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Migrant Founders Monitor 2021: Hohe Expertise und weniger externes Kapital

In einer gemeinsamen Studie gehen der Bundesverband Deutsche Startups e.V. und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit der Frage nach, welche Rolle GründerInnen mit Migrationshintergrund im deutschen Startup-Ökosystem einnehmen.

Zentrale Datenbasis der Studie Migrant Founders Monitor 2021 ist der Deutsche Startup Monitor (DSM). Insgesamt konnten damit Daten von 354 GründerInnen mit Migrationshintergrund der ersten und zweiten Generation erhoben werden. Über die Hälfte der TeilnehmerInnen sind MigrantInnen der ersten Generation, sie sind also nicht in Deutschland geboren.

Der Migrant Founders Monitor 2021 kommt zu folgenden zentralen Ergebnissen: Mit einem Anteil von gut 20 Prozent nehmen GründerInnen mit Migrationshintergrund eine wichtige Rolle im deutschen Startup-Ökosystem ein. Dabei bringt eine großer Anteil dieser GründerInnen eine hohe Expertise mit: 91 Prozent von ihnen haben – gegenüber 84 Prozent im gesamten Ökosystem – einen akademischen Abschluss, häufig aus dem MINT-Bereich. Außerdem zeichnen sich Migrant Founders der ersten Generation durch ein ausgeprägtes Startup-Mindset aus. Das bedeutet, dass sie eine höhere Risikobereitschaft mitbringen und 68 Prozent von ihnen auch einen Exit anstrebt. Der DSM-Schnitt liegt bei 59 Prozent.

Sprachliche, bürokratische und administrative Hürden abbauen

Weniger gut läuft es allerdings im Bereich Finanzierung, Vernetzung und Kooperation. Die Studie zeigt auf, dass Migrant Founders der ersten Generation im Durchschnitt 1,1 Millionen Euro externes Kapital erhielten – gegenüber 2,6 Millionen Euro im DSM-Schnitt. Hier zeigen sich strukturelle und kulturelle Barrieren innerhalb wie außerhalb der Startup-Szene. Sprachliche, bürokratische und administrative Hürden gilt es also weiter abzubauen – vor allem auch im Kontext von staatlichen Förderprogrammen und im Austausch mit relevanten Behörden.

Ein Großteil der Migrant Founders ist mit ihren Startups in Berlin (21,2 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (26,6 Prozent) angesiedelt. In Bayern liegt der Anteil an GründerInnen mit Migrationshintergrund bei 8,5 Prozent.

„Diversität ist keine Option“

Sophie Chung, CEO und Gründerin Qunomedical sowie Präsidiumsmitglied des Startup-Verbands, ist sich sicher:

„Diversität ist keine Option, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit, für die wir uns nicht erst bei den Gründerinnen und Gründern einsetzen sollten. Die Förderung von unternehmerischen Talenten sollte schon in der Kindheit beginnen: Wenn wir es schaffen, die gedanklichen und tatsächlichen Hürden in jungen Jahren abzubauen, dann heben wir die enormen, bislang brachliegenden Potenziale.”

Und Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, ergänzt:

„Es ist ermutigend zu sehen, dass Migrant Founders wichtige Impulse zum deutschen Startup-Ökosystem beisteuern. Damit sie künftig noch erfolgreicher arbeiten können, sollten sie bei der Vernetzung – z.B. mit Wissenschaftseinrichtungen – mehr Unterstützung erhalten. Hier ist eine klare Lücke erkennbar. Auch ein Abbau von bürokratischen Hürden kann helfen, zumal es bei GründerInnen der ersten Generation nicht selten sprachliche Barrieren gibt.“

Keine Notgründungen mehr, sondern Chancengründungen

Gonca Türkeli-Dehnert, Geschäftsführerin der Deutschlandstiftung Integration, sagt:

„Existenzgründungen von MigrantInnen waren in der Vergangenheit oft Notgründungen, weil sie schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hatten und immer noch haben. Heute sind Existenzgründungen aber in der Regel Chancengründungen, überwiegend von Menschen mit einem akademischen Abschluss! Damit sie ihre Ideen und Innovationskraft in Deutschland besser einbringen können, unterstützen wir sie zusammen mit GründerInnen, ManagerInnen und InvestorInnen mit Migrationsbiografie im Rahmen des Mentoringprogramms 2hearts.“