Die Hoscom-Gründer Robin Renschler und Magnus Liedtke (v.l.)
Foto: Johannes Geigenberger

Hoscom: „Unser Ziel ist es, die tägliche Arbeit der Hotelmitarbeitenden zu erleichtern“

Hotels organisieren ihre Arbeit über eine Vielzahl unterschiedlicher Kommunikationskanäle. Hoscom, kurz für Hospitality Communication, will das Stückwerk beenden und bietet Hotels eine einheitliche Kommunikationsplattform. Die Gründer Robin Renschler und Magnus Liedtke stellen ihr Unternehmen im Interview vor.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Hoscom: Unser Startup Hoscom, das steht für Hospitality Communication, entwickelt eine cloudbasierte interne Informations- und Kommunikationsplattform für die Mitarbeitenden in Hotels.

Unserem Mitgründer Robin Renschler ist in seiner langjährigen Luxushotelkarriere aufgefallen, dass die interne Kommunikation innerhalb eines Teams, aber vor allem zwischen den Abteilungen, der Schlüssel zu einem unvergesslichen Gasterlebnis ist. Jedoch hat er auch realisiert, dass Hoteliers weltweit genau hier scheitern. Die Hotellerie arbeitet hinter den Kulissen leider immer noch wie in den 90er-Jahren. Sie nutzen gleichzeitig E-Mails, Telefone, Ausdrucke, Whiteboards, Flyer und Poster, Übergabebücher, Whatsapp-Gruppen, Briefings, etc. um z.B. tägliche Änderungen, VIP-Anreisen, Reparaturen, Gastbeschwerden und -wünsche zu kommunizieren. E-Mails und das Telefon werden dabei am häufigsten genutzt, jedoch haben meist nur SchichtleiterInnen und Manager Zugang zu diesen beiden Medien. Hinzu kommen die zahlreichen inkompatiblen Silo-Lösungen in den einzelnen Abteilungen.

Mit Hoscom wollen wir diese Informationslücke zwischen Abteilungen, Mitarbeitenden und Gästen schließen, benötigte Tools integrieren und die vorhandene Systemlandschaft flexibel verknüpfen. Unser Ziel ist es somit, die tägliche Arbeit der Hotelmitarbeitenden zu erleichtern und dadurch die Qualität des Hotels zu steigern.

Hoscom will alltägliche Probleme im Hotelbetrieb lösen

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Hoscom: Das mag man meinen. Wenn digitale Lösungen verwendet werden, gibt es in der Regel entweder branchenfremde Kommunikationslösungen oder hotelspezialisierte Silo-Lösungen für eine einzelne Abteilung. Diese lösen jedoch das Problem nicht, sondern sind Teil des Problems. Hoscom ist die erste ganzheitliche Kommunikationsplattform, welche die beiden Komponenten „Kommunikation“ und „Hoteltools“ auf einer Plattform vereint.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Hoscom: Unser Ideengeber und CEO Robin Renschler kommt aus der Hotelbranche. Er hat nach seinem “Internationalen Hotelmanagementstudium” für renommierte Luxushotels, wie Kempinski und Rocco Forte, in Dubai, Malta, Russland und Deutschland gearbeitet. In jeder Hotelstation war er jeweils mit denselben bereits erwähnten Kundenproblemen konfrontiert. So musste man sich immer mühselig um alles Drumherum kümmern, doch das Wichtigste blieb immer auf der Strecke: die Gäste.

Aus dem eigenen Problem heraus hat er dann begonnen, Hoscom aufzubauen. Durch die unerwartete Coronakrise stand die Hotellerie plötzlich von heute auf morgen komplett still und er konnte die Kurzarbeitszeit nutzen, das Produkt voranzutreiben. Schnell war klar: Hoscom braucht einen Softwareentwickler, um erfolgreich zu sein. So kam der heutige Co-Founder und CTO Magnus Liedtke ins Gründerteam.

Wir hatten früher in Schulzeiten zusammen Fußball gespielt und uns dann etwas aus den Augen verloren. In dieser Zeit hat Magnus seinen Bachelor in Elektrotechnik absolviert und dann sechs Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Seit einem Jahr arbeiten wir jetzt zusammen an Hoscom: Wir waren Teil des Seed Accelerators der Venturevilla, haben diverse Erfolge bei Startup-Wettbewerben gefeiert, im Februar dieses Jahres die Hospitality Communication GmbH gegründet und sind jetzt kurz davor, das eigenentwickelte MVP in unseren Pilotkunden zu implementieren.

MitgründerIn gesucht

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Hoscom: Erstens die aktuelle oder besser gesagt veraltete Systemlandschaft in Hotels. Es ist sehr kosten- und zeitintensiv, Schnittstellen mit “alten” Keyplayers herzustellen, um diese in neue Systeme zu integrieren. Hinzu kommt oft noch die veraltete Denkweise des heutigen Hotelmanagement, dass es höchst kompliziert sei und Monate dauern würde, eine neue Software einzuführen. Doch die Open-API-Philosophie kommt zum Glück allmählich auch in der Hotellerie an. Über kurz oder lang wird die Hotelsoftware keine Hürde mehr sein, sondern ein unverzichtbares Potenzial – davon sind wir bei Hoscom stark überzeugt!

An einer Herausforderung bzw. Puzzlestück arbeiten wir noch. Wir würden gerne unser Gründerteam, mit langjähriger Erfahrung in der Hotel- und IT-Branche, durch einE Sales- und/oder Branding-MitgründerIn ergänzen. Hier ist uns besonders das Zwischenmenschliche – die “Chemie” – und das nötige Entrepreneurial Mindset wichtig. Erfahrungen aus der Hotellerie oder dem Softwareverkauf sind natürlich hilfreich, aber nicht zwingend notwendig.

„Vorfreude auf Live-Events in München ist riesig“

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Hoscom: Wir werden jetzt im Sommer Hoscom bei unseren Pilotkunden launchen und bis Ende des Jahres das Kundenportfolio ausbauen sowie unsere Finanzierungsrunde abschließen. Sodass wir in einem Jahr Hoscom in Hotels innerhalb des DACH-Raums implementiert haben und ein Team um uns herum aufgebaut haben. Denn nur mit diesem werden wir es schaffen, in fünf Jahren in der internationalen Hotellerie eine bekannte Marke zu etablieren und unsere Vision “to be the center of the hospitality industry” umzusetzen.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Hoscom: Das Münchner Startup Ökosystem hat mit der LMU, TU, CDTM, Werk1, Founders Institute, Baystartup einiges zu bieten – besonders für die Softwarebranche. Wir nutzen insbesondere die Angebote von Baystartup. Dadurch, dass wir mitten in der Pandemie mit unserem Startup Hoscom gestartet sind, fanden die wenigsten Veranstaltungen vor Ort statt, weshalb die Vorfreude auf Live-Events in München riesig ist.

Munich Startup: Outsourcen oder selber machen?

Hoscom: Gute Frage. Ein Mix aus Beidem. Uns ist es extrem wichtig das MVP selbst zu entwickeln, da wir so komplett unabhängig von Dritten sind und alles selbst in der Hand haben sowie schneller auf Kundenfeedback reagieren können. Dennoch planen wir, mit unserem IT-Partner brayn.io das Produktportfolio auszubauen, um somit auf jahrelanges Know-how zurückzugreifen und schnell große Schritte zu machen. Mittel- bis langfristig wollen wir ein eigenes Programmierteam aufbauen und inhouse entwickeln.