Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch bitte kurz vor!
Hannes Hanusch, Unikube: Wir sind Hannes Hanusch (36, BA International Business Management), Michael Schilonka (31, Bsc Computer Science) und Robert Stein (29, Bsc Computer Science), die Gründer von Unikube. Ich kenne Michael aus familiärem Zusammenhang – unsere Ehefrauen sind Cousinen. Robert und Michael kennen sich aus dem Informatik-Studium und haben schon immer gemeinsam über die wichtigen Fragen der Softwareentwicklung philosophiert.
Wenn es um Softwareentwicklung geht, sind wir absolute Cloud-Native-Enthusiasten. Cloud-Native bedeutet, Anwendungen vollständig für Cloud-Umgebungen zu entwickeln. Und beim Blick über den Tellerrand kam uns die Idee zur Umsetzung einer eigenen Plattform, um den Zugang zu Cloud-Native-Development mit Kubernetes zu vereinfachen. Die Version 1.0 unserer SaaS-Plattform und CLI (Command Line Interface) namens Unikube haben wir im September als Open-Source-Projekt veröffentlicht, worauf wir besonders stolz sind.
Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?
Hannes Hanusch: Auf den Punkt zu bringen, welche Herausforderung unser Produkt Unikube meistert, ist gar nicht so leicht. Vor allem, wenn man nicht mit Softwareentwicklern oder DevOps-Engineers spricht. Ganz vereinfacht gesagt, ist es so, dass Unikub Entwicklern dabei hilft, sich auf das zu konzentrieren, was sie am besten können: Code schreiben! Denn die Entwickler müssen sich dank Unikube nicht mehr in die komplexe Kubernetes-Logik einarbeiten oder mit Infrastruktur beschäftigen. Unikube standardisiert und automatisiert den Prozess der Anwendungsentwicklung für servicebasierte Architekturen die auf Kubernetes laufen. Das bedeutet unter anderem erheblich effizientere Softwareentwicklung, schnelleres Onboarding, besseres Testing und fehlerfreie Deployments.
Lösung revolutionär gut
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Hannes Hanusch: Das können wir guten Gewissens verneinen. Unsere Idee gibt es so wirklich noch nicht auf dem Markt! Es gibt einige Insellösungen und auch ein paar andere Ansätze, die Teile des Problems lösen, aber eine Plattform, die den Prozess wirklich mal von Ende zu Ende denkt, haben wir bis dato nicht gefunden. Wir selbst sind beim Entwickeln mit Kubernetes öfter auf Herausforderungen gestoßen und haben uns dadurch auf die Suche nach einer Lösung gemacht. Erst einmal, um unseren eigenen Entwicklern die Arbeit zu erleichtern. Da die Lösung jedoch so revolutionär gut war und der Cloud-Native-Ansatz in der Softwareentwicklung auf dem Vormarsch ist, lag der Gedanke nah, die Plattform auch für andere zugänglich zu machen.
Munich Startup: Gab es bereits einen Punkt, an dem Ihr beinahe gescheitert seid?
Hannes Hanusch: Um ehrlich zu sein, ist und war die Suche nach Investoren ein Punkt, der uns sehr viel Zeit und Nerven gekostet hat. Da unser Produkt sehr komplex ist, kann man es in einem Pitch nicht mit zwei Sätzen erklären. Und selbst erfahrene Entwickler könne sich manchmal nicht vorstellen, wie Unikube in der Praxis funktionieren soll. Aber nichtsdestotrotz haben wir uns von gescheiterten Investorengesprächen nie entmutigen lassen. Wir wussten immer: Unsere Idee ist extrem gut und wir werden zukünftig viele Teams mit unserer Plattform Unikube sehr glücklich machen. Das Projekt ist also nach wie vor selbst finanziert und entsprechend muss man sich sehr gut überlegen, an welcher Stelle man Geld ausgibt.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Hannes Hanusch: In einem Jahr möchten wir die ersten 50 Pilotprojekte auf der Plattform abgebildet haben und soweit sein, dass diese Pilotkunden auf keinen Fall mehr ohne Unikube entwickeln wollen. Im Idealfall haben wir dann unseren “Product-Market-Fit” gefunden.
Unikube soll zu einem Standard in der Cloud-Native-Entwicklung werden
In fünf Jahren wären wir dann schon gern international expandiert und auch in einem Markt wie den USA aktiv, mit hoffentlich einer dreistelligen Anzahl an Mitarbeitern. Unikube soll zu einem anerkannten Standard in der Cloud-Native-Entwicklung geworden sein. Außerdem sind wir große Fans von Open-Source-Entwicklung und wollen, dass Unikube in den nächsten fünf Jahren signifikant dazu beigeträgt, andere Projekte schneller voranzubringen und diese auch zugänglicher für Mit-Entwickler zu machen.
Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?
Hannes Hanusch: Generell ist München was die Startup-Szene angeht ganz gut aufgestellt. Gerade für den Sektor B2B- und Enterprise-Software ist München wahrscheinlich sogar im Vorteil gegenüber Berlin. Auch andere Startups aus München inspirieren uns, z. B. Celonis, Personio, Demodesk oder Userlane. Alle der genannten Startups arbeiten auch mit Infrastrukturen, die mit Kubernetes laufen.
Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?
Hannes Hanusch: Wir sehen uns eher als Hidden Champion, da unser Produkt auf den ersten Blick nicht so leicht zu greifen ist. Wir verkaufen nichts, was man physisch anfassen kann. Um Menschen für komplexen Technologien zu begeistern, braucht es deutlich mehr Durchhaltevermögen und Biss. Aber den haben wir. Unternehmen wie Celonis zeigen ja, dass auch komplexe und sehr erklärungsbedürftige B2B-Produkte richtig durch die Decke gehen können. Der Tag wird kommen, an dem jeder Softwareentwickler in Deutschland weiß, was Unikube ist. Davon sind wir überzeugt.