Die Gründer von Talentbay Marcus Otto und Michael Wenglein.
Foto: Talentbay

Talentbay: Recruiting neu denken

Das Münchner Startup Talentbay will die Jobsuche für Studierende und Doktoranden vereinfachen und angehende AbsolventInnen direkt mit den Fachabteilungen von Unternehmen zusammenbringen. Wie die Karriereplattform das genau machen will erklären die beiden Gründer Marcus Otto und Michael Wenglein im Interview.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch und Eure Dienstleistung bitte kurz vor!

Talentbay: Wir, das sind Marcus Otto (55) und Michael Wenglein (46), die Gründer von Talentbay. Investoren aus Leidenschaft und seit vielen Jahren in der Digital- bzw. Techwelt zuhause. NFON und Propertybase gehörten beispielsweise zu unseren Projekten, die wir zum Erfolg geführt haben. Talentbay ist eine neue Plattform in Europa, die Studierende direkt mit ihren zukünftigen Kollegen vernetzt.

Der Match auf der Talentbay Website bzw. in der Talentbay App erfolgt auf Basis unseres selbst entwickelten Algorithmus und berücksichtigt Parameter wie Auswahl der Uni, Studiengang, Interessen und Professoren sowie auf der anderen Seite das Anforderungsprofil der Unternehmen. An Talentbay arbeitet derzeit ein Team aus 12 festen und freien MitarbeiterInnen. Zum 1. Januar 2021 dürfen wir den bisherigen Monster-Europachef Marc Irmisch-Petit (52) als CEO begrüßen.

Mehr Kriterien als ein Standard-Lebenslauf oder Profile auf Business-Netzwerken

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Talentbay: Es gibt in ganz Europa nichts Vergleichbares. Wir setzen im Recruiting-Prozess deutlich früher an als die meisten Plattformen und Netzwerke. Talentbay bringt High Potentials und Unternehmen zusammen, lange bevor die Personalabteilung eine konkrete Stelle ausgeschrieben hat. In der Regel sind die Studierenden dabei noch an den Hochschulen eingeschrieben – das gibt ausreichend Zeit, sich gegenseitig kennenzulernen. Auf diese Weise können Unternehmen im ersten Schritt ganz unkompliziert und praxisnah ein Netzwerk an potentiellen Mitarbeitern aufbauen. Der erwähnte selbst entwickelte Algorithmus berücksichtigt deutlich mehr Kriterien als ein Standard-Lebenslauf oder Profile auf Business-Netzwerken.

„Wir müssen Recruiting neu denken: schneller, effizienter und praxisnäher.“

Munich Startup: Was war Eure bisher größte Herausforderung?

Talentbay: Bekanntheit vor allem bei den Unternehmen aufbauen und die Stakeholder hier gedanklich mitnehmen: Wir müssen Recruiting neu denken: schneller, effizienter und praxisnäher. Das geht nur, wenn die Studierenden gleich direkt mit ihren vielleicht künftigen Kollegen in Kontakt kommen. Das ist ehrlicher als jedem Bewerber im Vorstellungsgespräch die eigene Firmenphilosophie runter zu beten.

Munich Startup: Wie läuft das Geschäft?

Talentbay: Wir sind gerade erst gestartet und haben im Oktober die Beta-Version von unserer Talentbay App und Website live geschaltet. Wir stehen also erst ganz am Anfang. Jetzt geht es erst einmal darum, Talentbay in Deutschland zu etablieren.

Zum Start stehen interessierten Unternehmen Profile von rund 600.000 Studierenden zur Auswahl – darunter zirka 100.000 Doktoranden. Im zweiten Schritt erfolgt dann die internationale Expansion. Hier profitieren wir von entsprechenden Skaleneffekten, weil die technische Plattform ja bereits gebaut ist.

Munich Startup: Was bedeutet München für Euch?

Talentbay: München ist ein toller Standort für GründerInnen – vor allem in unserem Fall. Hier treffen sich nämlich unsere Zielgruppen: Die High-Potentials von morgen finden wir unter anderem an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität München – dort, wo wir, Marcus und Michael, auch studiert haben. Der Campus hat also auch einen emotionalen Wert für uns.

Zudem sind in München zahlreiche Unternehmen angesiedelt: von Dax-Konzernen und Büros globaler Weltmarktführer über Mittelständler bis hin zu Startups wie uns. Die Mischung ist einfach perfekt.

Karriereplattform für die Generation Tinder

Munich Startup: Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Talentbay: Wir liefern mit Talentbay einen nachhaltigen Mehrwert – und dadurch können wir erfolgreich bleiben. Talentbay vereinfacht und verbessert den seit Jahrzehnten unverändert festgefahrenen Prozess der Jobsuche. Wir sind letztendlich die Karriereplattform für die Generation Tinder. Aber bleiben wir realistisch: ein Wert von mehr als 1 Milliarde US-Dollar ist vorerst nur ein Traum. Wir sind happy, schon jetzt genügend schlagkräftige Investoren gefunden zu haben und arbeiten täglich daran, Talentbay an die Bedürfnisse unserer Zielgruppen anzupassen und kontinuierlich zu verbessern.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Talentbay: Mit Talentbay verfolgen wir eine Vision: Wir möchten den Recruiting-Prozess verbessern – sowohl für Studierende als auch für Unternehmen. Für die Themen der Zukunft wie KI, IoT oder Synthetic Biology brauchen wir die kreativsten Köpfe, damit Deutschland international wettbewerbsfähig bleibt. Wir möchten einen Beitrag leisten, damit High-Potentials ihren Traumjob hier in Deutschland finden und nicht ins Silicon Valley auswandern. Das wollen wir erreichen und dafür braucht man jede Menge Durchhaltevermögen.