© Magment

Magment entwickelt magnetischen Beton für induktive Anwendungen

Smartphones, Kopfhörer und andere kleine Geräte können mit Hilfe von Ladeschalen schon länger kabellos geladen werden. Doch würde das auch bei größeren Dingen funktionieren, wie zum Beispiel Autos? Das Münchner Startup Magment sagt ‚Ja‘ und hat hierfür magnetischen Beton für induktive Anwendungen entwickelt. Wir haben mit Mauricio Esguerra, dem Co-Founder und Geschäftsführer von Magment, gesprochen.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Mauricio Esguerra, Magment: Wir sind erfahrene Entwicklungs- und Geschäftsleute, die Magment vor fünf Jahren gegründet haben. Mein Partner Ralph Lucke ist Materialwissenschaftler, ich bin Physiker, und inzwischen haben wir ein Team, das uns in allen Belangen unterstützt – in Richtung Elektrotechnik genauso wie bei der Geschäftsentwicklung, alles was dazu gehört. Und das Team wächst immer mehr, wir sind momentan zu zwölft und hoffen, bis Ende des Jahres 15 Leute zu sein.

Unser Startup basiert auf einem ersten Patent, das wir vor 18 Jahren angemeldet haben: Magnetischer Beton für induktive Anwendungen. Wir haben dann beschlossen, auf Basis dieser Erfindung, die wir von unserer alten Firma übernommen haben, Magment zu gründen. Wir sind das einzige Unternehmen weltweit, das diese Technologie hat. Inzwischen haben wir sieben weitere Schutzrechte erhalten bzw. angemeldet.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Mauricio Esguerra, Magment: Wir haben uns vorgenommen, die Art und Weise, wie elektrische Fahrzeuge geladen werden, total zu ändern. Momentan ist es eine Art Kabelsalat, das sieht man zum Beispiel bei E-Autos. E-Scooter müssen für das Laden sogar woanders hingebracht werden, und dann werden sie am nächsten Tag zurückgebracht. Durch unsere induktive Ladetechnik können Fahrzeuge, egal welcher Art, entweder beim Parken oder beim Fahren laden. Uns geht es dabei nicht nur um E-Autos oder E-Scooter – ganz besonders wichtig sind für uns zum Beispiel auch Gabelstapler und Industrieroboter. Die können in einem Warenhaus oder einem Lager einfach laden, während sie fahren und arbeiten.

„Wir schaffen die gleichen Wirkungsgrade wie beim Laden mit Kabel“

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Mauricio Esguerra, Magment: Nicht in dieser Form. Bisher war das größte Hindernis für eine solche Technologie, dass es noch keine weltweite Norm für die Aufladung gab, die für sämtliche Fahrzeuge aller Hersteller gilt. Diese Norm wird erst jetzt im Juli veröffentlicht. Außerdem ist ein hoher Wirkungsgrad bei der Aufladung die Voraussetzung dafür, dass ein solches System erfolgreich sein kann. Wir schaffen die gleichen Wirkungsgrade wie beim Laden mit Kabel, zwischen 90 und 94 Prozent der genutzten Energie kommen beim Fahrzeug an. Die Voraussetzung hierfür ist die Verwendung von Spulen in Verbindung mit magnetischen Materialien. Nur konventionelle Materialien sind viel zu teuer und nicht in ausreichenden Mengen verfügbar. Durch die Anwendung von Betontechnologie hingegen können wir das Ganze sehr kostenattraktiv und absolut skalierbar machen. Hierzu nutzen wir sozusagen statt Sand und Kies magnetische Partikel, die wir zum Zement hinzu mischen. So können wir ganz gewöhnliche Betongießverfahren anwenden.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Mauricio Esguerra, Magment: Wir haben drei große Herausforderungen, die wir nach und nach meistern. Die erste war die Industrialisierung unseres Prozesses. Wir arbeiten hier mit allen großen Zementherstellern zusammen, die uns auch sehr stark unterstützt haben. Diese Hürde konnten wir bereits erfolgreich nehmen.

Die nächste Herausforderung war, die richtigen Märkte für unseren Start zu finden. Es ging ja um eine neue Anwendung, also haben wir für uns ein paar wenige Zielmärkte definiert: E-Scooter, Logistik und auch die sogenannten Flottenfahrzeuge, also Taxis oder Shared Cars. Diese Märkte können wir mit unserem Angebot besser erreichen als zum Beispiel Endverbraucher. Wir haben also auch diese Hürde nehmen können.

Auf der Suche nach Investoren

Die dritte Herausforderung ist momentan die schwierigste, die Finanzierung. Wir sind dabei, Investoren an Land zu ziehen, die uns bei unserer Vermarktung helfen. Wir haben allerdings den enormen Vorteil, dass wir das Arbeitskapital mit unseren Zementpartnern abwickeln können. Das heißt also, unsere Finanzierung geht mehr in Richtung der noch laufenden Produktentwicklung und natürlich der Geschäftsentwicklung.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Mauricio Esguerra, Magment: Die Geschäfte laufen gut, wir konnten bereits im letzten Jahr sehr viele Prototypen verkaufen. Dazu zählen Projekte im Bereich Scooter in München und an der Purdue University in den USA, im Bereich der Mikromobilität und auch in der Logistik. Wir sind mit unseren Aufträgen gut vorangekommen. Das heißt bis Ende des Jahres werden wir unser erstes Umsatzziel erreichen können.

YouTube

Für das Abspielen des Videos nutzen wir YouTube. Dadurch werden Daten an externe Dienste sowie in unsichere Drittländer übermittelt. Um das Video anzeigen zu können, benötigen wir Ihre Einwilligung. Die Einwilligung kann jederzeit für die Zukunft widerrufen werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Ich willige ein und möchte das Video laden.

Auch in Sachen Corona haben wir ein Projekt im Bereich Scooter umsetzen können. Gerade dort gab es das Problem, dass viele UserInnen es vermieden haben, die Fahrzeuge anzufassen, die andere NutzerInnen zuvor verwendet haben. Dafür haben wir mit einem Partner eine neue Technologie eingeführt, eine UV-Desinfektionsanlage. Diese bieten wir jetzt zusammen mit der induktiven Lade-Infrastruktur an – also eine kontaktlose Gesamtlösung zum Laden und Desinfizieren von E-Scootern. Natürlich war das aus der Not heraus geboren, weil unser Geschäft mit Scootern wegen Corona gelitten hat. Aber durch diese neue Lösung konnten wir uns sehr gut positionieren. Wir hoffen, dass wir auch hier bald pilotieren können.

Magment hadert ein wenig mit München

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Mauricio Esguerra, Magment: München ist als Startup-Standort einerseits ideal, weil wir hier unglaublich viele Ressourcen und sehr viele Möglichkeiten haben, uns mit Technologien und Partnerschaften aller Art einzudecken. Aber wir finden momentan noch die Reaktion der Stadt etwas zu zögerlich. Wir hatten beispielsweise das Pilotieren der Desinfektionsanlagen der MVG vorgeschlagen. Aber dort ist man noch nicht so ganz überzeugt. Dafür haben wir andere Städte gefunden, mit denen das funktioniert, wie Thessaloniki, Barcelona oder Arego in Portugal. Wir hoffen, dass vielleicht ein bisschen mehr Enthusiasmus zurückkehrt.

Aber wiederum sehr positiv in München ist zu verzeichnen, dass wir unsere ersten Piloten am Schwabinger Tor platzieren können. Das ist ein wunderbares Areal, weil es sich dabei um einen Privatgrund handelt. Insofern läuft dort alles ein bisschen leichter. Wir hoffen, dass wir hier sehr viele Kunden anziehen können, die etwas demonstriert sehen wollen. München bietet sich hierfür optimal an.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Mauricio Esguerra, Magment: Noch sind wir ein Hidden Champion, aber unsere Sichtbarkeit wird in den sozialen Netzwerken weltweit immer höher. Die Idee, mit Beton induktiv zu laden, setzt sich langsam durch, das ist sehr disruptiv, sehr neu und sehr anders. Wir bekommen unglaublich viel Post und unglaublich viele Anfragen aus der ganzen Welt, so dass wir merken, dass sich unser Status langsam Richtung Shooting Star verändert.