Vlad Lata, Julian Kley und Christoph Baumeister (v.l.), die Gründer von Avi Medical
Foto: Avi Medical

Avi Medical: Dieses Startup modernisiert den Hausarzt

Avi Medical baut moderne, technologieunterstützte Arztpraxen auf. Die Münchner betreiben bereits drei Allgemeinarztpraxen in München. Bis Ende des Jahres sollen zwei weitere hinzukommen. Die Gründer erklären im Interview ihr Unternehmen.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!

Avi Medical: Wir drei, Vlad Lata (31), Julian Kley (33) und Christoph Baumeister (34), haben Anfang 2020 in München Avi Medical gegründet. Avi Medical ist ein völlig neuer Typ Hausarztpraxis: patientenfreundlich, technologieunterstützt und mit besonderer menschlicher Note, Unser neuartiges Konzept vereint dabei das Beste aus Medizin und Software. Bei uns genießt jeder Patient dieselbe hochqualitative Behandlung – unabhängig ob privat oder gesetzlich versichert.

Vlad studierte an der TUM Elektrotechnik und Informationstechnologie und hält einen Honors Degree in Technology Management des CDTM. Er war zuvor Mitgründer von Konux. Chris promovierte an der TUM in Dienstleistungs- und Technologiemarketing und hat ebenfalls einen Honors Degree in Technology Management des CDTM. Er war Mitgründer zweier Startups, Locumi Labs und Nello. Julian ist Arzt und hat in Bonn Medizin studiert. Vor Avi war er mehr als fünf Jahre lang für die Boston Consulting Group im Bereich globale Gesundheitssysteme tätig.

Vlad und Chris waren sich während ihrer Studienzeit zwar nie am CDTM über den Weg gelaufen, trafen sich dort aber, als Vlad auf der Suche nach einem Mitstreiter für seine geplante Neugründung war. Beide waren CDTM-Absolventen und hatten bereits erfolgreich IoT-Unternehmen aufgebaut. Somit hatten sie bereits mehr gemeinsam als ihnen zu diesem Zeitpunkt bewusst war – ein sofortiges Match also! Jetzt fehlte „nur“ noch das medizinische Fachwissen. Und hier kommt Julian ins Spiel: Durch eine „nicht zu erklärende Planetenkonstellation“, so die Gründer heute, war Vlad zufällig die erste Person, die Julian ansprach, nachdem dieser von Boston Consulting weggegangen war. Das Gründerteam war beisammen!

Technologie entlastet Ärzte von administrativer Arbeit

Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?

Avi Medical: Wir bauen patientenzentrierte, technologieunterstützte Arztpraxen auf, die eine bislang nicht gekannte bequeme, personalisierte und ganzheitlich digitale Patientenerfahrung bieten. Evidenzbasierte Medizin im Zusammenspiel mit dem gezielten Einsatz moderner Technologien gehen bei unserem Konzept Hand in Hand – im Interesse der bestmöglichen Behandlung jedes einzelnen Patienten. Wir sehen uns als Vorreiter im Bereich der hausärztlichen Versorgung. Unsere Vision ist eine Versorgung, die den Arzt-Patienten-Kontakt um moderne digitale Möglichkeiten erweitert. Nicht als Selbstzweck, sondern um die Behandlung der Patienten wo immer möglich sinnvoll zu unterstützen. Avi Medical ist deutschlandweit das erste Unternehmen, das Medizin und Software komplett verzahnt und seinen Ärzten als fertiges Gesamtkonzept aus einem Guss an die Hand gibt.

Für die Patienten startet der Arztbesuch mit einer unkomplizierten Online-Terminbuchung. Schon in Kürze füllen sie ihren Anamnesebogen bereits zu Hause am Smartphone aus, nicht im Wartezimmer. Für ein Höchstmaß an Komfort sorgt die Integration von Telemedizin: Je nach Behandlungsgrund können sich die Patienten für eine Videosprechstunde von zu Hause aus entscheiden, statt persönlich in die Praxis zu kommen.

Die Ärzte im Avi-Medical-Praxisverbund sind festangestellt und haben somit kein finanzielles Risiko. Sie profitieren von flexiblen Arbeitszeitmodellen mit geregelten und planbaren Arbeitszeiten, sowie der Möglichkeit, mit Patienten auch aus dem Homeoffice per Videochat zu kommunizieren. Dank modernster Technologie-Unterstützung reduziert sich ihr administrativer Aufwand signifikant – unterm Strich bleibt den Ärzten so mehr Zeit für ihre originäre medizinische Behandlungstätigkeit.

Wir suchen übrigens ständig Ärztinnen und Ärzte bzw. Medizinische Fachangestellte für unsere wachsende Zahl an Praxen sowie Developer, Marketingexperten, Werkstudenten etc. für unser Backoffice. Schaut einfach auf https://www.avimedical.com/jobs!

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Avi Medical: Nein, siehe Frage 2.

Avi Medical plant 20 Arztpraxen bis Ende 2022

Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?

Avi Medical: Die größte, aber auch wichtigste Herausforderung ist sicherlich, konstant die absolut besten Leute für alle Bereiche zu gewinnen – alles, was wir machen und bauen, wie unser Produkt und die Software, die medizinischen Leistungen oder unser Praxisdesign, hängt davon ab, dass wir es schaffen, die besten Talente weltweit an Bord zu bekommen. Hiring ist unsere Hauptaufgabe als Gründer. Darüber hinaus gibt es dann die „ganz normalen“ Challenges – z.B. die spontane Entwicklung eines Tools für die Buchung von Corona-Impfungen im April 2021 (gar nicht so einfach bei vier Impfstoffen und wöchentlich wechselnden Lieferungen) oder die Übernahme und Modernisierung von alt-eingesessenen Praxen.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Avi Medical: Wir haben im April dieses Jahres mit zwei Praxen in München begonnen, im Juni kam eine dritte hinzu, und in Kürze eröffnen wir zwei weitere Praxen in München. Im Laufe des Jahres 2022 planen wir, weitere zwölf bis 15 Praxen in München, Berlin und Hamburg zu eröffnen sowie die gesamte Patientenreise im hausärztlichen Bereich digital und physisch abzubilden. In fünf Jahren werden hoffentlich viele weitere Praxen im Verbund von Avi Medical und unser Service auch in anderen europäischen Ländern dazugekommen sein!

Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?

Avi Medical: Klasse sind natürlich aus Recruiting-Sicht die beiden Top-Unis vor Ort. Die Startup-Szene hier ist bestens vernetzt – man kennt sich und tauscht sich aus. Es gibt viele Anlaufstellen für öffentliche Förderungen bzw. private Investitionen. Da sind die Wege nicht weit. Für die Mitarbeiter ist München aufgrund seiner Lage ein hoch attraktiver Standort. Andererseits führt dies auch zur hinlänglich bekannten prekären Wohnsituation (gerade für Studis und Berufsanfänger). Und die Lebenshaltungskosten sind halt auch extrem hoch. Insgesamt gehört München aber völlig zu Recht zu den begehrtesten Startup-Standorten weltweit.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Avi Medical: Den klassischen Hausarztmarkt, wie er heute aufgestellt ist, kann man nicht über Nacht modernisieren, in dem Sinne, dass man Patienten eine zeitgemäße Behandlung nach modernsten medizinischen Maßstäben anbietet. Dafür sind Stehvermögen und ein langer Atem erforderlich. Unsere Investoren wissen das und unterstützen unseren langfristig angelegten Ansatz zu einhundert Prozent.