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Visevi Robotics: „Wir arbeiten an der Roboterrevolution“

Was für die meisten Menschen als Selbstverständlichkeit gilt, ist für Roboter eine Herausforderung: empfindliche Objekte greifen. Das Münchner Startup Visevi Robotics möchte dies ändern und so das Potenzial von Robotern weiter erschließen. Wir haben mit den Gründern gesprochen.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr bei Visevi Robotics? Stellt Euch bitte kurz vor!

Visevi Robotics: Wir sind Nicolas Alt (37) und Stefan Lochbrunner (31) und wir arbeiten an der Roboterrevolution. Wir sind überzeugt, dass Roboter uns vor allem bei monotonen oder gefährlichen Arbeiten unterstützen sollten, um unsere Arbeits- und Lebensqualität zu erhöhen. Unser Ziel ist es, über kamerabasierte Software Robotern intelligentes und sensitives Greifen beizubringen. Durch unsere patentierte „kamerabasierte Sensorik“ vereinfachen wir dabei die Hardware und Mechanik von Robotern, so dass Sie auch für Kleinunternehmen und private Haushalte zugänglich werden.

Nicolas hat in Elektrotechnik über die Wahrnehmung von Robotern promoviert und Stefan Lochbrunner verfügt über einen Master in Elektrotechnik. Kennengelernt haben wir beide uns am Lehrstuhl für Medientechnik von Prof. Steinbach an der TUM.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Visevi Robotics: Beim intelligenten Greifen von empfindlichen Objekten muss ein Roboter viele Informationen erfassen und verarbeiten: Die Art des Objekts, seine genaue Lage, Geometrie, Festigkeit und Gewicht sowie Hindernisse spielen eine Rolle. Wir entwickeln Software, um diese Informationen über Kameras zu erfassen und zu verarbeiten (Computer Vision). Jedoch reicht das Sehen nicht, Roboter müssen auch Kräfte und Taktilität erfassen, was letztlich zu sehr aufwändiger Sensorik und Hardware führt. Deshalb arbeiten wir daran, diese eigentlich unsichtbaren Informationen über die Kamera sichtbar zu machen – die „kamerabasierte Sensorik“.

Arme und Greifer haben riesiges Potenzial

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Visevi Robotics: Intelligente Serviceroboter, gesteuert durch Kameras, haben in der Tat in den letzten Jahren einen Boom erlebt. Man denke nur an Staubsaugerroboter daheim oder an mobile Lieferroboter in Logistikbetrieben. Arme und Greifer sieht man auf diesen Systemen jedoch kaum – die Technologie ist einfach noch zu komplex und teuer. Dabei ist das Potenzial riesig: Allein bei Lieferaufgaben könnten Serviceroboter in jedem größeren Bürokomplex, Restaurant, Hotel oder Werksgelände mithelfen.

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Visevi Robotics: Zum einen mussten wir viel Energie investieren, den Product-Market-Fit zu finden. Wir setzen auf „Lean Startup“ und probieren, mit minimalen Prototypen Kunden zu finden und deren Probleme zu verstehen. Die Herausforderung dabei ist es, besonders innovationsfreudige Kunden zu finden, denn in der Robotik wird traditionell viel Aufwand in Prototypen und Messedemos gesetzt.

Eine Herausforderung ganz anderer Art ist es für uns, als Ausgründung der TUM die IP zu übernehmen, die wir dort entwickelt haben. Dies ist ein langwieriger Prozess, und die TUM behält bei den Verhandlungen natürlich ihren eigenen „unternehmerischen“ Erfolg im Blick.

Und zuletzt hat uns natürlich – wir viele andere auch – die Corona-Krise getroffen: Zum einen, weil sich Projekte und damit Umsätze verzögern, zum anderen, weil Messen als wichtiger Channel weggefallen sind. Allerdings sehen wir darin auch neue Chancen, wie zum Beispiel ein gestiegenes Interesse an Automatisierung und eine bessere Akzeptanz von Video-Calls, auch für Live-Demos.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Visevi Robotics: Wir konnten drei bekannte Industrieunternehmen aus der Robotik als Kunden gewinnen und dort unsere Technologie in Innovationsprojekten umsetzen. Dank dieser Projekte sind wir bisher gebootstrapt. Perspektivisch planen wir jedoch Investoren zu suchen, um letztlich einen breiteren Kundenkreis ansprechen zu können.

München ist zum Robotik-Zentrum geworden

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Visevi Robotics:In den letzten Jahren haben sich tolle Angebote entwickelt, und wir haben über diverse Networking-Events viele Gründer kennen gelernt. Gerade dieser Austausch ist wichtig, um das Thema Gründen schon im Studium bekannt zu machen. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch in Zukunft vielversprechende Startups hier entstehen.

Für uns besonders wichtig ist zudem natürlich, dass sich München zu einem Zentrum für Startups im Bereich der Robotik und verwandter Technologien entwickelt hat. Im Vergleich zu größeren Metropolen merkt man jedoch, dass wenige Anbieter und Investoren dominieren.

Munich Startup: Fahrrad oder E-Scooter?

Visevi Robotics: Klar sind E-Scooter in der Stadt gerade jetzt praktisch. Aber damit an den See oder in die Berge? Da macht das Fahrrad doch um einiges mehr Spaß!