Academic Program for Entrepreneurship (APE) des SCE teilgenommen habe.

Cook and Code
Cook and Code-Gründer Alex Hoffmann in Aktion. (Foto: Cook and Code)

Die ursprüngliche Idee von Cook and Code war: Man bringt Leute mit einem IT-Problem – wie beispielsweise einem kaputten Laptop – mit IT-Experten zusammen, die dieses Problem lösen können. Das mitgebrachte Essen kann dann als Art Entschädigung gesehen werden. Dieser Ansatz hat auch super funktioniert, es kamen jede Menge Leute mit kaputten Geräten und Essen und ITler, die locker einen Stundensatz von 200 Euro hatten. Allerdings waren diese offenen Treffen nicht wirklich planbar: manchmal kamen auf 30 Leute nur noch zwei ITler. Ab dem Zeitpunkt war mir klar, dass dieses offene Modell nicht dauerhaft umsetzbar ist und ich mich lieber auf IT-Schulungen konzentrieren sollte. Seitdem bietet Cook and Code vor allem Workshops und Seminare für Anfänger an.

Munich Startup: Welche Kurse bietet ihr an?

Alex Hoffmann: Unser Angebot besteht zum einen aus Crashkursen, die in 90-minütigen Einheiten den TeilnehmerInnen einen Einblick in Themen wie HTML, JavaScript, Python oder Chatbots geben sollen.

Als neues Element gibt es seit Kurzem den Cook and Code Club. Hier können Club-Mitglieder anhand von eigenen Projekten programmieren lernen, also beispielsweise durch die Umsetzung einer eigenen Webseite oder einer App. Die Kurse im Club-Bereich bauen – im Gegensatz zu den Crashkursen – aufeinander auf.

Feste Termine wie beim Fußballtraining

Ursprünglich bin ich ja davon ausgegangen, dass 90-minütige Crashkurse ausreichen. Es hat sich im Laufe der Zeit aber gezeigt, dass viele Menschen gerne weitermachen würden. Und dass es ihnen enorm hilft, einen fixen Termin, einen festen AnsprechpartnerIn und eine Gruppe zu haben – wir vergleichen das gerne mit dem Fußballtraining, dass einmal in der Woche stattfindet. Der Club bringt eine gewisse Kontinuität rein, so kann sich Gelerntes auch festsetzen.

Club-Mitglied kann man natürlich auch ohne konkretes Projekt werden. Wir finden immer spannende Sachen, die umgesetzt werden können. Aktuell programmieren beispielsweise TeilnehmerInnen die Webseite für einen Poetry Slam.

Feste Termine und konkrete Projekte sollen beim Cook and Code Club helfen, Gelerntes besser zu verinnerlichen. (Foto: Cook and Code)

Munich Startup: Welche Vorteile haben Club-Mitglieder?

Alex Hoffmann: Kurz zusammengefasst:

  • TeilnehmerInnen haben durch feste Termine Kontinuität
  • Termine sind frei wählbar
  • TeilnehmerInnen haben konkrete Projekte, an denen sie sich orientieren können
  • Club-Mitgliedern wird zusätzliches Lernmaterial und Lern-Aufgaben zu Verfügung gestellt
  • TeilnehmerInnen erhalten Zugriff auf die exklusive Slack-Community von Cook and Code, in der sie sich mit anderen austauschen und konkretes Feedback abholen können

Munich Startup: Spielt Essen überhaupt noch eine Rolle?

Alex Hoffmann: Mit Corona ist gemeinsames essen von mitgebrachten Speisen jetzt gerade leider nicht mehr möglich. In der Nach-Corona-Zeit ist das Mitbringen von Essen in den Crashkursen aber wieder angedacht. Bei Cook and Code Club spielt Essen keine große Rolle mehr, da Mitglieder hier ja einen Monatsbeitrag bezahlen. Aber auch hier soll es – wenn es COVID-19 wieder erlaubt – exklusive Community-Treffen geben, bei denen dann auch der Fokus auf das kulinarische und gemütliche Beisammensein gelegt wird.

„Corona hat uns in die Digitalisierung gedrückt“

Munich Startup: Stichwort Corona – wie hat das Cook and Code getroffen?

Alex Hoffmann: Es hat dazu geführt, dass wir den Club gegründet haben und dass wir auf der Webseite kostenlose Lernvideos zur Verfügung stellen. Es hat uns – genauso wie Schulen beispielsweise – in die Digitalisierung gedrückt. Das Schöne dabei ist, dass wir jetzt nicht mehr nur Leute in München erreichen können, sondern bundesweit.

Munich Startup: Programmieren steht immer noch nicht als reguläres Unterrichtsfach in den Lehrplänen – woran scheitert das Deiner Meinung nach?

Alex Hoffmann: Nach wie vor mangelt es an dem Bewusstsein, wie wichtig dieses Thema ist. Und wenn die Eltern oder Lehrer das nicht sehen, wie soll das dann bei Kindern ankommen.

Meine Erfahrung ist, dass es viel auf Eigeninitiativen von Lehrern und Eltern ankommt. In den letzten Jahren bekomme ich zunehmend Anfragen zu Privatunterricht. Viele Schulen wünschen sich beispielsweise AGs für den Nachmittagsunterricht, weil die Kurse so leichter in die Unterrichtspläne eingebaut werden können. Aber wie gesagt: es steht und fällt mit dem Bewusstsein und der Eigeninitiative.

Ein weiteres Problem, das ich sehe: Programmieren ist immer noch mit dem Stereotypen eines isolierten Nerds, der den ganzen Tag im Keller vor dem Computer sitzt, besetzt. Was viele nicht sehen ist, dass Softwareentwicklung auch viel mit Kommunikation und Teamwork zu tun hat und deswegen auch die richtige Berufswahl für Leute ist, die ‚etwas mit Menschen‘ machen wollen.

Zwar hat das eigene Programmier-Café nicht geklappt, die Idee von eigenen Räumlichkeiten, einer Art ‚Safe Space‘ rund ums Programmieren hat Alex Hoffmann aber noch nicht aufgegeben. Foto: Cook and Code

Munich Startup: Was müsste denn passieren, dass dieser doch sehr männlich dominierte Berufszweig diverser wird?

Alex Hoffmann: Das ist auch ein Thema, das eigentlich so widersprüchlich ist. Ursprünglich gab es ja mehr Programmiererinnen als Programmierer. Mit dem Schritt, dass der Computer in den Privathaushalt gekommen ist, hat sich das allerdings geändert. Der Computer wurde – vielleicht durch Werbung – männlich stereotypisiert.

Meine Erfahrung ist, dass es sehr stark davon abhängt, was Eltern ihren Kindern vorleben. Das Interessante ist, bei den Kinderkursen nehmen hauptsächlich Jungen teil und bei den Erwachsenenkursen von Cook and Code hauptsächlich Frauen.

Safe Space für ‚dumme Fragen‘

Munich Startup: In unserem letzten Interview 2016 stand noch ein Programmier-Café im Raum. Was ist aus dieser Idee geworden?

Alex Hoffmann: Die Crowdfunding-Aktion dazu ist ja leider gescheitert. Für die 40.000 Euro, die ich einsammeln wollte, wurde ich auch oft kritisiert, weil sie vielen als zu hoch erschien – aber Experten aus der Gastronomie meinten damals bereits zu mir, dass ich eine weitaus höhere Summe benötigt hätte. Ich glaube, diese Gespräche mit Gastro-Experten haben mir auch die Augen etwas geöffnet. Ich habe dann – nach der gescheiterten Crowdfunding-Aktion – beschlossen, mich auf die Kurse zu konzentrieren.

Und jetzt habe ich ja eine kleine Location im Zentrum von München und kann hier das anbieten, was der Grundgedanke vom Café war: einen Treffpunkt, an dem man zusammen Programmieren lernen kann.

Wenn sich der Club jetzt aber etabliert, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es doch noch zu einem Café oder einer anderen Art ’sicheren Ort‘ kommen könnte, an dem vermeintlich ‚dumme‘ Fragen gestellt werden können. Einen Ort, der auch mehr Diversität zulässt.

Munich Startup: Danke für das Interview, Alex.