Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Onyo? Stellt Euch bitte kurz vor!
Niao Wu, Onyo: Wir sind Jens Wöhrle, Maximilian Ott und Niao Wu. Wir vereinen die Lebenserfahrungen aus acht Ländern (Deutschland, Frankreich, USA, Tschechien, Spanien, Mexiko, Kenia und China), sprechen vier Sprachen fließend (Deutsch, Englisch, Spanisch, Chinesisch) und bringen Erfahrungen in Software Engineering, Architekturplanung, Marketing und Sales, Top Management Consulting, Corporate Finance und Corporate Management mit.
Jens ist das Schweizer Taschenmesser in unserem Team. Nach einem Studium der Informatik und Mathematik an der TUM und in Stanford, hat er einen internationalen MBA am Collège des Ingénieurs absolviert. Zuletzt war er als Chief of Staff bei der BNP Paribas tätig. Onyo ist seine zweite Gründung. Den ersten unternehmerischen Erfolg hatte er bereits durch den Aufbau einer Farm in Kenia zur Produktion und den internationalen Export von Lebensmitteln. Bei Onyo kümmert er sich um die technische Entwicklung und die Finanzen.
Max verbrachte seine Kindheit in Spanien. Er studierte in Barcelona, Mexiko und Prag. Bei HP wurde sein Talent in Marketing und Sales entdeckt und gefördert. In Tschechien hat er den Umsatz eines Modelabels verfünffacht. Er verantwortet zuletzt den Vertrieb eines Vertical-Farming-Startups und wird nun mit Onyo seinen eigenen unternehmerischen Ambitionen nachgehen.
Niao wuchs in China auf und hat über mehrere Jahre die internationalen Arbeitsweltenprojekte bei BMW betreut. Nach einer Station bei BCG will sie sich nun um die Gestaltung der mobilen Arbeitsplätze von ca. 15 Millionen Angestellten in Deutschland kümmern.
Unsere Vision, allen Angestellten mit hybriden Arbeitsmodell ein gesundes, nachhaltiges Arbeitsumfeld zu ermöglichen, schweißt uns zusammen und treibt uns an. Genau jetzt wird die Zukunft des Arbeitens definiert.
Das Homeoffice als neue Herausforderung
Munich Startup: Welches Problem löst Euer Startup?
Niao Wu: Das hybride Arbeitsmodell hat sich durch die Pandemie fest etabliert. In Deutschland werden ca. 15 Millionen Angestellte auch nach der Pandemie weiterhin regelmäßig von Zuhause aus arbeiten. Während das Büro von einer reifen Industrie betreut wird, ist das Homeoffice ein Neuland mit erheblichem Gesundheitsrisiko. 2/3 aller Angestellten arbeiten zu Hause unter ungesunden Bedingungen, wie z.B. am Küchentisch. Nach der Forsa-Studie unter dem Auftrag von Dekra, leiden ca. 37 Prozent der Berufstätigen im Homeoffice unter Rückenschmerzen, Schulterverspannung und Kopfschmerzen. Und von Langzeitfolgen, die um einiges kritischer sind, sprechen wir noch gar nicht.
Die Sicherstellung von Arbeitsschutz am mobilen Arbeitsplatz im häuslichen Umfeld bringt jedoch viele Herausforderungen mit sich. Nicht jedeR ArbeitnehmerIn hat den Platz für einen Standard-Schreibtisch mit 160×80 cm, sodass eine individuelle Lösung pro ArbeitnehmerIn und Wohnsituation erforderlich ist. Darüber hinaus würden Anschaffungskosten Kapital binden und das Inventar wäre auf viele Jahre abzuschreiben.
Wir bei Onyo bieten den Unternehmen eine einfache und günstige Lösung an, ihre Angestellten flexibel und insbesondere individuell nach ihren Bedürfnissen auszustatten. Dabei übernehmen wir die komplette Abwicklung als One-Stop-Lösung über unsere digitale Plattform, welche auf den Arbeitgeber individualisiert für die MitarbeiterInnen gewhitelabelt ist. Wir sehen unser Angebot als perfekte Ergänzung zu den sich fest entwickelnden hybriden Arbeitsmodellen zur Kosteneffizienzsteigerung, Förderung von Gesundheit und Produktivität und Steigerung der Mitarbeiterbindung.
Onyo bietet „Homeoffice-as-a-Service für Ihr Unternehmen“
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Niao Wu: Unternehmen wie Google gaben ihren MitarbeiterInnen bereits Anfang der Pandemie Gutscheine und Zusatzzahlungen für die Anschaffung der notwendigen Arbeitsausstattung am mobilen Arbeitsplatz. Jedoch ist fraglich, ob wirklich eine ergonomische Maus, ein Stuhl oder Schreibtisch gekauft wurde oder nicht doch die neue PlayStation oder der nächste Urlaub finanziert wurden. Andere Unternehmen haben ergonomische Stühle gekauft und diese ihren MitarbeiterInnen zur Verfügung gestellt. Unternehmen müssen diese gekauften Gegenstände über 10+ Jahre abschreiben, der Arbeitgeber hat einiges an logistischem Arbeits- und Administrationsaufwand bei Wartung oder insbesondere, wenn sich das Arbeitsverhältnis ändert, zum anderen müssen sich die ArbeitnehmerInnen mit einer begrenzten Modellauswahl zufriedengeben.
Mit unserer Lösung bringen wir Leasinggesellschaft, zahlreiche hochqualitative Hersteller, Arbeitgeber und ArbeitnehmerInnen zusammen und haben über 3000 selektierte nachgewiesen ergonomisch gesunde Produkte im Angebot.
Auch bieten wir nicht nur die Ausstattung an, sondern erweitern unser Angebot zeitnah durch virtuelle Audits, um Arbeitsschutz zu Hause zertifizieren zu können – also perspektivisch einmal das Gesamtpaket „Homeoffice-as-a-Service für Ihr Unternehmen“.
Innovation in einer traditionellen Industrie
Munich Startup: Was waren bisher Eure drei größten Herausforderungen?
Niao Wu:
- Wir haben Zeit gebraucht, um ein starkes Gründerteam zusammenzustellen. Niao arbeitet bereits seit Juni 2020 an dem Problem der mangelhaften Arbeitsbedingungen am mobilen Arbeitsplatz. Erst im Jahr 2021 lernte sie Max und Jens kennen. Dann wurde sehr schnell klar, dass wir uns als das perfekte Gründerteam sehen. Es hat alles gestimmt, sowohl die gemeinsame Vision, die komplementären Stärken und die ergebnisorientierte Arbeitsweise.
- Der Vorreiter zu sein. Wir sind einer der ersten Lösungsanbieter auf einem neuen Markt und das braucht doch viel Mut und insbesondere Ausdauer. Während wir unseren Kunden unsere Dienstleistung präsentierten, haben viele Unternehmen noch nie an diese Möglichkeit gedacht. Was dazu führt, dass wir viel Vorarbeit leisten müssen, um Awareness und Akzeptanz zu schaffen.
- Innovation in einer eher traditionellen Industrie voranzutreiben. Bisher organisiert sich der Vertrieb der Büromöbel primär durch Händler und Objektplanung. Wir von Onyo organisieren unsere Lieferkette durch einen Plattformansatz mit hoher Transparenz und Effizienz, was für die Beteiligten teilweise gewöhnungsdürftig ist.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Niao Wu: In einem Jahr wollen wir in Deutschland mehr als 10.000 mobile Arbeitsplätze ergonomisch und professionell ausgestattet haben – in fünf Jahren über eine Million und diese kontinuierlich mit unseren Services betreuen.
Onyo war Teil des LMU EC Accelerator
Munich Startup: Wie schätzt Ihr den Startup-Standort München ein?
Niao Wu: Onyo hat den Zugang zu dem Münchner Startup Ecosystem durch den LMU EC Accelerator erhalten, welches von der German Entrepreneurship GmbH unter der Leitung von Felix Schoppa ausgetragen wurde. Wir konnten nicht nur wertvolle Betreuung erhalten, sondern auch die zahlreichen verfügbaren Ressourcen für Startups entdecken. Die Gründerzentren in München sind stark vernetzt. Es ist nicht selten, dass wir Startups in der Pre-Seed-Phase, dann in Programmen für die Seed-Phase wiedersehen. Dank diesem regen Austausch können wir gegenseitig profitieren, aber auch Fehler vermeiden.
Zudem ist die Verwaltung der Hauptstadt München extrem offen gegenüber Startups und Innovation und unterstützt pro-aktiv. Zum Beispiel konnten wir über die zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden den Kontakt mit dem Verantwortlichen für mobile Arbeit aufbauen und über ein Interview die Bedürfnisse der Verwaltung hinsichtlich des Arbeitsschutzes am mobilen Arbeitsplatz kennenlernen. In München arbeiten Wirtschaft und Forschung gemeinsam an zukunftsrelevanten Themen. Hinter der Lösung von Onyo steht eigentlich die große Fragestellung, wie die aktuelle Transformation in unseren Arbeitswelten unser Leben und unsere Stadt beeinflussen wird. Diese Frage versuchen Organisationen wie z.B. BMW-Foundation, Urban Lab und Venture Labs (Spaces and Infrastructure) von TUM und UnternehmerTUM gemeinsam zu beantworten. Es ist für uns sehr bereichernd, an diesem Diskurs teilzunehmen zu dürfen und uns inspirieren zu lassen.
„Wer kein Meeting hat, bleibt daheim und kann morgens eine halbe Stunde länger schlafen“
Munich Startup: Coworking oder eigenes Office?
Niao Wu: Eigenes Office und gern auch Homeoffice. Wir etablieren in unserer Organisation eine Arbeitskultur, in der jeder für sich die Verantwortung trägt, den optimalen Arbeitsort für seine Tätigkeit, für sich und das Team auszusuchen. Unsere ideale Vorstellung ist ein Büro als Hub zu haben, wo wir hingehen, wenn wir den sozialen Kontakt zu Kollegen suchen, uns von anderen inspirieren lassen wollen und eine Idee gemeinsam generieren wollen. Wer kein Meeting hat und sich konzentrieren will, bleibt daheim und kann evtl. morgens noch eine halbe Stunde länger schlafen.