Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!
Omar Dahroug, Properbird: Wir sind Lukas Rose, Jörg Claussen und ich, Omar Dahroug und gemeinsam wollen wir Transparenz in den Markt der Immobilienmakler bringen. Dazu haben wir das Proptech-Startup Properbird gegründet.
Die Inspiration hinter Properbird ist durch eine Episode aus der Serie Freakonomics über Immobilienmakler entstanden. Properbird löst das bewiesene Anreizproblem, das zwischen Immobilienmaklern und Immobilienverkäufern besteht.
Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?
Omar Dahroug: Der Hausverkauf ist eine der größten finanziellen Entscheidungen im Leben. Deswegen suchen die meisten Verkäufer dabei bei einem Immobilienmakler nach Unterstützung, um auf dessen Expertise, Netzwerk und Erfahrung im Markt zurückgreifen zu können. Aber hier entsteht das Problem, welches Immobilienverkäufer auf der Suche nach einem Makler bisher hatten: Bei der Maklerwahl mussten sich Immobilienverkäufer bisher auf ihr Gefühl und auf Empfehlungen Dritter verlassen. Das Ergebnis war meist eine emotionale und subjektive Entscheidung.
Wie bereits erwähnt, löst Properbird das Anreizproblem. Während zum einen Immobilienmakler den Anreiz haben ihr Transaktionsvolumen (d.h. Provisionsvolumen) zu maximieren, haben Immobilienverkäufer auf der anderen Seite den Anreiz, den Preis der Immobilie zu maximieren. Als Immobilienverkäufer hat man außerdem das Problem, dass man nicht “hinter die Kulissen” der Arbeit des Maklers schauen kann und so die Leistung des Maklers vor einem Verkaufsauftrag nur sehr schwer einschätzen kann.
Genau das wollen wir ändern! Properbird hilft jedem Immobilienverkäufer in ganz Deutschland dabei, den besten Makler für sich zu finden. Wir crawlen tagesaktuelle Transaktionsdaten von Maklern und bringen nun erstmalig objektive Maklerleistungen in den Entscheidungsprozess. So kann jeder auf unserer Plattform einsehen, wie sich bei einzelnen Maklern zum Beispiel der Angebotspreis im Vergleich zu einem objektiven Marktpreis verhält oder wie der Makler bei Verkaufsgeschwindigkeit und Verkaufsaufwand im Vergleich zum regionalen Durchschnitt abschneidet.
Properbird bewertet Makler anhand ihrer vergangenen Transaktionsdaten
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Omar Dahroug: Natürlich gibt es für Makler – wie für alles andere auch – mehrere Vermittlungsplattformen im Internet. Hauptsächlich unterscheiden wir uns aber auf zwei Ebenen.
Auf erster und wichtigster Ebene kommt unsere objektive Bewertungsmethode. Da wir Immobilienverkäufer priorisieren, bewerten wir alle Makler ausschließlich anhand ihrer vergangenen Transaktionsdaten. Zur Bewertung der Makler wenden wir dabei die drei Metriken des Verkaufspreises, der Verkaufsgeschwindigkeit und des Verkaufsaufwand an. Unsere Ergebnisse lassen sich daher nur durch die beobachtete Leistung des Maklers beeinflussen. Außerdem ermöglicht es Properbird durch eine einheitliche und datengetriebene Bewertung, dass ein fairer Vergleich zwischen den einzelnen Maklern geschaffen wird.
Auf zweiter Ebene kommt unser unvergleichlicher Service, den wir den Immobilienverkäufern auf unserer Plattform anbieten. Traditionelle, zweiseitige Plattformen müssen beide Seiten der Plattform onboarden, um den Usern einen Wert anbieten zu können. Im Gegensatz dazu haben wir bei Properbird es geschafft, dieses Henne-Ei-Problem zu umgehen. Da wir täglich Transaktionsdaten von führenden Immobilienplattformen für ganz Deutschland crawlen, können wir die benötigten Daten eines jeden Maklers sammeln, ganz ohne den Bedarf zur Registrierung. Das bedeutet, dass Du als Immobilienverkäufer Dir sicher sein kannst, dass Properbird den ganzen Maklermarkt in Deutschland abdeckt. Wir haben Properbird bereits im Juni 2021 mit mehr als 15.000 aktiven Maklern in Deutschland gelauncht. Das macht Properbird einzigartig, denn bei sonst keiner anderen Vermittlungsplattform findest Du jeden aktiven Makler in Deutschland.
Properbird: „In diesem Markt gibt es viel mehr Angebot, als dass es Nachfrage gibt“
Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?
Omar Dahroug: Properbird ist ein sehr stark Marketing-getriebenes Geschäft. Deshalb sind zwei Herausforderung stark damit verbunden.
Das erste und größte Problem ist es, die Immobilienverkäufer zum richtigen Zeitpunkt auf unsere Plattform zu bekommen. In diesem Markt gibt es viel mehr Angebot, als dass es Nachfrage gibt. Außerdem haben unsere Wettbewerber meist tiefe Taschen und können es sich leisten teure Google-Ads-Kampagnen zu schalten. Wir sind deswegen gerade am Experimentieren, über welche anderen Kanäle wir potentiell qualifizierte Immobilienverkäufer auf unsere Plattformen lotsen und von unserem Service überzeugen können.
Die zweite große Herausforderung resultiert daraus, dass einem Großteil der Immobilienverkäufer die Existenz des oben genannten Anreizproblems gar nicht bewusst ist. Da der Prozess des Hausverkaufs ein- bis maximal zweimal im Leben durchlaufen wird, ist man unaufmerksam der Tatsache gegenüber, dass unterschiedliche Makler ganz unterschiedliche Leistungen erbringen können. Das bedeutet für uns, dass wir die Lösung zu einem Problem anbieten, das bei den Usern gar nicht existiert. Wir wollen die User also zuerst einmal auf die Existenz des Problems aufmerksam machen.
Drittens haben wir, wie jedes andere Early-Stage-Startup, die Herausforderung, die richtigen Talente zu finden und entsprechend zu incentivieren. Man kann seine Mitarbeiter entweder mit Geld oder mit Reputation (d.h. Ruf des Unternehmens) überzeugen. Als junges Startup hat man weder Geld, noch Reputation. Deswegen haben wir als Gründerteam stark daran gearbeitet, eine inspirierende Unternehmenskultur aufzubauen, die uns dabei hilft, die richtigen Talente an Bord zu holen.
„Wir sind im Markt etabliert und finanziell unabhängig“
Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?
Omar Dahroug: Wir haben zwei unabhängige Business-Modelle. Zum einen finanziert sich Properbird, indem wir als Vermittlungsplattform zwischen Verkäufer und Makler für die übernommene Kundenakquise bezahlt werden. Außerdem haben wir in Kooperation mit dem größten deutschen Technik- und Verbraucherportal CHIP auf Basis unseres Makler-Rankings, die CHIP „Top-Makler“ Auszeichnung an die 25 Prozent der besten Makler in Deutschland verliehen. Wir sind also im Markt etabliert und finanziell unabhängig. Jetzt geht es für uns darum, zu wachsen.
Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?
Omar Dahroug, ProperBird: Ich selbst komme ja aus Kairo, ich habe dort die Deutsche Schule besucht und bin nach München gekommen, um an der TU zu studieren. Dass ich hier ein Startup gründen würde, daran habe ich damals noch nicht gedacht.
Viel Unterstützung durch Förderprogramme
Unser Gründerteam ist eine Mischung aus Manage&More- und CDTM-Alumni. Solche Förderprogramme bieten einen enormen Wert. Man bekommt eine unfassbare Unterstützung von solchen Netzwerken. Mit Unterstützung meine ich zum einen Connections zu potenziellen strategischen Partnern als auch zu Talenten, die das Team joinen. Außerdem bekommt man über das Programm hinaus weiterhin Unterstützung in Form von Electives, die uns bei der Gründung helfen. Letztes Semester hatten wir beispielsweise die Möglichkeit, an zwei Electives teilzunehmen. Zum Ersten das Elective “VC Funding” mit Michi Wax und Hanno Renner. Zum Zweiten das Elective “Effective Organisation Building” mit den vier Stylight-Gründern Anselm Bauer, Benjamin Günther, Max-Josef Meier und Sebastian Schuon.
Zusätzlich wurde mir persönlich das Gründen als TUM-Student erleichtert, da ich meine Masterarbeit als Teil des neuen Programms TUM Entrepreneurial Masterclass geschrieben habe. Diese großartige Initiative ermöglicht es Studenten, die Masterarbeit der eigenen Leidenschaft zu widmen. Dementsprechend habe ich die letzten sechs Monate meines Studiums Vollzeit in Properbird investiert.
Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?
Omar Dahroug: Aktuell ist Properbird das Projekt, dem ich all meine Zeit widme, und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Was aber nicht heißen soll, dass ich auf ewig in meinem ersten Startup bleiben werde. Wenn die Zeit reif ist, will ich zurück nach Kairo gehen und dort aktiv werden. Ägypten hat großes Potenzial für Startups, und ich bin froh, wenn ich alles, was ich hier in München gelernt habe, dort nutzen und anwenden kann.
