Das Gründerteam (v.l.n.r.): Dimitrij Miller, Julia Schabert und Benedikt Wenninger
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Mit „Betongold“ die Rente aufbessern – Interview mit Heimkapital

Was tun, wenn man zwar eine abbezahlte Immobilie hat, aber eine größere Finanzspritze im Alter benötigt? Die Antwort: Man verkauft einen Teil seiner Immobilie. Zum Beispiel an Heimkapital. Das Münchner Startup von Julia Schabert, Benedikt Wenninger und Dimitrij Miller ist seit Anfang 2020 auf dem Markt und konnte sich bereits eine Seed-Finanzierung im sechsstelligen Bereich sichern. Wir wollten von den GründerInnen wissen, wie sie auf die Idee gekommen sind, warum ihr Modell besser als klassische Finanzierungslösungen sind und was ihre Vision mit Heimkapital ist.

Munich Startup: Welches Problem löst Ihr mit Heimkapital?

Heimkapital: Unser Markteintrittsprodukt, der Immobilienteilverkauf, löst das gesellschaftliche Finanzierungsproblem für die Altersgruppe 60+ und hilft, ihre Lebensleistung zu monetarisieren. Heimkapital ermöglicht seinen Kunden einen Teilverkauf ihrer Immobilie, wodurch sie bereits vorhandenes Immobilienvermögen nutzen können um ihren Finanzierungsbedarf zu decken, ohne sich dabei verschulden zu müssen. Der Teilverkauf ist eine ideale Lösung: Die Immobilieneigentümer verflüssigen einen Teil ihres „Betongoldes“, bleiben weiterhin Mehrheitseigentümer der Immobilie und flexibel bezüglich der weiteren Nutzung – ein Rückkauf, Vollverkauf oder auch ein Vererben sind möglich.

Trotz abbezahlter Immobilie keine große Finanzierung

Munich Startup: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

Heimkapital: In unserem persönlichen Umfeld haben wir unabhängig voneinander davon erfahren, dass die Kundengruppe im Alter von 60+ in Deutschland trotz häufig vollständig abbezahltem Immobilienbesitz nur sehr selten größere Finanzierungen höher als 100.000 Euro von klassischen Finanzinstituten erhalten. Wir haben dann recht schnell erkannt, dass es eine Lösung für dieses Paradoxon geben muss. Schließlich sind in anderen Ländern wie den USA oder Großbritannien, wo Julia und Dimitrij vor der Heimkapital Gründung lebten, vergleichbare Modelle zur Liquiditätsbeschaffung mittels der eigenen Immobilie bereits seit vielen Jahren etablierte Finanzprodukte. So haben wir uns dann daran gemacht, ein Werkzeug zu entwickeln, womit auf vorhandenes Immobilienvermögen zugegriffen werden kann, woraus dann ‚Heimkapital‘ als Produkt und Unternehmen entstanden ist.

Munich Startup: Warum ist Euer Angebot für KundInnen besser als beispielsweise eine Leibrente?

Heimkapital: Im Vergleich zu einer Leibrente haben unsere Kunden den entscheidenden Vorteil, dass sie nicht ihr gesamtes Immobilieneigentum mit teils hohen Abschlägen übertragen müssen und dadurch mit ihrem verbleibenden Immobilienanteil am wachsenden Immobilienmarkt partizipieren können. Gleichzeitig bleiben sie Mehrheitseigentümer und behalten die Entscheidungshoheit und Kontrolle über ihr Eigenheim. Zusätzlich bleiben unsere Kunden im Vergleich zur Leibrente maximal flexibel und können jederzeit die gesamte Immobilie verkaufen, ihren Anteil zurückkaufen oder vererben.

Verschuldung unnötig

Auch von klassischen Finanzierungslösungen wie Hypotheken oder Krediten können wir uns entscheidend absetzen. Zum einen erhalten Kunden im Alter von 60+ trotz vorhandenem Immobilienvermögen vielfach nur sehr selten größere Finanzierungen genehmigt. Zum anderen erfolgt bei Kreditprodukten dann eine Verschuldung der Kunden, die aufgrund des vorhandenen Vermögens eigentlich unnötig ist.

Munich Startup: Ihr seid seit einigen Monaten auf dem Markt – wie läuft das Geschäft?

Heimkapital: Unsere Kunden nehmen das Angebot sehr gut an und trotz der aktuellen Umstände konnten wir bereits kurze Zeit nach dem Markteintritt Immobilienpartnerschaften im unteren zweistelligen Bereich abschließen.

Dazu sei gesagt, dass es sich auch bei einem Teilverkauf um eine Immobilientransaktion in Deutschland handelt, die bekanntlich mehr Zeit in Anspruch nehmen kann. Seit Markteintritt ist unser Team auf insgesamt neun Kollegen gewachsen und wir suchen noch weitere Unterstützung und blicken optimistisch in das restliche Jahr.

Munich Startup: Hat Euch Corona getroffen?

Heimkapital: Unser Markteintritt erfolgte ja in diesem Jahr ungefähr zeitgleich mit dem Beginn der ersten Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen in Deutschland, wodurch unser Start natürlich bereits von vielen Unsicherheiten geprägt war. In dieser Zeit haben wir uns gefragt, ob die Zusammenstellung eines funktionierenden Teams reibungslos funktionieren kann und welchen Einfluss die damalige Situation auf das Kundenverhalten haben könnte.

Glücklicherweise konnten wir dann recht problemlos durch die hohe Nutzungsrate und Akzeptanz von Video-Calls trotz des schlechten Timings wundervolle Mitarbeiter davon überzeugen, bei uns an Bord zu kommen. Auch das Kundenverhalten war und ist während der Corona-Krise glücklicherweise nahezu unverändert, was sicherlich auch daran liegt, dass unser digitales Geschäftsmodell kaum persönliche Treffen vorsieht.

„Immobilienbranche muss endlich im 21. Jahrhunder ankommen“

Munich Startup: Wie geht es weiter mit Heimkapital? Was ist Eure Vision?

Heimkapital: Unser Fokus liegt voll und ganz darauf, die Problemstellungen unserer Kunden zu lösen und ihnen ein hervorragendes Produkt zu liefern. Dabei setzen wir auf Technologie, Digitalisierung, Transparenz sowie Innovationen und sind davon überzeugt, dass die Immobilienbranche endlich im 21. Jahrhundert ankommen muss. Sollten wir das konstant erreichen, sehen wir ein hohes Potential für unsere Produkte auch über deutsche Grenzen hinaus, womit auch ambitionierte Wachstumsziele erreicht werden können.