Die fünf Gewinnerteams des m4 Award 2021 mit Horst Domdey (Geschäftsführer BioM; 6. von rechts) und Manfred Wolter (Ministerialdirigent des Bayerischen Wirtschaftsministerium; 7. von rechts).
© BioM / Claude Alberth

m4 Award zeichnet vier Münchner Startups aus

Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie hat im Rahmen des BioEntrepreneurship Summit 2021 gemeinsam mit BioM die fünf Gewinner-Startups des diesjährigen Vorgründungs-Wettbewerbs m4 Award bekanntgegeben. Jedes Siegerteam erhält bis zu 500.000 Euro für zwei Jahre. Die Preisverleihung fand aufgrund der aktuellen Situation als virtuelle Veranstaltung statt.

Die Gewinnerteams widmen sich ganz unterschiedlichen Herausforderungen in der Medizin: Eines der ausgewählten Teams entwickelt spezielle Viren, Bakteriophagen, mit deren Hilfe Antibiotikaresistenzen umgangen werden können. Zwei der Gewinnerteams beschäftigen sich mit innovativen Therapieoptionen zur Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, ein weiteres Team mit der Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen. Ein weitere m4 Award-Siegerteam möchte bei Haarausfall Abhilfe schaffen.

Vier der Gewinnerteams forschen in München, eine Gruppe am Helmholtz Zentrum München, ein Team an der Technischen Universität München (TUM), eine Gruppe an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie ein Team in einer Kollaboration zwischen TUM und LMU. Das fünfte Siegerteam arbeitet am Universitätsklinikum Erlangen. Die über 26 Bewerbungen für den m4 Award gingen aus Forschungseinrichtungen ganz Bayerns ein.

Finanzielle Unterstützung und aktive Begleitung durch BioM

Mit einem Preisgeld von bis zu 500.000 Euro für zwei Jahre unterstützt der Wettbewerb die Weiterentwicklung und Validierung der jeweiligen Projektidee, um eine Ausgründung vorzubereiten. Dabei erhalten die Wissenschaftler nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch eine aktive Begleitung durch BioM und weitere Partner sowie Branchenexperten.

Staatssekretär Roland Weigert erklärte in seiner Videobotschaft:

„Der Freistaat Bayern ist nicht untätig geblieben und fördert beispielsweise im Rahmen der Bayerischen Therapiestrategie mit über 50 Millionen Euro bayerische Biotechnologieunternehmen bei der Entwicklung von Therapeutika gegen COVID-19. Mit seiner Initiative war Bayern auch ein wichtiger Impulsgeber auf Bundes- und EU-Ebene.“

Horst Domdey, Geschäftsführer von BioM, zeigte sich während der Veranstaltung begeistert von den Gewinnerteams und ihren Produkten:

„Der m4 Award ist seit Jahren eine Erfolgsgeschichte und ich bin zuversichtlich, dass diese mit den diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinnern fortgesetzt wird.“

Mit dem 2011 von BioM, der Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in München und Bayern, initiierten m4 Award fördert der Freistaat innovative Produkte, Technologien und Dienstleistungen junger Unternehmen, die die Weiterentwicklung der Medizin der Zukunft entscheidend vorantreiben. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben.

Die Gewinner des m4 Award 2021: Diabetes und Bakteriophagen

Targeting ß-cell protection and regeneration for diabetes remission (BetaRegeneration): Diabetes ist eine Volkskrankheit, die nach wie vor symptomatisch behandelt wird. Eine Heilung ist bislang nicht möglich. Das Team um Heiko Lickert entwickelt am Helmholtz Zentrum München einen monoklonalen Antikörper gegen einen Insulin-inhibierenden Rezeptor, der protektiv auf die ß-Zellen der Bauchspeicheldrüse wirkt. Mit diesem neuartigen Ansatz könnte erstmals eine kausale Therapie von Diabetes möglich werden.

First-in-class agonists / antagonists a novel & essential sugar metabolite receptor (SugarSwitch): Fettleibigkeit und Insulinresistenz sind zu einer Pandemie geworden. 20 Prozent der Europäer werden bis 2030 an Typ-2-Diabetes (T2D) erkranken. Das Team um Andreas Ladurner entwickelt an der LMU Agonisten bzw. Antagonisten (niedermolekulare Wirkstoffe) für einen Transkriptionsfaktor, der entscheidend ist in der Zucker- und Lipidhomeostase.

In vitro Synthese multivalenter Bakteriophagen zur Therapie von antibiotika-resistenten Infektionen (Invitris): Antibiotika-resistente Keime stellen ein großes Problem dar, das sich in den nächsten Jahren massiv verschärfen wird. Die Idee, Infektionen mit resistenten Keimen mit Bakteriophagen, also Viren, die Bakterien befallen, zu behandeln, existiert schon seit fast 100 Jahren. Bislang konnte sich der Ansatz aber nicht durchsetzen, da die Produktion von Phagen bisher nicht skalierbar war und in den pathogenen Wirtsbakterien erfolgen musste. Invitris (Technische Universität München) hat nun eine Technologie entwickelt, mit der man erstmals in vitro genetisch optimierte Bakteriophagen zur Therapie von Antibiotika-resistenten Infektionen herstellen kann.

Mittel gegen Atherosklerose und Haarausfall

Präklinische Entwicklung von peptidbasierten Chemokinrezeptor-Mimetika als ligandenselektive Wirkstoffe bei atherosklerotischen Erkrankungen (Seleckrem): Trotz erheblicher medizinischer Fortschritte stellen atherosklerotische Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall nach wie vor weltweit die häufigste Todesursache dar. Ein großes Problem ist das verbliebene Entzündungsrisiko bei ansonsten mit Lipidsenkern eingestellten Patienten. Mit dem m4-Antrag will das Team um Jürgen Bernhagen (LMU Klinikum) und Aphrodite Kapurniotu (TUM) Chemokinrezeptor-Mimetika als neue Wirkstoffklasse zur selektiven Inhibierung Atherosklerose-verursachender Chemokine für den riesigen pharmazeutischen Markt der kardiovaskulären Erkrankungen entwickeln.

Lösliches CD83 als neues Produkt für die topische Behandlung bei Haarausfall (MalliaBioTech): Hormonell-bedingter Haarausfall stellt weltweit ein großes Problem dar, ca. 70 Prozent aller Männer und 40 Prozent aller Frauen leiden darunter. Für die Behandlung stehen derzeit jedoch nur zwei Wirkstoffe mit einer wissenschaftlich nachgewiesenen Effizienz zur Verfügung. Diese weisen aber erhebliche Nachteile auf, so geht der Effekt u.a. nach kurzer Therapieunterbrechung verloren. Das Team um Alexander Steinkasserer entwickelt am Universitätsklinikum Erlangen einen neuen Wirkstoff, basierend auf einer löslichen Form des CD83 Moleküls, für die topische Behandlung des hormonell-bedingten Haarausfalls. Dieser Wirkstoff zeigt in prä-klinischen Studien bisher keine Nebenwirkungen und regt, im Gegensatz zu den beiden zugelassenen Substanzen, die Bildung von neuen Haarfollikeln an und induziert somit neues Haarwachstum. Aufgrund dieses USP, hat das neue Produkt das Potential den großen unerfüllten Markt des Haarausfalls zu erobern und mittelfristig evtl. sogar weiter auszubauen.