Die Gründer Michael Giese (links) und Alexander Sieverts.
© Itsmydata

Itsmydata: Mehr Transparenz im Datengeschäft

Das Münchner Startup Itsmydata will mehr Gerechtigkeit ins Datenbusiness bringen. JedeR einzelne InternetnutzerIn soll damit wissen können: Wo sind meine Daten überall gelandet – und was für Daten sind das überhaupt? Und dann per Klick entscheiden können: will ich die eigenen Daten für mich behalten oder löschen lassen – oder damit selbst Geld verdienen?

Die beiden Itsmydata-Gründer Michael Giese – vormals bei der Schufa und bei großen Versicherungsunternehmen angestellt – und Alexander Sieverts – früher Geschäftsführer bei einer Datenanalysefirma – sind alte Hasen, was Daten und deren Nutzung angeht. Kennengelernt haben sich Giese und Sieverts bei einer Konferenz. Dort sollten sie eine Studie vorstellen – ohne sich gegenseitig oder die Inhalte der Studie wirklich zu kennen. Was nach einer vorprogrammierten Katastrophe klingt, gelang den beiden. Das legte den Grundstein für eine langjährige Freundschaft – die nun auch zur die Gründung von Itsmydata führte. 

Seit die beiden 2006 bei einer Konferenz ins kalte Wasser geworfen wurden wissen Alexander Sieverts (rechts) und Michael Giese, dass sie als Duo gut funktionieren.

Die Idee des Münchner Startups klingt simpel – und ist bislang einzigartig. Über die Plattform können NutzerInnen in einem ersten Schritt herausfinden, welche Daten bei welchem der aktuell gelisteten 100 Unternehmen, Versicherungen oder Vereinen gespeichert sind. Im zweiten Schritt können sie eine Löschung veranlassen – oder mit den Daten selbstbestimmt arbeiten und sie zu Geld machen. Nur die NutzerInnen können kontrollieren, wer Zugang zu den Daten bekommt oder bei wem das Münchner Startup eine Löschanfrage stellen soll. Wenn sich jemand dazu entscheidet, selbst mit den Daten Geld zu verdienen, gibt er oder sie den Unternehmen gezielt Zugang zu den eigenen, anonymisierten und verschlüsselten Daten. Und das Geschäftsmodell von Itsmydata legt auf den festgelegten Preis eine Transaktionsgebühr drauf, die den Käuferunternehmen in Rechnung gestellt wird. 

Itsmydata schließt eine Gerechtigkeitslücke

Gründer Alexander Sieverts erklärt:

„Itsmydata schließt ein Gerechtigkeitslücke. Wir wissen, dass Daten für viele Unternehmen und Geschäftsmodelle wichtig sind – und im Grunde unbezahlbar. Gleichzeitig sind persönliche Daten das Eigentum jedes einzelnen. Es kann also nicht sein, dass andere damit Geld verdienen – womöglich ohne Zustimmung des Betroffenen.“ 

Eine gute Idee, denn oftmals wissen wir gar nicht, wer welche Daten von uns gesammelt hat. selbst wenn wir vorsichtig damit umgehen. Und wer erfahren hat, wie mühsam es trotz neuer DSGVO ist, Daten bei manchen Unternehmen wirklich löschen zu lassen, wird den Service des Münchner Startups definitiv gern nutzen. Denn wer will nicht die Hoheit über seine eigenen Daten wieder zurückgewinnen?

Von diesem Ansatz gingen auch die Gründer aus. Sie meinten bei der Gründung 2017, die ganze Welt müsse für dieses Thema brennen. Jedoch wächst das Bewusstsein für Daten und Datensicherheit in der Bevölkerung nur langsam. Schließlich wären die Gründer fast an sich selbst gescheitert. Warum, erklärt Sieverts so:

„Wir hatten uns in den Gedanken des (Daten-) souveränen Bürgers verliebt, haben aber unterschätzt, wie lange es dauert bis das Thema in der Mitte der Gesellschaft ankommt.“ 

Antreten gegen die Großen – und sich durchsetzen!

Er erzählt weiter:

„Am Anfang hatten wir mit dem Auskunftsverhalten einiger Unternehmen zu kämpfen – vor allem mit Unternehmen, die naturgemäß nicht begeistert sind, ihre Daten zu teilen. Zum Glück hat sich der Wind gedreht. Aktuell sehen wir, dass es immer mehr Unternehmen wichtig ist, ihren Kunden Transparenz zu gewähren und die Daten als Download oder sogar via Schnittstelle dem Kunden zur Verfügung zu stellen.“

Glücklicherweise konnten die Gründer sich durchsetzen. Aktuell laufen die Geschäfte gut. Das Team wurde auf mittlerweile zwölf Köpfe erweitert. Michael Giese sagt:

„Wir haben bereits viel erreicht. Insbesondere mit dem Markteinführungserfolg unseres Bonitätszertifikats, das wir als Alternative zur Schufa-Auskunft auf den Markt gebracht haben. Unser Zertifikat basiert auf den Selbstauskünften der Nutzer und kann die Scorebewertungen aller wesentlichen Auskunfteien vergleichend darstellen.“ 

Mit knapp 7 Euro ist es gleichzeitig auch wesentlich günstiger als die bisherige Alternative.

München steht für nachhaltigere Gründungen

Für 2021 planen die beiden Gründer, mehr als 100.000 UserInnen von ihrer Idee überzeugt zu haben. Auch in weitere Industrienationen will Itsmydata von München aus expandieren. In der bayerischen Hauptstadt ihr Hauptquartier zu haben, finden die Gründer gut, wenngleich sie Kritik an den hohen Lebenshaltungskosten und Mieten äußern. Giese meint:

„Ich habe den Eindruck, dass München unterschätzt wird. Hier finden die nachhaltigeren Gründungen statt. Und angesichts der zahlreichen etablierten Erfolgsunternehmen bieten sich bessere Chancen, etwa für Kooperationen und Kundenbeziehungen in den Bereichen Versicherungen und Automotive.“

Davon profitiert natürlich auch Itsmydata.