Die Gründer von Mitai feiern ihren Kickoff, nachdem sie den ersten Pilotkunden gewonnen haben.
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Mitai will die Entwicklung elektronischer Geräte revolutionieren

Die Entwicklung elektronischer Geräte steht und fällt mit ihrer elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) – denn stören sie andere Geräte in deren Betrieb erhalten sie keine Zertifizierung und schaffen es nicht in den Handel. Für die Entwickler bedeutet dies eine große und zeitintensive Herausforderung. Das Münchner Startup Mitai will sie dabei unterstützen und arbeitet an einer Lösung, mit der die EMV schon während des Designprozesses berücksichtigt werden kann.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Mitai: Hast Du dich jemals gefragt, warum das Kabinenpersonal Dich auffordert, Deine elektronischen Geräte vor dem Start und der Landung auszuschalten? Einer der Gründe dafür ist, dass Funkwellen – oder elektromagnetische Wellen – elektronischer Geräte lebenswichtige Komponenten von Flugzeugen stören können und daher eine Gefahr für die Avionik im Flugzeug darstellen.

Dies gilt nicht nur für Elektronik in Flugzeugen, sondern für alle Arten von elektronischen Geräten. Diese können andere elektronische Geräte stören oder auch von ihnen gestört werden. Daher müssen alle elektronischen Geräte für alle Arten von Anwendungen bestimmten Vorschriften zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) entsprechen.

Normalerweise werden elektronische Geräte in einer speziellen Laborumgebung auf ihre EMV geprüft, sobald die erste Hardware verfügbar ist. In mehr als 90 Prozent der Fälle fallen neue Entwürfe elektronischer Produkte bei der EMV-Zertifizierung durch, und die Entwicklungsingenieure müssen ihr Produkt ganz neu entwerfen, um die EMV-Anforderungen zu erfüllen. Die Einhaltung der EMV-Anforderungen hat also erhebliche Auswirkungen auf die Kosten und die Markteinführungszeit neuer Produkte.

Wir bei Mitai haben es uns zur Aufgabe gemacht, EMV-Probleme für Elektronikunternehmen bereits beim Design zu lösen, bevor die erste Hardware im Labor getestet wird. Unsere einzigartige Softwarelösung ermöglicht es Elektronikentwicklern, die EMV-Anforderungen gleich beim ersten Mal zu erfüllen.

Mitai ist aus dem Inkubatorprogramm von TDK hervorgegangen

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Mitai: Die Softwarelösung von Mitai ist einzigartig, da sie darauf abzielt, EMV-Probleme zu erkennen, bevor sie während der Prüfung auftreten. Um dies zu erreichen, haben unsere Experten viele Entwürfe, die die EMV-Konformitätsprüfung bestanden und nicht bestanden haben, analysiert. Außerdem floss die jahrelange Erfahrung von erfahrenen Entwicklungsingenieuren bei der Lösung von EMV-Problemen in unsere Software ein. Mit diesem mehrstufigen Ansatz werden Elektronikentwickler dabei unterstützt, ihre Designs marktreif und schneller als bisher zu entwickeln. Mit ihren flexiblen Einstellungsmöglichkeiten unterstützt die Lösung von Mitai den Produktentwicklungsprozess in verschiedenen Phasen.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Mitai: Mitai ist als Startup aus dem globalen Inkubatorprogramm von TDK hervorgegangen. Im TDK Global Incubator Program werden Ideen für neue Unternehmen in einem geschützten Umfeld und mit Unterstützung eines professionellen Business Development Teams erforscht. Aus rund 60 Ideen von Mitarbeitern aus allen Bereichen von TDK wurde die Idee von Mitai, Kunden in allen Elektronikbereichen bei der Vermeidung von EMV-Problemen zu helfen, für das Inkubatorprogramm ausgewählt. Der Hauptaspekt unserer Idee war, wie wir Kunden bei der Lösung ihrer EMV-Probleme helfen können, und zwar nicht nur mit EMV-Bauteilen, die eines der Kerngeschäfte von TDK sind, sondern auf eine andere Weise. Mit unserer Idee verfolgten wir einen Ansatz, der über EMV-Komponenten hinausgeht.

Das Thema EMV ist sehr komplex“

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Mitai: Das Thema EMV ist sehr komplex. EMV-Probleme in den Designdaten zu finden und Empfehlungen zur Lösung dieser Probleme zu geben, ist noch komplexer und erfordert viel Erfahrung auf dem Gebiet der EMV, über die TDK verfügt. Unsere größte Herausforderung bei Mitai besteht darin, diese gesamte EMV-Erfahrung in eine Softwarelösung zu packen. Bei Mitai müssen die EMV-Experten sehr eng mit den Software-Ingenieuren zusammenarbeiten, um die Komplexität der EMV für unsere Kunden zu reduzieren, damit sie von unserer Software-Lösung profitieren können. Der Schlüssel dazu ist, die Sprache beider Bereiche zu sprechen: Elektro- und Softwaretechnik.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Mitai: Unser Ziel ist es, in einem Jahr die ersten Kunden zu haben, die unseren Service in ihrer täglichen Entwicklung nutzen. Wir helfen ihnen, eine Menge Zeit und Geld zu sparen, indem sie das EMV-Design gleich beim ersten Mal richtig machen.

In fünf Jahren wollen wir zum Industriestandard werden, um die EMV-Konformität bei der Entwicklung elektronischer Produkte auf Anhieb zu erreichen.

Mitai will der weltweit wichtigste Akteur im Bereich EMV werden

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Mitai: München ist jetzt der richtige Ort für uns. Es ist der perfekte Standort, um die richtigen Talente zu finden. Es gibt viele Startups im Bereich der Elektrotechnik und der Herstellung von elektronischen Produkten, mit denen wir zusammenarbeiten können. In München gibt es Top-Universitäten und große Unternehmen im Bereich der Elektrotechnik. Dadurch verfügen wir über ein starkes Netzwerk, mit dem wir zusammenarbeiten können.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Mitai: Wir sehen uns eher als Hidden Champion denn als Shooting Star. Wir haben Mitai erst am 1. April 2022 gegründet. Wir sind noch eng mit TDK verbunden und nicht als eigenständiges Unternehmen sichtbar. Unser Ziel ist es, Mitai als eine neue Marke unter TDK zu etablieren. Gemeinsam wollen wir der weltweit wichtigste Akteur im Bereich EMV werden.