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2020 für Startups: Ein Rückblick in Zahlen

Was hat das vergangene Jahr für die Münchner Startup-Szene gebracht? Wie stark waren die Auswirkungen für das Ökosystem? Ein Blick auf die Zahlen für das Jahr zeigt: Die letzten zwölf Monate brachten Einschnitte, doch diese fielen nicht so drastisch aus wie befürchtet.

Alle Daten zur Münchner Startup-Szene in diesem Rückblick stammen aus unserem Data & Insights-Dashboard. Wer mehr erfahren will, kann auch selbst die Datenbank nach weiteren Insights durchsuchen. Zur besseren Handhabung haben wir einen Guide sowie Tutorial-Videos erstellt, die die wichtigsten Funktionen erklären.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1,1 Milliarden Euro in Startups aus München und dem Umland investiert und somit 300 Millionen weniger als noch 2019. Auch die Anzahl der Investitionen nahm ab: Gab es 2019 noch 143 Closings, wurden 2020 nur 111 Finanzierungsrunden abgeschlossen. Das durchschnittliche Investitionsvolumen blieb dabei aber stabil: 2019 und 2020 erhielten die Startups im Schnitt je 9,8 Millionen Euro pro Finanzierung.

Damit musste das Münchner Startup-Ökosystem im vergangenen Jahr zwar mit einem merklichen Rückgang an Finanzmitteln leben. Der Vergleich mit 2018 zeigt jedoch, dass die Corona-Krise das bisher starke Wachstum nicht zunichtemachen konnte: Damals wurden in 156 Runden lediglich 495 Millionen Euro eingesammelt, also im Schnitt lediglich 3,2 Millionen pro Finanzierung.

Im Rückblick fehlen Mega-Investments

Ein genauerer Blick auf die Zahlen offenbart zudem, dass vor allem das Ausbleiben der Mega-Investments für die Unterschiede zwischen 2019 und 2020 verantwortlich war. So konnte im Jahr 2020 lediglich ein Startup mehr als 100 Millionen Euro in einer Finanzierungsrunde einsammeln, und zwar Lilium mit seiner Series-C in Höhe von 240 Millionen Dollar (die wichtigsten Investitionen des letzten Jahres haben wir euch hier zusammengefasst). 2019 hingegen gelang dies drei Startups: Flixbus (561 Millionen Dollar), Celonis (290 Millionen Dollar) und Commercetools (130 Millionen Euro).

Finanzierungen zwischen 100 Millionen und 10 Millionen Euro fanden 2020 hingegen deutlich häufiger statt, insgesamt konnten sich 30 Münchner Startups über einen solchen Geldsegen freuen. 2019 waren es hingegen nur 16 Finanzierungsrunden in diesem Bereich.

Wachstumstreiber Corona

Je nach Branche konnte die Corona-Krise sich im Rückblick zu einem veritablen Wachstumstreiber entwickeln. Allen voran natürlich für Health-Startups. Sie konnten 2020 deutlich mehr Geld einsammeln (insgesamt 192 Millionen Euro) als noch ein Jahr zuvor (132 Millionen Euro). Aber auch Branchen, die Tätigkeiten digitalisieren, die unter den Corona-Auflagen nur erschwert möglich sind, konnten deutlich wachsen. So stiegen die Investitionen in Edtech-Startups von 990.000 Euro auf 7,7 Millionen. Sport-Startups konnten mit 22,7 Millionen Euro deutlich mehr Finanzmittel einsammeln (2019: 1,4 Millionen) und auch Im Bereich Enterprise Software stieg die Summe merklich auf 185 Millionen Euro an (2019: 111,5 Millionen ohne Celonis und Commercetools).

Ebenfalls deutlich mehr Geld konnten die Münchner Robotik-Startups einsammeln, allerdings ist hier eine Verbindung zur Corona-Krise weniger deutlich. Mit 36,4 Millionen Euro konnte die Branche das zehnfache von dem einsammeln, was ihr 2018 noch beschieden war (3,6 Millionen).

Etwas weniger Geld als im Vorjahr konnten sich hingegen die Branchen Fintech, Legal und Security sichern. Eine direkte Auswirkung der Corona-Krise scheint hier zwar auf den ersten Blick unwahrscheinlich, jedoch sollte dabei nicht vergessen werden, dass viele Geldgeber sich besonders im Sommer darauf konzentriert hatten, ihre bestehenden Investitionen zu schützen, anstatt neue Startups in ihr Portfolio aufzunehmen.

Überraschung bei den Travel-Startups

Eine besondere Überraschung im Rückblick halten dabei die Travel-Startups bereit. Angesichts der global beinahe komplett ausgefallenen Urlaubssaison könnte man erwarten, dass Investoren im vergangenen Jahr das Thema großräumig umfahren hätten. Stattdessen konnten die Startups der Branche sogar etwas mehr Geld einsammeln. Erhielten sie 2019 – ohne das Flixbus-Investment – 62 Millionen Euro in sieben Finanzierungsrunden konnten sie im vergangenen Jahr 68,4 Millionen Euro verteilt auf 6 Finanzierungen einsammeln. Damit setzten die Investoren das Signal, dass sie an eine baldige Erholung der Branche glauben – eine Nachricht, die die Betroffenen sicher gerne hören.

Ein Rückblick auf das vierte Quartal

Im vierten Quartal dieses Jahres konnten insgesamt knapp 218,6 Millionen Euro durch Münchner Startups eingesammelt werden. Im Vorjahresquartal waren es hingegen 303,7 Millionen Euro. Auch die Zahl der Investitionsrunden lag im vierten Quartal 2020 mit 20 unter dem Niveau des Vorjahresquartals (38 Finanzierungen).

Die durchschnittliche Höhe der Investitionsrunden hat hingegen im Vergleich zum Vorjahresquartal zugelegt. Lag der Schnitt in Q4 2019 noch bei 8 Millionen Euro stieg dieser Wert für Q4 2020 auf 10,93 Millionen Euro an. Damit lag das vierte Quartal 2020 auch deutlich über dem Jahresdurchschnitt von 9,8 Millionen.

Auch die Fonds-Landschaft entwickelt sich in München positiv. So wurden von Münchner Venture-Capital-Firmen in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres fünf neue Fonds aufgelegt, die insgesamt auf eine Investitionssumme von 2,655 Milliarden Euro kommen. Ein Jahr zuvor wurde im selben Zeitraum hingegen nur ein Fonds mit 200 Millionen Euro neu aufgelegt.