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Faircations: Nachhaltiges Reisen als New Normal

Nachhaltiges Reisen klingt für viele teuer, elitär und mit viel Rechercheaufwand verbunden. Dass es das nicht sein muss, wollen Sonja Karl und Stefan Seibel mit ihrem Travel-Startup Faircations beweisen. Über ihren genauen Ansatz sprechen wir im Interview mit Mitgründerin Sonja Karl.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Faircations-Mitgründerin und unsere Interviewpartnerin Sonja Karl (Foto: Faircations).

Sonja Karl, Faircations: Wir sind Sonja, 41 Jahre, und Stefan, 48 Jahre. Wir kennen uns seit mehreren Jahren und haben zusammen in einem großen Touristikkonzern gearbeitet. Ich (Sonja) komme aus dem Product/Yield/Sustainability Bereich, insbesondere Fern- und Luxusreisen, Stefan aus der IT/Travel Technology. Seit 1,5 Jahren arbeiten wir an unserer Idee, nachhaltiges Reisen aus dem Nischendasein rauszuholen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen – quasi aus der ‚Öko‘-Ecke raus. Im Februar 2021 haben wir dann offiziell Faircations gegründet, das erste Online-Portal für faire und grüne Reisen.

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Sonja Karl: Im Alltag achten schon viele Leute auf Nachhaltigkeit, kaufen Bio-Produkte, trennen ihren Müll usw. Und auch beim Urlaub würden über 60 Prozent der Reisenden gerne nachhaltiger reisen, aber nur 6 Prozent tun es bislang dann wirklich. Weil die meisten keine passenden Angebote finden, weil sie denken, es wäre zu teuer oder sie müssten dann im Urlaub auf etwas verzichten. Oder weil sie auch gar nicht wissen, was nachhaltiges Reisen eigentlich bedeutet.

Alle Aspekte der Nachhaltigkeit mit einbeziehen

Mit Faircations wollen wir deshalb faire und grüne Reisen greifbar, attraktiv und zugänglich machen und zeigen, dass es nicht immer der ‚vegane Yoga-Retreat‘ sein muss, sondern beispielsweise auch ein ganz normaler Strandurlaub auf Mallorca nachhaltig gestaltet werden kann. Bei Nachhaltigkeit und Reisen denkt man oft an Klimaschutz und CO2-Kompensation, aber wir möchten darüber hinausgehen und alle Aspekte der Nachhaltigkeit mit einbeziehen, das heißt auch ökonomische und soziale Aspekte, wie zum Beispiel faire Bezahlung von Hotelmitarbeitern.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Sonja Karl: Es gibt ganz viele tolle Anbieter, die nachhaltige Hotels überwiegend im angrenzenden Ausland anbieten. Oder auch ganz spezielle und ausgefallene Touren, die aber nicht für jede/n, der/die nachhaltig reisen will, das Richtige sind. Was es bislang nicht gibt, ist eine echt coole One-Stop-Shop-Buchungsstrecke, die es Dir erlaubt, einzelne nachhaltige und / oder kompensierte Leistungen wie Flug, Unterkunft und Ausflug dynamisch zu einem durchgängigen Reiseerlebnis zusammen zu packen.

Erste Angel-Investoren von sich überzeugt

Munich Startup: Gab es bereits einen Punkt, an dem Ihr beinahe gescheitert seid?

Sonja Karl: Wir sind kurz vor der Corona-Krise gestartet – nicht gerade der ideale Zeitpunkt, ein Travel-Startup anzufangen… Andererseits ist antizyklisches Handeln auch ein guter Ansatz und so haben wir einfach die Zeit genutzt, weiter an unserem Konzept zu arbeiten. Nachdem sich der Reisemarkt langsam etwas erholt und wir die ersten Angel-Investoren an Bord haben, gehen wir jetzt Ende Dezember mit unserer neuen Website und ersten buchbaren Angeboten live.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Sonja Karl: In einem Jahr möchten wir in DACH mit einem kompletten Angebot an Reisen weltweit mit Unterkünften, Transfers, Ausflügen und Rundreisen buchbar sein und die erste Anlaufstelle für jede/n sein, der/die nachhaltig reisen möchte.

Europaweit buchbar

In 5 Jahren möchten wir europaweit buchbar sein und durch unseren Einfluss auf die Wertschöpfungskette den nachhaltigen Tourismus entscheidend weitergebracht haben – nachhaltiges Reisen soll das New Normal werden. Und in 10 Jahren hoffen wir, dass sich niemand mehr daran erinnern kann, dass es jemals nicht-nachhaltige Reiseformen gab.

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Sonja Karl: München ist für mich der beste Standort in Deutschland – wobei ich (Sonja) da nicht ganz unparteiisch bin: denn München ist nach vielen Jahren in Frankfurt für mich Back To The Roots, ich bin im Münchner Norden aufgewachsen und habe in München Tourismus studiert. München ist eine super attraktive Stadt mit sehr hoher Lebensqualität, was hilft, Talente anzuwerben, trotz unbestritten vergleichsweise hoher Lebenshaltungskosten.

Munich Startup: Coworking oder eigenes Office?

Sonja Karl: Bislang weder noch – wir arbeiten aktuell von mehreren Orten in Deutschland im Home Office: München, Kiel, Frankfurt, Würzburg…