Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!
Custom Surgical: Die Idee hinter unserer Firma entstand vor etwa zwei Jahren in Chile, nachdem unser CEO, Federico (32), Mechatroniker und MSc Biomedical Computing (TU München) mit zehn Jahren Berufserfahrung als klinischer Spezialist den renommierten Retinologen Dr. Daniel Alarcón (43) kennengelernt hat und zusammen mit ihm und mit anderen Ärzten das MicroREC, unser erstes Produkt, entwickelte. Inzwischen ist unser Team um weitere Experten in den Bereichen Marketing und Vertrieb, Software und biomedizinisches Ingenieurwesen gewachsen.
Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?
Custom Surgical: Unser Ziel als Unternehmen ist es, jeder Person auf diesem Planeten einen Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Wir fokussieren uns aufgrund unseres Netzwerks und der Expertise unseres Teams zunächst auf den Bereich der Augenheilkunde. Unsere Produkte ermöglichen es Augenärzten, ihre Eingriffe einfach digital aufzuzeichnen und ihre Smartphones für telemedizinische Anwendungen zu nutzen. Durch die Möglichkeiten, die sich mit unserem Produkt erschließen, werden zahlreiche, in diesem Bereich häufig auftretende, Kommunikationsprobleme gelöst: Wir ermöglichen es jedem Augenarzt, die eigenen Patienten aus der Ferne zu untersuchen, die eigene Arbeit unabhängig vom Budget mit der medizinischen Gemeinschaft zu teilen und Untersuchungsergebnisse in schwierigeren Fällen mit den Kollegen zu besprechen. Des Weiteren hat unser Produkt großes Potenzial im Bereich der medizinischen Ausbildung genutzt zu werden.
Custom Surgical: „Unser Produkt ist leichter, mobiler, und im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten wesentlich preisgünstiger“
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Custom Surgical: Unsere Konkurrenten sind im Wesentlichen einige große Hersteller medizinischer Geräte und Mikroskope. Einige von ihnen haben spezielle Kameras entwickelt, die ebenfalls die Aufzeichnung von Untersuchungen und von Operationen am Auge ermöglichen. Allerdings funktionieren diese Kameras nur auf den Geräten des jeweiligen Herstellers. Unsere Lösung hingegen ist mit den Mikroskopsystemen fast jedes Herstellers kompatibel. Außerdem ist unser Produkt leichter, mobiler, und außerdem im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten wesentlich preisgünstiger, und das sowohl in der Anschaffung als auch in der Nutzung.
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Custom Surgical: Wir hatten bisher vor allem mit drei Herausforderungen zu kämpfen:
- Logistik: Am Anfang war die Teilnahme an Kongressen unser wichtigstes Marketinginstrument und unser wichtigster Vertriebskanal. Im Laufe unseres Wachstums erhielten wir jedoch immer mehr Online-Bestellungen aus einer Vielzahl verschiedener Länder. Da jedes Land, in welches wir unsere Systeme exportieren wollen, andere Importvorschriften hat und sich auch die Versandkosten und Umsatzpotenziale stark unterscheiden, haben wir uns zunächst darauf konzentriert, unseren Versandprozess zu standardisieren und unsere Kosten zu optimieren, um so den Import in bestimmte Zonen zu erleichtern und die Kundenerfahrung mit uns zu verbessern.
- Skalierung: Aufgrund der stark zunehmenden Anzahl von Kunden aus verschiedenen Ländern, haben wir nach Lösungen gesucht, unseren Vertrieb zu skalieren. Also haben wir uns auf die Suche nach Händlern gemacht, die unsere Geräte für uns vertreiben würden und uns so die Möglichkeit bieten würden, in großen Mengen zu verkaufen und gleichzeitig mehr Endkunden zu erreichen. Dies hat zum einen erfordert, unsere Marketing- und Verkaufsstrategien zu ändern und zum anderen effizienten Prozesse in Bezug auf Verhandlungen, die Durchführung von Due-Diligence-Prüfungen und die Ausgestaltung von Vertragsunterlagen aufzubauen.
- Produktion: Die aktuelle Pandemie hat Unternehmen wie unseres, die die Vorteile neuer Anwendungsmöglichkeiten von IKT in die Medizin bringen, begünstigt. In den letzten Monaten haben wir einen exponentiellen Anstieg der Nachfrage beobachtet und hatten Mühe unsere Produkte schnell genug zu produzieren. Um mit diesem Wachstum Schritt zu halten, haben wir unser Team vergrößert und einige unserer Prozesse optimiert. Tatsächlich hat Business Insider kürzlich die Liste der am schnellsten wachsenden deutschen Startups veröffentlicht, in der wir uns gegenüber mehr als 16.000 Startups behaupten konnten und es so auf Platz 36 geschafft haben.
„Wussten schon sehr früh, dass wir einen Product-Market-Fit gefunden haben“
Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?
Custom Surgical: Durch die Präsentation unseres ersten Produkts auf Kickstarter und die Finanzierung durch unsere Kunden wussten wir schon sehr früh, dass wir einen Product-Market-Fit gefunden hatten. Daher schätzen wir uns extrem glücklich, dass wir durch Bootstrapping bereits zu einem so frühen Zeitpunkt fünfstellige Umsätze pro Monat generieren und ein so starkes Wachstum erleben. Bis dato, Stand Juli 2020, haben wir in fast 30 Länder verkauft. Um uns zukünftig noch schneller auf dem Markt zu etablieren, haben wir einige Verbesserungen an unserem Produkt vorgenommen und unser Angebot diversifiziert. Für das nächste Jahr erwarten wir eine Steigerung unseres Umsatzes um das 5-fache im Vergleich zu diesem Jahr. Für Anfang 2021 planen wir eine Series-A-Finanzierungsrunde abzuschließen – an alle Investoren da draußen: Wendet Euch bei Interesse gerne an uns!
Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?
Custom Surgical: München ist für Unternehmer eine großartige Stadt, ganz besonders im Bereich Medtech. Die Startup-Szene bietet eine Menge Veranstaltungen und ein großartiges Netzwerk an, um potenzielle Partner kennenzulernen und von anderen sehr erfolgreichen Unternehmern zu lernen. Die Stadt zieht auch viele Investoren an und verfügt über eine große Anzahl an Förderprogrammen für junge Unternehmensgründungen. Wir selber haben erst vor kurzem am Xpreneurs-Accelerator-Programm von der UnternehmerTUM teilgenommen. Zusätzlich gibt es durch den Umstand, dass zwei der besten Universitäten der Welt in München angesiedelt sind (TUM und LMU), sehr viele junge Talente in der Stadt. Außerdem finden Gründungsteams aufgrund der Nähe zu den Universitäten auch Zugang zu führenden Forschungseinrichtungen und Experten auf so ziemlich jedem Gebiet.
Munich Startup: Coworking oder eigenes Office?
Custom Surgical: Unser Münchner Büro befindet sich zur Zeit im Coworking Space von Plug and Play. In unserem Team sind aber auch mehrere Mitglieder, die in anderen Ländern wohnen (Brasilien, Kolumbien, Rumänien, Frankreich…) und in ihrem Fall daher von zu Hause aus arbeiten.