Das Gründerteam von Numi.: Andrea Schneller und Mario Schneller.
© Numi.

Numi. macht die Rücknahme von Produkten einfach und profitabel

Das zunehmende Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit bei vielen Unternehmen lässt langsam aber sicher eine neue Kategorie von Supply Chains entstehen: die zirkuläre Supply Chain. Doch tatsächliche Lösungen in diesem Bereich sind noch rar gesät. Das Münchner Startup Numi. hat diese Chance erkannt und arbeitet an einer zirkulären Rücknahme-Lösung. Wir haben mit den GründerInnen gesprochen.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Numi.: Numi. ermöglicht einen digitalen und kundenfreundlichen Rückgabe-Prozess für Produkte. Wir bewegen uns im Umfeld der Circular Economy (Zirkuläre Wirtschaft) und unterstützen mit unserer digitalen Whitelabel-Lösung Unternehmen, die die volle Verantwortung für den Lebenszyklus ihrer Produkte übernehmen möchten. Numi. ermöglicht die einfache Verwaltung und Nachverfolgung von Rücknahmeströmen und automatisiert zentrale Funktionen wie die Erstellung von Versandetiketten, die digitale Vorsortierung von Produkten nach Zustand und dynamische Kundenauszahlungen. Dafür bieten wir einen intelligenten, benutzerfreundlichen und digitalen Prozess, der über API und ERP-Integrationen an die bestehende Infrastruktur von Unternehmen (z.B. Shopsysteme wie Shopify) angebunden werden kann.

Welches Problem wir lösen? Wir leben in einer linearen Take-Make-Waste-Wirtschaft, in der nur 8,6 Prozent der weltweiten Ressourcen wiederverwendet werden. Zur Schließung von Kreisläufen sind zirkuläre Ansätze erforderlich. Die Relevanz nimmt sowohl durch die zunehmende Ressourcen-Knappheit, als auch durch EU-Richtlinien (Circular Economy Action Plan) enorm zu, so dass ein Großteil aller produzierenden Unternehmen sich in den kommenden 5-10 Jahren mit zirkulären Modellen beschäftigen muss. Aktuell ist es für Unternehmen eine große Herausforderung, Produkte und Ressourcen nach dem Gebrauch wiederzugewinnen, da größtenteils der Kundenzugang fehlt und es keine etablierten, digitalen Prozesse dafür gibt.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Numi.: Digitale Lösungen für Retouren gibt es natürlich, für zirkuläre Take-Back-Programme allerdings noch sehr wenig. Diese Kategorie wird aber zunehmend relevanter, vor allem für Konsumgüter-Marken, z.B. im Bereich Electronics und Fashion, nicht zuletzt aufgrund der verschärften Richtlinien auf EU-Ebene. Es entsteht somit eine ganz neue Kategorie von Supply Chains – die zirkulären Supply Chains.

Numi.: „Unsere Vision basiert auf einer einfachen Einsicht“

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Numi.: Unsere Mission bei Numi. basiert auf einer einfachen Einsicht, die wir schon vor einigen Jahren hatten: Unser unglaubliches Konsum-Level mit einer damit einhergehenden Wegwerf-Gesellschaft zerstört unseren Planeten. JedeR einzelne von uns besitzt unglaublich viele Dinge und wenn etwas kaputt geht (oft nur eine Kleinigkeit am Produkt), gibt es meist kaum Möglichkeiten zur Reparatur, geschweige denn eine gute Option zur Rückgabe der Produkte, die eine sinnvolle Verwertung garantieren. Diese Tatsache, in Kombination mit unserem wachsenden Wissen rund um zirkuläre Prinzipien und Geschäftsmodelle, brachte uns zu der Überzeugung, dass es eine Erweiterung der bestehenden Wertschöpfungsketten hin zu Kreisläufen braucht.

Im Gespräch mit vielen Unternehmen fanden wir heraus, dass der Wille und der Wunsch zur Umsetzung von Kreisläufen in vielen Unternehmen vorhanden sind. Was uns in dieser Phase auffiel war, dass es kaum Lösungen gibt, die nach der (ersten) Nutzung von Produkten ansetzen. Daraus ist unsere Mission bei Numi. entstanden: Die Rücknahme von Produkten einfach und gleichzeitig profitabel für Unternehmen machen.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Numi.: Wir bewegen uns mit unserem Gründungsthema in einem sehr dynamischen Feld, das sich gerade parallel entwickelt. Es gibt einige Vorreiter, die bereits ihre Produkt-Kreisläufe aufbauen, aber dennoch wird es noch ein paar Jahre dauern, bis das Thema im Mainstream angekommen ist. Daher ist es zum jetzigen Zeitpunkt definitiv eine Herausforderung, die richtigen Partner für die Entwicklung zu finden und auch die Ansprache anzupassen, so dass wir möglichst viele potentielle KundInnen erreichen, auch wenn sie ggf. noch nichts vom Konzept einer “Circular Economy” gehört haben. Wir leisten neben dem Startup-Aufbau also parallel auch Pionier-Arbeit in der Verbreitung des Ansatzes.

„In fünf Jahren sind wir der führende Partner für zirkuläre Rücknahme-Lösungen“

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Numi.: Bis in einem Jahr möchten wir unsere Pilotphase abgeschlossen haben und unser Produkt in 2023 launchen. In fünf Jahren sind wir der führende Partner für zirkuläre Rücknahme-Lösungen und begleiten hunderte von nachhaltigen und zukunftsorientierten Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Zirkularität.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Numi.: Wir erleben München als extrem dynamischen Startup-Standort mit fast unbegrenzten Möglichkeiten. Wir haben inzwischen ein sehr gutes Netzwerk und tauschen uns regelmäßig mit anderen GründerInnen aus. Das macht nicht nur Spaß, sondern gibt auch Mut und hilft uns sehr bei den kleinen und großen Herausforderungen, die das GründerInnen-Dasein so mit sich bringt.

Munich Startup: Outsourcen oder selber machen?

Numi.: Wir gehören eher zur Fraktion “selber machen”, vor allem in der frühen Startup-Phase. Wir probieren viel aus und lernen jeden Tag unglaublich viel Neues. Allerdings glauben wir auch absolut an die Kraft eines guten Netzwerkes und holen uns regelmäßig gezielt Input und Expertise ein und lassen uns auf unserem Weg von Sparring-PartnerInnen challengen.