VC-Geschäftsklima übertrifft Vor-Corona-Niveau

Hat der Venture-Capital-Markt die Corona-Krise bereits verwunden? Ein KfW-Indikator zum VC-Geschäftsklima liegt jedenfalls bereits über dem Wert vor Ausbruch der Pandemie.

Alle drei Monate erhebt die Research-Sparte der KfW Geschäftsklima-Daten für das German Venture Capital Barometer. Dazu werden rund 200 Mitglieder des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) sowie weiterer deutscher Beteiligungsgesellschaften befragt.

Die Ergebnisse fürs vierte Quartal 2020 liegen nun vor und liefern Grund zum Optimismus: Das VC-Geschäftsklima lag im vergangenen Quartal über dem Wert fürs vierte Quartal 2019, also vor dem weltweiten Ausbruch des Virus. Das Corona-Stimmungstief scheint bei den Risikokapitalgebern vollständig überwunden.

Gegenüber dem dritten Quartal legt der Geschäftsklima-Indikator um 26,7 Zähler auf nun 17,0 Saldenpunkte zu, die Bewertung der aktuellen Geschäftslage (+28,3 Zähler auf 16,1) und der Geschäftserwartungen (+25,2 Zähler auf 17,8) verbuchen ähnlich hohe Zugewinne. Die drei Indikatoren zeigen sich demnach unbeeindruckt vom neuerlichen Lockdown. Die Anti-Corona-Maßnahmen scheinen die Startup-Szene insgesamt weniger in der Breite zu treffen als zunächst befürchtet.

Auch die Indikatoren für Qualität und Stärke des Dealflows und der Preisindikator liegen klar im positiven Bereich. Die Zufriedenheit mit den Einstiegsbewertungen ist im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls deutlich höher, während das Fundraisingklima zwar wieder im grünen Bereich liegt, die Corona-Verluste aber nicht ganz wett machen konnte. Ferner wird auch das Förderumfeld positiv betrachtet.

„Geschäftsklima im Schlussquartal sogar über Vor-Corona-Niveau“

„Das Venture-Capital-Jahr ist versöhnlich zu Ende gegangen. Die Fortschritte bei Zukunftsfonds und Fondsstandortgesetzt waren dabei zwei wichtige Stimmungsaufheller im Schlussquartal und sorgen unbeeindruckt vom neuen ‚Lockdown‘ für eine gute Basis zum Jahresstart. Der Corona-Schock zum Beginn von 2020 wurde bisher schneller verdaut als erwartet, so dass das Geschäftsklima im Schlussquartal sogar über Vor-Corona-Niveau liegt.“

sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW-Bankengruppe. Sie erklärt weiter:

„Erfreulich ist, dass sich so wichtige Indikatoren wie Fundraising und Dealflow deutlich erholt haben, ohne dass dabei die Einstiegspreise gleichermaßen angezogen sind. Das ist eine gute Basis für Neuinvestitionen. Insbesondere Startups, die in der Corona-Krise bewiesen haben, dass ihre innovativen Geschäftsideen Bedarfe decken, können hier die großen Gewinner von morgen sein.“

Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK, ergänzt:

„Die neuerlichen Lockdown-Maßnahmen schlagen bei den Venture-Capital-Gebern bisher deutlich weniger auf die Stimmung als noch im Frühjahr. VCs und ihre Startups haben gelernt, mit der Situation umzugehen, und sich in einem herausfordernden Umfeld zu behaupten. Die schnelle Stimmungserholung spricht für die gestiegene Robustheit und Reife des Marktes und macht optimistisch für 2021. Einen wichtigen Impuls erwarten wir in diesem Jahr zudem von den einzelnen Maßnahmen des Zukunftsfonds. Mit diesem hat die Bundesregierung einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung des deutschen Startup- und Venture-Capital-Ökosystems geliefert.“