Foto: Retroplace

Retroplace: „Wir sind der erste und bisher einzige Marktplatz exklusiv für Videospiele“

Durch die Gaming-Industrie rollt derzeit eine mächtige Retro-Welle: Viele Hersteller legen alte Spielkonsolen wieder auf und Gamer entdecken die Spiele ihrer Kindheit neu. Wer es noch authentischer mag, ist bei Retroplace richtig: Über die Online-Plattform finden Spieler nicht nur Neuauflagen alter Spiele, sondern auch die Originalspiele von damals. Auch aktuelle Games werden auf der Plattform gehandelt. Mehr über ihren Online-Marktplatz Retroplace berichten die Gründer Christian Corre und Armin Hierstetter im Interview.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Armin Hierstetter: Retroplace.com, das sind Christian Corre, 43 und ich, Armin Hierstetter, 50. Retroplace – Dein Marktplatz für Video- und Computerspiele – haben wir 2018 gegründet. Auf Retroplace kann jeder Nutzer Spiele, Zubehör, Lösungsbücher, Soundtracks etc. kaufen und verkaufen – egal, ob brandneu oder 50 Jahre alt.

Außerdem bieten wir für den ambitionierten Gamer und Sammler ein kostenloses Sammlungs-Management und eine der absolut besten Spieledatenbanken weltweit mit rund 140.000 Spielen für mehr als 150 Konsolen und Computer.

Die Idee dazu hatte Christian (der übrigens mit „Nippondreams“ mehr als ein Jahrzehnt einen der angesagtesten Videspieleläden in München hatte). Aber weil der null programmieren kann, hat er mich gefragt, ob ich mitmachen will. Wollte ich. Der Beginn einer wunderbaren Freund… aber wir schweifen ab …

„Auf Retroplace stellst du dein Spiel in weniger als einer Minute ein“

Munich Startup: Welches Problem löst euer Startup?

Christian Corre: Man würde denken, dass es anders ist, aber: Es gab vor uns keinen dezidierten Marktplatz für Videospiele. Weltweit. Wir sind der erste und bisher einzige Marktplatz exklusiv für Videospiele.

Wir wollten einen Marktplatz schaffen, so wie ich die früher vermisst habe. Deshalb gibt’s auch noch die Sammlungsverwaltung obendrauf. Und die krasse Datenbank.

Christian Corre (Foto: Retroplace)

Munich Startup: Marktplatz für Videospiele? Echt jetzt? Ist ja ne ganz tolle Idee. Sind Amazon und Ebay irgendwie kaputt gegangen oder so?

Armin Hierstetter: Ha. Ha. Sehr witzig … Aber ernsthaft: Amazon verlangt 15 Prozent Provision plus 0,81 Euro für jeden verkauften Artikel. Das sind – gerade bei günstigeren Gebrauchtspielen in der Summe schnell 25 Prozent Provision und mehr! „Viel zu teuer!“ dachten wir uns, das geht eindeutig günstiger und besser. Wir verlangen 7 Prozent, keine weiteren Gebühren oder sonstwie versteckte Kosten.

Außerdem: Das Einstellen von Artikeln auf Ebay und Amazon ist extrem umständlich und dauert ewig. Auf Retroplace stellst du dein Spiel in weniger als einer Minute ein. Und das ist kein Spruch, sondern funktioniert genau so.

Christian Corre: Genauso stolz sind wir aber auch auf unsere Sammlungsverwaltung: Wir haben als erste Seite überhaupt einen Barcode-Scanner als Web-App eingebaut, mit der User ihre Spiele ruck, zuck in ihre Sammlung scannen können. Einfach auf der Webseite. Mit deinem Handy. Ohne eine App runterladen zu müssen. Da sind wir heute noch Vorreiter.

„Wir wissen, dass wir mit Abstand das beste Produkt da draußen haben“

Munich Startup: Was waren bisher eure drei größten Herausforderungen?

Armin Hierstetter: Damit die Plattform „insanely great“ wird, brauchte es eine Datenbank mit quasi allen Spielen, die jemals erschienen sind. Denn nur wenn Retroplace alle Spiele kennt, kann es dem Besitzer beim Verkaufen die Arbeit abnehmen, das Spiel erstmal mit allen Details einzutragen. Hat über ein Jahr gedauert, das alles zu recherchieren, aber der Aufwand hat sich gelohnt: Retroplace hat eine der besten und vollständigsten Videospieldatenbanken weltweit, die dazu ständig um Neuerscheinungen ergänzt wird. Außerdem helfen uns viele User, Fehler in Datensätzen auszubügeln und neue Releases anzulegen. Die Community funktioniert da super!

Christian Corre: Bekannt zu werden ist natürlich auch eine immense Herausforderung für eine Platform wie uns. Vor allem, wenn man mangels Investoren kein großes Marketing-Budget hat. Wir wissen, dass wir mit Abstand das beste Produkt da draußen haben, aber wir müssen auch zusehen, dass wir diese Message an den Mann bringen. Das ist leider einfacher gesagt als getan, denn trotz des ungebrochenen Retro-Hypes, konnten wir zum Beispiel die Presse nicht wirklich überzeugen, was über uns zu machen, obwohl wir echt sexy sind. Okay, Armin eher weniger. Aber Retroplace als Startup ist schon ganz hot …

Armin Hierstetter: Ist ja auch nicht nur die Retrowelle, auf der wir reiten. Du kannst auf Retroplace ja mittlerweile alles verkaufen, auch brandneue Spiele, neues Zubehör undsoweiter. Aber wir dachten schon ein bisschen, dass wir mit dem Thema mehr offene Türen einrennen würden bei den Redaktionen. Hat aber nur bei den Fachmagazinen hie und da geklappt – für die Publikumspresse war’s bisher kein Thema. Vielleicht sind wir einfach noch zu klein?!

Armin Hierstetter (Foto: Retroplace)

„Sind wenig vernetzt“

Munich Startup: Apropos klein: Wie laufen denn die Geschäfte?

Christian Corre: Der Marktplatz ist Mitte 2018 online gegangen und Stand heute laufen über Retroplace ca. 1.000 Bestellungen pro Monat, die Verkäufer machen in Summe rund 30.000 Euro Umsatz mit uns. Pro Monat.

Armin Hierstetter: Und auch wenn das schon ganz nett klingt: Das Potenzial ist um Magnituden größer! Und selbst dann reden wir nur von Deutschland. Retroplace ist schon jetzt in fünf Sprachen verfügbar (Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch), allerdings konzentrieren wir uns derzeit auf den deutschen Markt. Da geht noch einiges!

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Armin Hierstetter: Also ganz ohne Biergarten – wär schon hart …

Christian Corre: Wo wir uns noch wenig einbringen, wenig vernetzt sind, das ist die Münchener Startup-Szene. Da lassen wir Second-Hand-Erfahrungen liegen, die guten wie die schlechten. Dabei gibt es da wirklich viele gute Möglichkeiten zum Austausch. Müssen wir besser werden …

Munich Startup: N64 oder erste Playstation?

Armin Hierstetter: Was ’ne bescheuerte Frage: PlayStation natürlich!

Christian Corre: Was ’ne idiotische Frage: N64 natürlich!