Der Gesamtwert aller Risikokapitalinvestitionen in deutsche Jungunternehmen hat sich laut EY im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr von 5,3 auf fast 17,4 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg um 56 Prozent auf 1.160 und erreichte damit ebenfalls einen neuen Rekordwert. Vor allem die Zahl der Großdeals mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro ist im Vergleich zum Vorjahr von acht auf 33 stark angestiegen.
„Die Pandemie erweist sich immer mehr als Katalysator für einen regelrechten Startup-Finanzierungsboom“,
sagt Thomas Prüver, Partner bei EY.
„Branchen- und standortübergreifend steigen die Investitionsaktivitäten. Das heißt: Immer mehr Startups kommen an frisches Geld. Zudem entwickeln sich die Investitionssummen geradezu explosionsartig. Der Grund ist das neu entfachte Interesse an potenziell disruptiven Geschäftsmodellen, vor allem im Technologiebereich. Hinzu kommt, dass auf Investorenseite ein hoher Anlagedruck herrscht. Es ist viel Geld im Markt – das kommt den erfolgversprechenden Jungunternehmen derzeit zugute.“
Alle Top-Investments gehen nach Berlin und München
Unverändert vereinen Startups aus Berlin und Bayern den übergroßen Teil des Investment-Geschehens auf sich. Berliner Startups konnten sich im vergangenen Jahr 10,5 Milliarden Euro sichern – gut dreimal so viel wie im Jahr 2020 mit 3,1 Milliarden Euro. Startups aus Bayern steigerten ihre Investments ebenfalls ungefähr um den Faktor 3 von 1,5 auf 4,4 Milliarden Euro. Relativ abgeschlagen folgen Startups aus Baden-Württemberg mit 600 Millionen Euro, Nordrhein-Westfahlen mit 566 Millionen Euro und Hamburg mit 459 Millionen Euro. Die Zahl der Investitionsrunden stieg im vergangenen Jahr ebenfalls kräftig an: In Berlin um 60 Prozent auf 503, in Bayern um 30 Prozent auf 228, in NRW um 63 Prozent auf 101.
Auch die größten einzelnen Finanzierungsrunden konzentrieren sich auf Berlin und Bayern: Auf der Top-Liste der zehn größten Investments finden sich ausschließlich Startups aus Berlin und München: Auf Platz 1 Gorillas aus Berlin mit 861 Millionen Euro vor Celonis aus München mit 830 Millionen Euro. Auch die Münchner Unternehmen Ionity und Flixbus finden sich in der Top-10, die restlichen Unternehmen stammen allesamt aus der Hauptstadt.
Im Branchenvergleich floss mit 3,8 Milliarden Euro das meiste Geld in Fintechs und Insurtechs. Knapp dahinter folgen E-Commerce mit 3,7 Milliarden Euro und Software & Analytics mit 3,6 Milliarden Euro. Die Investitionslandschaft habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert und ausgedehnt, so Prüver:
„E-Commerce bleibt zwar ein sehr starkes Segment, in das hohe Summen fließen, aber auch Technologie- und Software-Startups konnten teils extrem hohe Investitionssummen anziehen. Diese Unternehmen sind häufig hoch innovativ und haben vielfach das Potenzial, mit ihren Lösungen den digitalen Umbau der deutschen Wirtschaft voranzutreiben und so als Innovationsmotoren zu fungieren.“