Trotz Corona: Zahl der Finanzierungsrunden ist 2020 gestiegen

Die Zahl der Finanzierungsrunden ist im Corona-Jahr 2020 um 6 Prozent gestiegen. Die investierte Summe sank derweil um 15 Prozent. München festigt seine Position als zweiter deutscher Startup-Hub.

Die WirtschaftsprüferInnen von EY zählen für das abgelaufene Jahr 2020 insgesamt 743 Finanzierungen mit einem Gesamtvolumen von 5,272 Milliarden Euro. Trotz des Rückgangs im vergangenen Corona-Jahr 2020 zeigt das Finanzierungsvolumen einen anhaltenden positiven Trend: 2017 flossen noch 4,276 Milliarden Euro und im Jahr 2018 4,592 Milliarden Euro in deutsche Startups. Die Anzahl der Deals im Jahr 2020 markiert sogar einen Höchstwert der seit 2015 aufgeführten Anzahl der Finanzierungsrunden.

In Bayern lag das Investitionsvolumen mit 1,51 Milliarden fast auf dem Niveau des Vorjahres (1,55 Milliarden Euro). Es wurden im Freistaat mit 176 Deals sogar 36 Prozent mehr Finanzierungsdeals abgeschlossen als 2019. Bayern verteidigt damit seinen zweiten Platz hinter Berlin (3,059 Milliarden Euro in 314 Runden) und vor Nordrhein-Westfalen (196 Millionen Euro in 62 Runden).

„Es gibt zwar einen Corona-Effekt bei den Risikokapitalinvestitionen“,

sagt Hubert Barth, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland.

„Dieser beschränkt sich aber in erster Linie auf den Rückgang bei sehr großen Deals.“

Die Zahl der Transaktionen mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 13 auf 8. Gleichzeitig gab es mehr kleine Transaktionen.

„München und Umland haben eine spezifische Stärke im Technologie-Bereich“

Der Onlinehandel und die Gesundheitsbranche konnten als einzige von der Corona-Situation im vergangenen Jahr profitieren und mehr Geld als im Vorjahr anziehen. Fintechs, Insurtechs und Mobilitätsstartups haben dagegen am stärksten die Zurückhaltung der Investoren zu spüren bekommen. Dennoch zieht die Mobilitäts-Branche weiterhin am meisten Geld von Investoren an (1,158 Milliarden Euro), gefolgt von Softwarestartups (1,040 Milliarden Euro) und dem Onlinehandel (976 Millionen Euro) .

Die größte Transaktion in Deutschland war eine Finanzspritze von 255 Millionen Euro für die in Berlin ansässige Auto1 Group im Juli, gefolgt von 218 Millionen Euro für den Münchner Flugtaxi-Entwickler Lilium im März. Die Lilium-Finanzierung wurde dann im Juni nochmal um 29 Millionen Euro erweitert.

„München hat sich zum zweiten großen Startup-Standort in Deutschland entwickelt“,

sagt Thomas Prüver, Partner bei EY.

„München und das Münchner Umland haben eine spezifische Stärke im Technologie-Bereich und ergänzen Berlin perfekt. Andere deutsche Standorte hatten es im vergangenen Jahr hingegen relativ schwer – die ganz großen Deals werden zunehmend entweder in Berlin oder in München ausgehandelt. Dieser Trend dürfte sich im laufenden Jahr fortsetzen.“