Aaron Spiegelburg und Marco Prüglmeier (v.l.), Gründer von Noyes Technologies.
Foto: Noyes Technologies

Noyes Technologies: Nano-Lager für die Großstadt

Noyes Technologies entwickelt automatisierte Kleinstlager für die Großstadt. Das Münchner Startup wurde von den beiden Branchenexperten Aaron Spiegelburg und Marco Prüglmeier gegründet. Im Interview stellen die beiden Gründer ihr Unternehmen vor.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Noyes Technologies: Als Noyes Technologies bringen wir das erste Robotik-betriebene, ultradichte, automatisierte und hochflexible Nano-Logistiksystem für die urbane Logistik und jedes Budget auf den Markt. Das Ziel ist es, einen neuen Standard im Bereich Nano Fulfillment zu schaffen, so dass ein nachhaltiger Konsum für die globale wachsende Stadtbevölkerung ermöglicht wird. Durch unsere Lösung optimieren wir Logistikprozesse und reduzieren die Kosten auf das notwendige Minimum.

Wir, das sind die zwei Gründer, Aaron Spiegelburg und Marco Prüglmeier, sowie unser derzeit 23 Personen starkes internationales und hochqualifiziertes Team.

Als Gründerteam blicken wir auf über 40 Jahre Erfahrung in den Bereichen Lean Logistics, Robotik und Lagerhaltung zurück. Aaron (43) bringt über 20 Jahre in der Prozessoptimierung und digitalen Unternehmen sowie mehr als 10 Jahre Erfahrung in der Finanzsteuerung in das Team ein. Marco (49) ist ein Experte im Bereich Logistik und schlanke Produktion. Er verfügt über 22 Jahre Erfahrung in der Logistik, unter anderem durch seine Rolle als Ex-Global Head of Logistics Innovation & Industry 4.0 bei der BMW AG. 2021 publizierte Marco sein Buch „Innovationen in der Logistik“. Komplettiert wird Noyes durch unser vielfältiges Team mit starken Ingenieurs- und Software-Hintergrund und weitreichenden Erfahrungen im Bereich Automatisierung, Logistik und Robotik.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Noyes Technologies: Das Konsumverhalten ändert sich aufgrund des dynamischen Verbraucherverhaltens rasant. Kunden fordern immer schnellere Lieferzeiten – ersichtlich an beispielsweise Gorillas und Flink, die mit der 10-Minuten-Lieferung werben. Die benötigten Lagerflächen in Kundennähe, insbesondere im urbanen Raum, sind jedoch knapp und teuer. Das Problem ist damit konkret: wenig Platz und wenig Zeit.

Die besondere Herausforderung liegt also darin, urbane Logistik zu ermöglichen und gleichzeitig effizient sowie wirtschaftlich zu agieren. Die Lösung dafür liegt in einem System, dass sich nahtlos und flexibel an städtische Gegebenheiten anpassen kann. Hierzu zählt: Lagerflächen durch optimale Flächen- und Raumhöhennutzung minimieren, niedriger Geräuschpegel, Flexibilität & Anpassbarkeit, 24/7 Verfügbarkeit und hohe Produktdichte. All das bietet unsere Noyes-Lagerlösung.

„Noyes Nano Fulfillment ist also die kleinste und schnellste Supply-Chain-Lösung in unmittelbarer Nähe zum Kunden“

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Noyes Technologies: Natürlich gibt es schon mehrere Automatisierungslösungen für die Logistik auf dem Markt. Die große Herausforderung ist und bleibt jedoch stets der Platz, der Mangelware in Städten ist. Bestehende Lösungen konzentrieren sich auf die Automatisierung von Hochregallagern für große und hohe Logistikflächen. Skalierbare Mini-Lager, optimiert für die flexiblen Anforderungen des urbanen Fulfillments, sind derzeit nicht existent.

Zum Veranschaulichen: Micro Fulfillment bezieht sich auf Lagerflächen von 900 bis 4000 m2, Nano beginnt bei 75 m2 – unsere Lösung sogar bei zehn Quadratmetern. Micro-Lösungen stellen allerdings inzwischen schlichtweg keine rentablen Lösungen für die städtische Logistik mehr dar.

Noyes Nano Fulfillment ist also die kleinste und schnellste Supply-Chain-Lösung in unmittelbarer Nähe zum Kunden. Unser urbanes Nano-Lager ermöglicht blitzschnelle Lieferzeiten zu einem erschwinglichen Preis. Durch schnelle Pick-Zeiten von nur fünf bis zehn Sekunden pro Produkt sparen wir, im Vergleich zum manuellen Prozess, viel Zeit ein. Darüber hinaus ermöglicht die Noyes-Lösung durch die Fähigkeit, bis zu 2000 SKUs in einem 30 m2 Lager mit einer Deckenhöhe von ca. zwei Metern zu komprimieren, beliebige Ladenflächen in vollautomatisierte, maßgeschneiderte Nano-Lager umzuwandeln. Zudem arbeiten wir gerade mit einem renommierten Kühltechnik-Hersteller an einem nachhaltigen und energiesparenden Kühlsystem mit unterschiedlichen Temperaturzonen, das schnell und einfach in jeden Noyes Store integriert werden kann.

Gerade im Bereich des Q- & E-Commerce und des Lebensmittelhandels bieten wir damit eine moderne und zukunftsträchtige Lösung, um sich den wachsenden Herausforderungen des dynamischen und sprunghaften Konsumverhaltens zu stellen.

„Wir befinden uns in einer Branche mit extremem Wachstum“

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Noyes Technologies: Herausforderungen gibt es gerade in Startups immer wieder. Zum Glück haben wir recht zügig ausreichend Finanzierungsanfragen erhalten, um in die erste erfolgreiche Finanzierungsrunde zu starten. Die erste Herausforderung war dann der darauffolgende Bürokratismus. In deutschen Ämtern tickt die Uhr bekanntlich noch etwas langsamer – hier war Geduld gefragt.

Dieses Jahr sind wir dann noch von Null auf ein 25-Personen-Team gewachsen – und wir suchen auch weiterhin Verstärkung. Dabei liegt die Herausforderung darin, Bewerber zu finden, die für unseren Bereich Expertise mit sich bringen. Wir können uns glücklich schätzen, ein so gemischtes und breitgefächertes Team mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten und Kenntnissen bei Noyes an Bord zu haben.

Die dritte Herausforderung ist immer noch aktuell: wir befinden uns in einer Branche mit extremem Wachstum. Die Nachfrage steigt und damit auch stetig die Anforderungen an die Lagersysteme auf dem Markt. Unsere Lösung muss deswegen einfach und schnell skalierbar sein.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Noyes Technologies: Kurz und knapp gesagt: innerhalb des nächsten Jahres ist das Ziel, den Serienstatus zu erreichen und unseren ersten großen Roll-out mit 30 Kundensystemen durchzuführen. In fünf Jahren wollen wir der Global Player für Nano Warehousing in allen Verticals sein. Diese umfassen für uns: E- und Q-Commerce, Postal Services, Food Retail, Medical & Hospital sowie die industrielle Anwendung.

„The biggest risk is not taking any risk“

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Noyes Technologies: München als Gründungsstandort birgt viele Vorteile: Zum einen ist die Gründungsszene hier sehr gut vernetzt und zum anderen sind hier einige große Venture-Kapital-Investoren sowie Business Angels anzutreffen. Zudem ist München Deutschlands Großstadt mit der größten Wirtschaftskraft und wirkt damit wie ein Magnet auf viele Unternehmen. Unter ihnen viele Q-Commerce-Anbieter wie Flink, Gorillas und Knuspr – also genau unsere Zielgruppe.

Neben der wirtschaftlichen Attraktivität besticht München mit der hohen Lebensqualität. Die Berge in greifbarer Nähe, Italien nur eine kurze Autostrecke entfernt und die vielzählige Freizeitmöglichkeiten in München und im Münchner Umland machen München zu einem sehr attraktiven Standort für Arbeitnehmer und insbesondere für junge Menschen. Der Standort München wirkt sich also positiv auf die Suche nach motivierten Mitarbeitern aus.

Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?

Noyes Technologies: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt oder, um es in Mark Zuckerbergs Worten zu sagen: „The biggest risk is not taking any risk. In a world that’s changing really quickly, the only strategy that is guaranteed to fail is not taking risks.”

Wir leben eine sehr prototypengestützte Entwicklung unseres Systems und animieren unsere Mitarbeiter dazu, ihre Ideen umzusetzen und zu testen. Gründen ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden und Sicherheit spielt dabei sicherlich eine erhebliche Rolle. Ein zu hohes Bedürfnis nach Sicherheit, aus Angst vor Risiken oder Verlusten, kann allerdings zu einer eingeschränkten Sichtweise führen. Wir bei Noyes haben das große Glück mit Vsquared Ventures, 468 Capitals und Abacon Capital starke Investoren an unserer Seite zu haben, die unsere Vision teilen und uns den Rücken stärken.