© Sigi Mueller / München Tourismus

Der Sommer im Rückblick: Weniger Geld für Münchner Startups

Es hatte sich lange angekündigt, dass es für Startups schwieriger werden wird, Mittel einzuwerben. Im Sommer machte sich nun die veränderte Situation auch in der Münchner Startup-Szene bemerkbar. Wir blicken in unserem Quartalsrückblick auf die Zahlen.

Alle folgenden Daten zur Münchner Startup-Szene stammen – sofern nicht anders angegeben – aus unserem Data & Insights-Dashboard. Wer mehr erfahren will, kann auch selbst die Datenbank nach weiteren Insights durchsuchen.

Die Monate Juli bis September sahen einen leichten Rückgang der Investitionstätigkeiten in Münchner Startups. Kamen im zweiten Quartal noch 743 Millionen Euro in 45 Finanzierungsrunden zusammen, blickt Q3 auf lediglich 30 getätigte Investitionen zurück. Das Gesamtvolumen betrug 633 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal waren es 584 Millionen Euro in 36 Finanzierungsrunden. Dabei gilt natürlich für alle betrachteten Zeiträume, dass bei einigen Finanzierungsrunden keine Zahlen bekanntgegeben wurden, weswegen die finalen Summen noch einmal höher liegen.

Den Löwenanteil dieses Kapitals ging an Celonis. In der Erweiterung seiner Series-D-Finanzierungsrunde sammelte das Unternehmen weitere 408 Millionen Euro (400 Millionen Dollar) Venture Capital ein. Zusätzlich sicherte sich das Münchner Decacorn eine freie Kreditlinie über 612 Millionen Euro (600 Millionen Dollar), die wir hier allerdings nicht erfassen.

Weitere Finanzierungsrunde über 100 Millionen Euro gab es im dritten Quartal allerdings nicht. (Die wichtigsten Finanzierungen des vergangenen Quartals haben wir hier zusammengefasst.) In Q2 konnten sich mit Personio (190 Millionen Euro), Kinexon (122,5 Millionen Euro) und Finn (103 Millionen Euro) drei Startups über solch große Runden freuen.

Einbruch im durchschnittlichen Investitionsvolumen

Das durchschnittliche Investitionsvolumen pro Finanzierungsrunde stieg von etwa 16,5 Millionen Euro in Q2 auf 21,1 Millionen Euro. Lässt man allerdings die großen Runden über 100 Millionen Euro außen vor, kommt der Sommer 2022 noch auf 7,8 Millionen Euro pro Finanzierungsrunde. In Q2 waren es ohne die Mega-Runden hingegen noch 10,2 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal lag das durchschnittliche Volumen der Finanzierungsrunden bei 15,2 Millionen Euro, ohne Investitionen über 100 Millionen Euro bei 5,9 Millionen Euro.

Der Sommer 2022 fiel damit für die Münchner Startups schwächer aus als noch das Frühjahr. Und auch im Vergleich mit dem Vorjahresquartal schneiden die vergangenen drei Monate nur bei der Gesamtsumme der Investitionen besser ab. Diese Entwicklung deckt sich mit den Beobachtungen der KfW. Die Förderbank erklärte erst kürzlich, dass Geldgeber vorsichtiger agieren, sich aber noch „reichlich freie Mittel“ im Markt befänden.

Wie üblich steuerten den Großteil der im dritten Quartal investierten Gelder Investoren aus den USA (355 Millionen Euro, 56 Prozent) bei. Weitere 19 Prozent (120 Millionen Euro) kamen von Geldgebern aus Deutschland und 99,4 Millionen Euro (16 Prozent) stammten aus anderen europäischen Staaten. Geld aus Asien (33,9 Millionen Euro, 5 Prozent) spielte in diesem Quartal nur eine untergeordnete Rolle.

Exits und frische Fonds für die Münchner Startup-Szene

Im Sommer 2022 sah die Münchner Startup-Szene insgesamt 8 Exits. Damit lagen die vergangenen drei Monate nur knapp hinter dem Vorjahresquartal und Q2 2022, die beide auf je 9 Exits kamen. Das Lieferketten-Startup Riskmethods wurde von Sphera übernommen und Vcoach ging an das niederländische Unternehmen Lepaya. Außerdem gaben Julep und Qbound ihre Übernahmen bekannt.

In der Fonds-Landschaft gab es von Juli bis September drei neue Zugänge. So schloss AM Ventures seinen ersten Fonds mit 100 Millionen Euro, Pinova Capital seinen Fund 3 mit 250 Millionen Euro und der Continuation Fund der Deutsche Private Equity hatte sein Closing bei 708 Millionen Euro.