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3 AHA-Momente, die es Startups in der Wachstumsphase leichter machen

Von außen betrachtet wirkt die hippe Startup-Welt oft makellos. Junge aufstrebende Gründerinnen erhalten Millionen-Summen für ihre innovativen Geschäftsideen und weltverbessernden Visionen. Wie ein Magnet werden die vielversprechendsten Talente angezogen und alle arbeiten intrinsisch motiviert daran, die gemeinsame Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Doch ist es wirklich so? Wie fühlt es sich tatsächlich an, in einer “Hypergrowth Company” mitzuwirken? Durch das brutale Wachstum kommt es nicht selten vor, dass selbst die besten Leistungsträger drohen auszubrennen. Die Kultur kippt und das hohe Motivationslevel wird zur Frustration. Plötzlich fühlt es sich schwer an, die hochgesteckten Ziele zu erreichen. Die Vision rückt in den Hintergrund. Was können Startups tun, damit ihnen diese Wachstumsphase leichter fällt?

Als CEO der CoA Academy, einer Weiterbildungsplattform für Führungskräfte, spreche ich täglich mit Gründern und Teamleiterinnen, die sich in dieser besonderen Situation befinden: Ihr Unternehmen wächst rasant, das Geschäftsmodell kommt am Markt hervorragend an. Gleichzeitig häufen sich die Probleme. Sie befinden sich auf der Überholspur und werden dabei schnell aus der Bahn geworfen. Tatsächlich tun sich viele junge Unternehmen schwer, eine performante Führungskultur zu etablieren, die die Motivation hochhält und gleichzeitig gute Ergebnisse hervorbringt. Ich kenne diese Herausforderungen gut und bin froh, dass ich als Kundin in meinem eigenen Unternehmen starke Mentoren und auch unsere Kunden als Sparringspartner an meiner Seite habe.

Die CoA Academy wurde 2020 von den beiden Serienunternehmern Christian Kohlhof und Michael Portz gegründet und bietet ein Leadership-Programm für Führungskräfte in multinationalen Wachstumsfirmen an. Christian lebt in München und ist unter anderem aktiver Mentor im Master Accelerator Programm für Studenten der LMU.

An dem Chief of the Year Programm der CoA Academy nehmen auch bekannte Firmen aus München teil und profitieren von dem Netzwerk und der dort vermittelten Leadership Toolbox: Kuchentratsch (bekannt aus der TV-Show “Die Höhle der Löwen”), Chimera Entertainment oder Recup, Deutschlands größtes Mehrwegsystem für die Gastronomie. Sie alle haben eine große Vision, wie es bei Startups häufig der Fall ist. Um diese zu erreichen, haben sie früh erkannt, dass sie erfolgreicher sind, wenn ihre Teamleads Erfahrungen mit Gleichgesinnten teilen und voneinandern lernen. Sie und viele andere unserer Kunden haben die folgenden AHA-Momente bereits selbst erlebt und in die Tat umgesetzt:

1. Mein Team darf besser sein als ich.

In meiner Rolle als Führungskraft spüre ich häufig den Druck, alles am besten können zu müssen. Immerhin ist es meine Aufgabe, die anderen anzuleiten und ihnen zu zeigen, wie es geht. Genau dieser Glaubenssatz ist fatal. Meine Verantwortung ist es, ein Team zusammenzustellen, das die bestmöglichen Ergebnisse liefert. Besser als ich es selbst kann. Denn wie wahrscheinlich ist es, dass ich in allen Aufgaben, die wir zu bewältigen haben, die Beste bin? Wenn ich jemanden neu einstelle, dann wähle ich eine Kandidatin, die den ausgeschriebenen Job weitaus besser beherrscht als ich und ermögliche ihr zusätzlich stetige Weiterentwicklung. Kommt jemand aus dem Team mit der Frage auf mich zu: “Wie soll ich das machen?” gebe ich keine schnelle Antwort, weil ich vermeintlich die perfekte Lösung parat habe. Lieber frage ich: “Welche Optionen fallen dir denn ein?” Es ist überraschend, wie viele Lösungswege dem Mitarbeiter ohne Anleitung oder Vorgaben meinerseits einfallen.

2. Ich stelle bewusst Menschen ein, die anders “ticken” als ich.

Früher habe ich noch am liebsten Leute eingestellt, die mir sehr ähnlich waren. Wir haben uns super verstanden, das hat sich natürlich großartig angefühlt. Heute weiß ich, dass ich damit viel Potenzial verschenkt habe. Wir waren uns in dieser Art von Team fast immer einig und sind alles auf die gleiche Art angegangen. Dadurch sind uns viele andere Ideen, Perspektiven und Herangehensweisen verloren gegangen. Wir hätten manche Fehler vermieden, wenn jemand mit anderen Präferenzen, Denkweisen und einem anderen Persönlichkeitstyp uns darauf hingewiesen hätte. Wenn Menschen unterschiedlich sind, entstehen gesunde Konflikte, die am Ende zum besten Ergebnis führen. Deswegen nutzen wir bei CoA ein psychometrisches Persönlichkeitsmodell, um bunte Teams zusammenzustellen. Mit den unterschiedlichen Präferenzen gehen wir sehr offen um und wir feiern es, dass wir uns alle gegenseitig ergänzen.

3. Alles, was um mich herum geschieht, ist meine Verantwortung.

Als Leader ist es meine Aufgabe, meine Mitarbeiter so zu unterstützen, dass sie das Beste aus sich herausholen können. Ich habe gelernt, dass wenn etwas schief läuft, ich als Führungskraft selbst dafür verantwortlich bin. Bei uns in der CoA Academy definieren wir Leadership so: ‚Leadership ist meine Fähigkeit zu beeinflussen.‘ Ich führe mich selbst und alle anderen Menschen um mich herum. ‚Beeinflussen‘ meinen wir natürlich im positiven Sinne. Als Leader möchte ich bestimmte Ziele erreichen, z.B. Mitarbeiter halten und Ergebnisse erzielen. Ich will, dass meine Mitarbeiterinnen Spaß haben und motiviert sind und dadurch Weltklasse-Ergebnisse erzielen. Meine Aufgabe ist es also, durch mein Verhalten, in diese Richtung zu beeinflussen. Alles, was ich als Chef tue, hat eine Wirkung auf genau dieses Ziel. Das mache ich mir immer wieder bewusst. Passiert dann etwas, was ich nicht beabsichtigt habe, überlege ich mir, wie ich mein Verhalten anpassen kann, damit es beim nächsten Mal so läuft, wie ich es gerne hätte.

Fazit

Als Leader, insbesondere in einem schnell wachsenden Unternehmen, ist es eine meiner Hauptaufgabe, die richtigen Leute an Bord zu nehmen. Als Team sind wir dann erfolgreich, wenn jeder von uns seine Stärken ausleben kann. Durch eigenverantwortliches Handeln wird die Lernkurve umso steiler und die Ergebnisse umso besser. Dabei darf ich als Chefin natürlich unterstützen. Wenn jeder Mitarbeiter in seinem Feld besser ist als ich und er meine Hilfe kaum mehr benötigt, habe ich alles richtig gemacht. So kann ich mich darauf konzentrieren, stärker am Unternehmen zu arbeiten, statt im Unternehmen. Auch das Team ist entspannter, produktiver und motivierter. So erreichen wir unser gemeinsames Ziel, unsere Vision.

Gastbeitrag von Leonie Schulze Bölling

Gastbeitrag von Leonie Schulze Bölling

Leonie Schulze Bölling ist CEO der CoA Academy und selbst Kundin in ihrem eigenen Unternehmen. Die CoA Academy bildet Führungskräfte in Wachstumsfirmen aus und hilft ihnen, ihre Ziele mit mehr Leichtigkeit zu erreichen. “Entspannte Produktivität” nennen sie das Erfolgsrezept, das erfahrene Business Leader zusammen mit ihrer eigenen geheimen Leadership-Toolbox mit den Mitgliederinnen teilen. Leonie spricht in ihrer Rolle als Geschäftsführerin täglich mit Gründern und People Managerinnen und kann deren Herausforderungen sehr gut nachvollziehen.

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