Das Gründer-Team von Crino (v.l.n.r.): Felix Bauer, Ilya Zilberman und Andreas Noel.
Foto: Crino

Crino: „Wir sind ein Deeptech-Startup, da braucht auch ein schneller Exit einen langen Atem“

Lithium-Ionen-Zellen sind entscheidend für die Energie- und Mobilitätswende. Problem: Sie können im Defektfall leicht brennen oder sogar explodieren. Deswegen werden alle Lithium-Ionen-Zellen ausführlich geprüft. Diese Tests dauern aktuell 14 Tage. Das Münchner Startup Crino tritt an, um die Testphase von Lithium-Ionen-Zellen entscheidend zu verringern – und zwar auf unter einen Tag.

Hinter Crino stehen die drei Gründer Ilya Zilberman, Andreas Noel und Felix Bauer. Vor ihrer Startup-Zeit forschten Ilya Zilberman und Andreas Noel gemeinsam am Lehrstuhl für elektrische Energiespeichertechnik der TUM im Bereich Lithium-Ionen-Zellen. Felix Bauer arbeitete in der Einkaufsabteilung eines großen OEMs, bevor er von den beiden abgeworben wurde, um gemeinsam Crino zu gründen.

Die Vision der Crino-Gründer ist es, Batterien durch den industriellen Einsatz von thermischen Messmethoden billiger und leistungsfähiger zu machen. Ein End-of-Line-(EOL)-Test ist bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Zellen essentiell. Dieser Test stellt sicher, dass bei den Zellen kein Materialfehler vorliegt:

„Ein großes Problem von Lithium-Ionen-Zellen ist, dass diese im Defektfall leicht brennen oder sogar explodieren können. Aktuell rufen beispielsweise BMW und Ford Fahrzeuge aufgrund einer erhöhten Brandgefahr der Batteriezellen zurück. Daher müssen bei der Produktion alle Zellen auf ihre Sicherheit getestet werden.“

Von zwei Wochen auf unter einen Tag

Der Test benötigt heute 14 Tage und führt dazu, dass Lithium-Ionen-Zellen teurer sind als nötig. Mit der Technologie von Crino – die sich das Startup übrigens auch patentieren hat lassen – soll die Testdauer auf unter einen Tag verkürzt werden. So sollen bei der Produktion von Lithium-Ionen-Zellen Lager-, Anlagen- und Kapitalbindungskosten gespart und der Ausschuss verringert werden. Aber gibt es das nicht schon längst? Felix Bauer meint dazu:

„Natürlich gibt es bereits thermische Messungen an Batteriezellen, aber noch keine Geräte, die spezifisch auf die Anforderungen von Lithium-Ionen-Zellen entwickelt wurden. Unsere Messgeräte sind in Produktionslinien integrierbar, entsprechend skalierbar und dabei deutlich günstiger als alle bekannten Technologien. Im Bereich der Sicherheitsprüfung in der Produktion gibt es keine Technologie neben unserer, die so schnell und so präzise ist. Aber natürlich schläft der Wettbewerb nicht. Daher liegt unser Fokus ganz klar auf der schnellen Marktreife und Etablierung des Produktes.“

Aktuell erprobt das Startup seine Technologie in einer Zellfertigung in Deutschland – und die ersten Ergebnisse sehen laut den Gründern vielversprechend aus. Auch erste Kunden konnten bereits akquiriert werden.

„In fünf Jahren sind wir die Nummer 1 im Bereich des Cell Finishings“

In der Münchner Startup-Szene machte Crino auch bereits auf sich aufmerksam. So konnte das Startup die Jury in der ersten Phase des Münchner Businessplan Wettbewerbs von sich überzeugen.

Und wie geht es weiter? Die Gründer meinen dazu:

„In fünf Jahren sind wir die Nummer 1 im Bereich des Cell Finishings und statten Gigafactories wie die von Tesla, Samsung LG und CATL mit unseren Testsystemen aus. Auch verlagern wir unseren Fokus des Produkts dann von der Hardware stärker auf die Software. Damit können wir den Kunden deutliche Vorteile bei der Optimierung ihrer Produktion bieten.“

Ambitionierte Pläne. Ist dann auch ein schneller Exit geplant? Felix Bauer betont:

„Wir sind ein Deeptech-Startup, da braucht auch ein schneller Exit einen langen Atem.“