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„Wir glauben, dass unsere Lösungen global gut einsetzbar sind“ – HRForecast in Japan und Südkorea

Das Münchner Startup HRForecast will Fragen von HR-ManagerInnen mit Hilfe von Big Data beantwortet. Fragen, die nicht nur auf dem heimischen Markt, sondern auch international gestellt werden. Den Schritt auf den japanischen und südkoreanischen Markt wagte das junge Unternehmen gemeinsam mit dem German Accelerator-Programm "Next Step". Von seinen Erfahrungen berichtet Christian Vetter, CEO und Co-Founder von HRForecast.

Munich Startup: Warum habt ihr Japan/Südkorea als potenziellen Expansionsmarkt gewählt?

Christian Vetter: Erstens sehen wir Parallelen zwischen Deutschland – unserem bewährten Heimatmarkt – und Südkorea und Japan. Es gibt relativ viele global tätige Konzerne und einen starken Technologiebereich, wie beispielsweise die Automobilbranche. Diese Branchen haben einen hohen Stellenwert. Außerdem denken wir, dass alle drei Märkte Nachholbedarf im Bezug auf Innovation und Disruption haben. Daher sind wir auch der Meinung, dass unsere Tools und Services gut zu den Bedarfen der Unternehmen passen können.

Zweitens ist klar, dass ein Großteil der Menschen in Asien lebt. Wir setzen uns daher generell mit Asien stark auseinander und wollen dort die verschiedenen Märkte erkunden. Wir glauben, dass unsere Lösungen global gut einsetzbar sind. Natürlich müssen wir aber auch noch einige sprachliche Barrieren und kulturelle Differenzen überwinden.

Munich Startup: Warum sollten deutsche Startups Asien in Betracht ziehen?

Christian Vetter: Asien ist eine riesige Wachstumsregion mit einer stark wachsenden, jungen Bevölkerung, die mittlerweile sehr weit fortgeschritten ist, auch was die Kaufkraft betrifft. Ich glaube in Deutschland ist der Markt im Vergleich dazu deutlich gesättigter. Das klingt doch nach entsprechend großen Potenzialen in Asien.

„Asien ist schon lange mehr als nur der Kontinent, der die Fabriken dieser Welt beherbergt“

Außerdem ist Asien schon lange mehr als nur der Kontinent, der die Fabriken dieser Welt beherbergt. In Asien gibt es mittlerweile Millionen von hochqualifizierten Jobs, die Suche nach den besten Skills dominiert die Arbeitsmärkte. Was wir also für Deutschland entwickeln, sollte auch relevant für den asiatischen Markt sein.

Munich Startup: Habt Ihr Tipps für Startups, die überlegen nach Japan zu expandieren?

Christian Vetter: Mein erster Tipp ist, nicht gleich mit einem Big Bang zu expandieren, sondern den Markt erst einmal auszuprobieren. Dafür bieten sich Programme wie German Accelerator Next Step sehr gut an, weil finanzielle Risiken dadurch überschaubar bleiben.

Mein zweiter Tipp ist es, lokale Partner zu finden – gerade in Japan wegen der sprachlichen und kulturellen Unterschiede. Wir haben die Geschwindigkeit durch Partner deutlich erhöhen können.

Als dritten Tipp empfehle ich, mit möglichst vielen Mentoren zu sprechen und ihr Netzwerk zu nutzen; sie kennen den Markt und können euch auch mit konkreten Kunden vernetzen. Außerdem können Mentoren für kulturelle Aspekte sensibilisieren.

Munich Startup: Inwiefern haben Programme wie German Accelerator „Market Discovery“, mit denen Startups in einer sehr kurzen Zeit einen potenziellen neuen Markt entdecken und erkunden können, euch bei euren Expansionszielen geholfen?

Christian Vetter: Wir haben bei einigen Accelerator-Programmen mitgemacht, zum Beispiel Kickstart Innovation in der Schweiz, das Hauptprogramm des German Accelerator in Südostasien, sowie die „Market Discovery“-Programme des German Accelerator in Südkorea und Japan. Der größte Mehrwert besteht darin, das Geschäftsmodell validieren zu können. Wir haben es geschafft, uns mit internationalen, global agierenden Personen über unsere Ansätze auszutauschen und dadurch unser Geschäftsmodell verbessert.

„Unsere Lösungen und Apps funktionieren global sehr gut“

Die Programme helfen auch, kulturelle Sensibilität aufzubauen, egal ob nun in Singapur, Japan, Südkorea oder auf den Philippinen.

Außerdem haben wir erst durch die Programme entdeckt, dass unsere Lösungen und Apps global sehr gut funktionieren und nur wenig Anpassungen benötigen. Das hat uns generell ermutigt, globaler zu vermarkten.

Ein Verständnis aufzubauen, wer in den Fokusländern Entscheidungen trifft, welche Unternehmen und Branchen attraktiv für uns sind und welche Zielgruppen Bedarf nach unseren Tools haben, ist ein weiterer Mehrwert der Programme. Insbesondere durch die Mentorennetzwerke lernt und erfährt man am meisten.

In Summe haben wir gelernt, dass unsere Lösungen bereit für die Welt sind, wir allerdings den lokalen Markt sehr genau kennenlernen müssen.

Munich Startup: Und wie war eure Erfahrung mit der Teilnahme an einem vollständig virtuellen Accelerator-Programm ohne Zeit vor Ort verbringen zu können?

Christian Vetter: Wir haben unsere Ziele größtenteils erreichen können: Der Austausch mit den Mentoren war reibungslos, die erfolgreiche Optimierung des Geschäftsmodells konnte umgesetzt werden und Markteinblicke wurden erlangt.

Was nicht so gut funktioniert hat, war der Aufbau persönlicher Beziehungen. In den Ländern, in die wir investieren, ist gerade das enorm wichtig. Deswegen haben wir vor Ort nach einem Vertriebspartner gesucht, der die lokalen Aufgaben übernehmen kann, wozu auch der Aufbau persönlicher Netzwerke gehört.

Weniger reisen, geringere Kosten und somit auch geringere Risiken

Ich denke, es hängt von den persönlichen Zielen ab, ob ein virtuelles Programm erfolgreich ist. Wenn man nur das Ziel hat, möglichst schnell in der Fläche zu verkaufen, ist das virtuell sicherlich sehr schwierig – sofern man kein E-Commerce-Unternehmen ist.

Ich kann aber trotzdem jedem empfehlen an virtuellen Programmen teilzunehmen. Die Vorteile liegen auf der Hand – weniger reisen, geringere Kosten und somit auch geringere Risiken.

Munich Startup: Wie geht es weiter mit eurer internationalen Expansion. Was sind die nächsten Schritte?

Christian Vetter: Wir optimieren gerade noch mit dem, was wir gelernt haben, unser Geschäftsmodell. Danach werden wir weitere lokale Partner und auch Mitarbeiter akquirieren, um dann hoffentlich nach und nach Kunden zu gewinnen.

Wir haben gesehen, dass es in der gegenwärtigen virtuellen Welt gerade bei datengetriebenen Geschäftsmodellen wie unserem keine Grenzen gibt, da wir keine physischen Grenzen berücksichtigen müssen. Die Zukunft wird spannend und ich blicke ihr sehr positiv entgegen!


Weitere Informationen zu Japan und Südkorea findet Ihr in unserer Going Global-Reihe