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So stark hat Corona die Wirtschaft wirklich digitalisiert

Viel wurde in den vergangenen Monaten über die Wirkung der Corona-Pandemie als Digitalisierungsbeschleuniger gesprochen. Bitkom hat nun untersucht, wie stark der Effekt wirklich ausgefallen ist und wie es der deutschen Wirtschaft aktuell in der Krise ergeht.

Unumstößliche Gewohnheiten aus der alten Arbeitswelt haben sich im Angesicht der Pandemie geändert, Konferenzen haben sich in Windeseile digitalisiert, halb Deutschland ist ins Homeoffice gegangen. Eine Bitkom-Studie hat sich den Digitalisierungsschub der vergangenen Monate genauer angesehen. Ein Kernergebnis: 84 Prozent der befragten Firmen geben an, dass durch die Corona-Pandemie die Digitalisierung für das eigene Unternehmen an Bedeutung gewonnen hat. 86 Prozent sagen dies für die gesamte Wirtschaft. Etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) rechnet damit, dass die Corona-Pandemie die Digitalisierung in ihrem Unternehmen langfristig vorantreiben wird.

„Die Corona-Pandemie ist eindeutig ein Digitalisierungstreiber für die deutsche Wirtschaft“,

sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

„Die gute Nachricht ist: Die Unternehmen wollen etwas tun und die Digitalisierung vorantreiben. Die schlechte Nachricht: Längst nicht alle sind dazu in der Lage.“

Die Digitalisierung wird dabei erstmals von fast allen Befragten – vollen 97 Prozent – vor allem als Chance für das eigene Unternehmen wahrgenommen. Im April lag der Wert mit 90 Prozent noch deutlich darunter. 7 von 10 meinen, dass Unternehmen, deren Geschäftsmodell bereits digitalisiert ist, besser durch die Corona-Pandemie kommen.

„Unternehmen lassen sich über Corona hinaus gegen Krisen immunisieren, indem sie konsequent digital aufgestellt werden“,

so Berg. 54 Prozent der Unternehmen geben an, dass ihnen digitale Technologien helfen, die Pandemie zu bewältigen. Am häufigsten haben die befragten Unternehmen in den vergangenen Monaten neue Hard- und Software angeschafft.

Nicht alle Unternehmen haben sich jedoch in der Krise stärker digitalisiert, da vielen Unternehmen zugleich Einnahmen weggebrochen sind und es schlicht an Geld mangelt. So haben zwar 43 Prozent ihre Investitionen in die Digitalisierung seit Corona gesteigert, 30 Prozent mussten ihre Ausgaben dagegen senken. Besonders kleineren Unternehmen fehlten in der Krise bisher die Mittel für eine fortschreitende Digitalisierung.

Datenschutzvorgaben behindern die Digitalisierung

Insgesamt macht die Pandemie vielen Unternehmen schwer zu schaffen: 69 Prozent sind nach eigenen Angaben bisher „sehr schlecht“ (40 Prozent) oder „eher schlecht“ (29 Prozent) durch die Krise gekommen. Rund jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) hält es sogar für „eher wahrscheinlich“ (20 Prozent) oder „sehr wahrscheinlich“ (12 Prozent), dass es in direkter Folge der Corona-Pandemie Insolvenz anmelden muss.

Der Fokus auf die Digitalisierung während der Corona-Krise hat bei vielen Unternehmen zu einer Neubewertung ihres eigenen Digitalisierungsstands geführt. Nachdem sich im Vorjahr noch 39 Prozent als Vorreiter der Digitalisierung gesehen haben, in diesem April noch immer 36 Prozent, sind es jetzt nur noch 27 Prozent. Unternehmen geben sich selbst in puncto Digitalisierung eine Schulnote von 3,4.

Größte Hürde auf dem Weg zu stärkerer Digitalisierung ist der Datenschutz (69 Prozent). Dahinter folgen Anforderungen an die technische Sicherheit (58 Prozent) und fehlende Fachkräfte (55 Prozent). 43 Prozent nannten fehlende finanzielle Mittel als größtes Hindernis.