Edurino-Gründerinnen: Vorurteilen mit Erfolg entgegenwirken

Das Münchner Edtech Edurino führt Kinder spielerisch an digitales Lernen heran. Das bislang durch Business Angels finanzierte Startup wurde erst kürzlich gegründet. Die Gründerinnen Franziska Steiner und Irene Klemm lernten sich bei ihrem BWL-Studium kennen, und nachdem sie einige Zeit im Consulting gearbeitet hatten, gründeten sie nun Edurino. Wir wollten von den beiden wissen, was sie antreibt.

Munich Startup: Was hat Euch zur Gründung von Edurino motiviert?

Franziska Steiner: Schon lange hatte ich den Traum eines Tages zu gründen, da mich das Unternehmertum fasziniert. Das Thema Bildung beschäftigt mich intensiv, seit ich bei der Initiative Business@school als Mentorin tätig war. Mir wurde bewusst, dass die Schulen teilweise immer noch auf dem digitalen Stand meiner Schulzeit sind und, dass Deutschland im Bereich der digitalen Bildung massiv hinterherhinkt. Als die globale Pandemie alles auf den Kopf stellte, beschlossen Irene und ich, die Chance zu ergreifen und aktiv zu werden. So kamen wir zu Edurino.

Irene Klemm: Franziska hat den Kern unserer Motivation bereits erfasst – ich denke, dass der Weg in die Selbständigkeit für uns beide unumgänglich war. Seit meiner Schulzeit gebe ich Nachhilfe und engagiere mich ehrenamtlich bei Initiativen (zuletzt bei Joblinge). Diese Leidenschaft für Bildung bei Edurino mit Unternehmergeist zusammenzubringen, motiviert mich jeden Tag.

Praktische Tipps für die Anfangsphase

Munich Startup: Hattest Du Vorbilder beim Gründen?

Irene Klemm: Vorbilder nicht direkt, aber sicherlich einige Inspirationen. Eine davon ist Verena Pausder (Gründerin von Fox & Sheep und den HABA Digitalwerkstätten) – für mich eine extrem starke Frau mit klaren Aussagen und Zielen. Eine andere ist Melanie Perkins, die Gründerin der Grafiksoftware Canva.

Franziska Steiner: Vorbilder sind für mich meine beiden Großmütter, die beide für die damalige Zeit fortschrittlich gedacht haben und unternehmerisches Risiko eingegangen sind. Zudem inspirieren mich verschiedene Gründerinnen wie beispielsweise Kati Ernst und Kristine Zeller, die Gründerinnen von Ooia. Sie teilen ihre Gründungsgeschichte transparent und geben dabei praktische Tipps, die insbesondere in der Anfangsphase sehr wertvoll sind.

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen? 

Franziska Steiner: Die kreativsten Ideen entstehen eher in ungewöhnlichen Situationen, wie mitten in der Nacht, beim Sport oder auf einer Berggipfelbesteigung. Die Ideen reifen dann im intensiven Austausch mit Irene. Wir beide sind am produktivsten, wenn wir zu zweit brainstormen und uns die Bälle zuspielen.

Munich Startup: Dein größtes Talent?

Irene Klemm: Ein großes Talent von mir meine Begeisterungsfähigkeit. Es bereitet mir eine riesige Freude andere mit meinem Herzblut für Dinge anzustecken.

Franziska von Edurino: „Eine Portion Risiko ist immer dabei“

Munich Startup: Wie gehst Du mit Zweifeln um?

Franziska Steiner: Es wird immer jemanden geben, der an dir oder deiner Idee zweifelt. Ich persönlich filtere dann ganz genau, welche Zweifel ich zulassen sollte und wie ich Zweifel beseitigen oder zumindest lindern kann. Am Ende verlasse ich mich aber auf mein Bauchgefühl. Denn: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Eine Portion Risiko ist immer dabei.

Munich Startup: Die drei übelsten Vorurteile, die Dir beim Gründen begegnet sind?

Irene Klemm: Bisher sind uns zum Glück recht wenige Vorurteile begegnet. Wir sind uns aber darüber bewusst, dass zahlreiche Vorurteile existieren. Es wäre grandios für mich, wenn wir als zwei weibliche Gründerinnen Vorurteilen in Bezug auf unser Geschlecht ganz natürlich durch Erfolg mit unserer Gründung entgegenwirken können.

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Franziska Steiner: Für unser Geschäftsmodell ist gerade jetzt eine sehr gute Zeit. Das Thema digitale Bildung rückt durch die globale Pandemie immer mehr in den Fokus und wir erkennen, wie groß die Differenzen bei digitaler Bildung im Vergleich zu anderen Ländern sind. Persönlich sind Irene und ich froh, dass wir bereits Berufserfahrung sammeln konnten. Wir fühlen uns gewappnet, uns gemeinsam auf die Unternehmerreise zu begeben.

Munich Startup: Findest Du es wichtig, dass in Deutschland mehr Frauen gründen?

Irene Klemm: Absolut, dazu habe ich eine ganz klare Meinung. Durch neue, innovative Unternehmen wird unsere Gesellschaft gestaltet und da ist es umso wichtiger, dass diverse Teams (und Frauen) Geschäftsmodelle mitgestalten. Immerhin haben wir in Deutschland mehr Frauen als Männer. Da ist es die logische Konsequenz, dass unsere Zukunft genauso von Frauen mitgestaltet werden muss. Sicherlich brauchen wir dazu aber noch mehr Vorbilder, als es momentan gibt. Dafür ist es umso wichtiger, dass erfolgreiche Unternehmerinnen, Politikerinnen und andere inspirierende Frauen sichtbarer werden.

„Wir brauchen mehr Vorbilder“

Munich Startup: Wie unterstützt Ihr andere Gründerinnen?

Franziska Steiner: Wir versuchen andere Gründerinnen zu unterstützen, indem wir auf unseren Social-Media-Kanälen neben Informationen zu unserem Produkt auch Gründungsthemen ansprechen und praktische Tipps geben, die wir uns gewünscht hätten. Das Wichtigste wird allerdings in Zukunft sein, dass Gründerinnen einen leichteren Zugang zu Kapital erhalten. Nur so kann sich wirklich etwas ändern. 

Munich Startup: Was liegt auf Eurem Schreibtisch gerade ganz oben?

Franziska Steiner: Aktuell stecken wir beide tief in der Produktentwicklung unseres ersten Lernspiels, das die Sprachentwicklung – als die Vorstufe zu Lesen und Schreiben – in der Vorschule fördert. Wir haben bereits den Lernzielkatalog für das Spiel in Zusammenarbeit mit Pädagogen und Logopäden entwickelt. Nun arbeiten wir intensiv mit unserer Game-Designerin an der Umsetzung des Spiels, in dem Kinder gemeinsam mit dem Hauptcharakter spannende Abenteuer erleben.

Munich Startup: Was macht Dich glücklich?

Irene Klemm: Glücksmomente gibt es in unserer Gründung zahlreiche – mich macht dabei besonders die Freiheit und Selbstbestimmung glücklich. Jeden Morgen wache ich auf und weiß, dass ich meiner Leidenschaft nachgehen darf.