© M. Prugger / München Tourismus

Winterschlaf in der Münchner Startup-Szene?

Wie kam die Münchner Startup-Szene durch den Winter? Und wie haben sich die Investitionen entwickelt? Ein Blick auf die Zahlen für die letzten drei Monate zeigt: Nach den Rekorden aus dem vergangenen Jahr ging es im Winter etwas gemächlicher zu.

Alle folgenden Daten zur Münchner Startup-Szene stammen – sofern nicht anders angegeben – aus unserem Data & Insights-Dashboard. Wer mehr erfahren will, kann auch selbst die Datenbank nach weiteren Insights durchsuchen. Zur besseren Handhabung haben wir einen Guide sowie Tutorial-Videos erstellt, die die wichtigsten Funktionen erklären.

Nach dem Rekordjahr 2021 und seinem starken vierten Quartal ist über den Winter wieder etwas Ruhe in die Münchner Startup-Szene eingekehrt. So konnten die Startups aus dem Münchner Ökosystem in Q1 2022 insgesamt 462 Millionen Euro an Funding einsammeln (die wichtigsten Investitionen des Quartals haben wir in diesem Artikel zusammengefasst). Im Vorjahresquartal waren dies lediglich 356 Millionen Euro.

Allerdings waren in den vergangenen Jahren die ersten drei Monate eines Jahres immer etwas stärker als das vorangegangene Quartal: So konnten die Münchner Startups in Q1 2020 – also noch bevor die Corona-Pandemie ihre Auswirkungen zeigte – mit 649 Millionen Euro mehr Mittel einsammeln als in Q4 2019 (609 Millionen Euro). Und auch Q1 2021 lag mit 365 Millionen Euro vor Q4 2020 (329 Millionen Euro). Das letzte Quartal des vergangenen Jahres mit seinen 1,5 Milliarden Euro an Investitionen konnte dieses Mal aber nicht übertroffen werden. Dabei gilt für alle betrachteten Zeiträume, dass zu einigen Finanzierungsrunden keine Zahlen bekannt sind, weswegen die tatsächlichen Summen noch einmal höher liegen.

Investitionsrunden im Detail

Das größte Investment in dem nun beendeten Quartal konnte sich Xempus sichern. Das früher als Xbav bekannte Insurtech-Startup sammelte 63,5 Millionen Euro in seiner Series-D ein. Den zweiten Platz belegt Electrochaea mit seiner 36-Millionen-Euro-Finanzierung. Das Unternehmen entwickelt Anlagen, die elektrische Energie in Methan umwandeln. Platz 3 sichert sich Marvel Fusion: In das Fusionsenergie-Startup flossen 35 Millionen Euro.

Den größten Anteil der in Q1 investierten 461 Millionen Euro steuerten Geldgeber aus Deutschland bei. So kamen rund 170 Millionen Euro bzw. rund 37 Prozent der Finanzmittel von hiesigen Investoren. Weitere 24 Prozent (112 Millionen Euro) steuerten Geldgeber aus anderen europäischen Staaten bei. Geld aus den USA (14 Prozent bzw. 62 Millionen Euro) und Asien (13 Prozent bzw. 59 Millionen Euro) spielten im diesem Quartal eine eher untergeordnete Rolle.

Zahl der Finanzierungsrunden bleibt stabil

Zwar konnten die Münchner Startups in den letzten drei Monaten deutlich weniger Mittel einsammeln als noch im vierten Quartal des vergangenen Jahres – die Zahl der Finanzierungsrunden blieb dabei aber stabil. Waren es von Januar bis März insgesamt 45 Abschlüsse, die getätigt wurden, kam Q4 2021 auf 46. Und auch im Vergleich zum Vorjahresquartal mit seinen ebenfalls 45 Finanzierungsrunden kam es zu keinen Veränderungen. Die durchschnittliche Höhe der Finanzierungen lag im vergangenen Quartal bei rund 10,3 Millionen Euro.

Exits und neue Fonds in der Münchner Startup-Szene

Der Beginn dieses Jahres sah zudem sechs Exits im Münchner Startup-Ökosystem. So hat das Münchner Startup für intelligentes Raumklima-Management Tado seinen Gang an die Frankfurter Börse über den Zusammenschluss mit einem SPAC eingeleitet. Und das Augmented-Reality-Startup Reflekt wurde von dem US-Unternehmen PTC übernommen. Ebenfalls übernommen wurde Kumovis. Das Startup hat einen 3D-Drucker mit integrierter Reinraum-Umgebung speziell für die Medizintechnik entwickelt.

Und auch Neuigkeiten in der Fonds-Landschaft hatte das vergangene Quartal zu bieten: Drei neue Fonds betraten im Winter die Bühne. Der Continuation Fund HV COCO Growth von HV Capital will mit 430 Millionen Euro die Portfoliounternehmen des Investors in Zukunft weiter unterstützen. Bonventure sammelte im Final Closing insgesamt 50 Millionen Euro für seinen neuen Fonds Bonventure IV und somit für Impact-Unternehmen ein. Und Golding Capital Partners konnte seinen Secondaries Fund mit insgesamt 280 Millionen Euro bestücken.