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Startup-Neugründungen pro Einwohner: München erstmals vorne

Deutschlandweit wurden im vergangenen Jahr 2.618 Startups gegründet – und damit 18 Prozent weniger als im Jahr 2021, als es noch 3.196 Startups waren. Doch der Rückgang der Gründungsaktivitäten verteilt sich nicht gleichmäßig auf die Bundesrepublik. So konnte München Berlin bei den Neugründungen pro 100.000 Einwohner erstmals überholen.

Wie aus dem aktuellen Report „Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland” des Startup-Verbands und Startupdetector hervorgeht, wurden 2022 Deutschlandweit 18 Prozent weniger Startups gegründet als im Vorjahr. Im zweiten Halbjahr 2022 ist der Rückgang gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum mit 33 Prozent besonders stark. Damit handelt es sich um das schwächste Halbjahr seit dem Start der Erfassung der Daten im Jahr 2019. Und der Dezember mit nur 175 Neugründungen ist der zweitschwächste Monat in diesem Zeitraum.

Der Rückgang fiel vor allem in gründungsstarken Bundesländern wie Hamburg (-31 Prozent), Baden-Württemberg (-29 Prozent) und Berlin (-29 Prozent) besonders stark aus. In Bayern wiederum war der Rückgang mit nur -7 Prozent deutlich moderater. Dies hat zur Folge, dass im Freistaat 2022 mit 544 Startups mehr Jungunternehmen das Licht der Welt erblickten als in jedem anderen Bundesland. 2021 sah dies noch anders aus: Mit 585 neuen bayrischen Startups belegte der Freistaat noch den zweiten Rang hinter Berlin mit 702 (2022: 501).

Andere Bundesländer wie Hessen (+2 Prozent) oder Rheinland-Pfalz (+3 Prozent) konnten die Zahl der Neugründungen hingegen in etwa halten, oder sogar steigern. So wuchs die Zahl der Neugründungen in Mecklenburg-Vorpommern um 33 Prozent auf 20 neue Startups und in Bremen um 44 Prozent auf 26 frische Jungunternehmen im Jahr 2022.

München profitiert bei Neugründungen von seinem universitätsnahen Ökosystem

Insgesamt dominieren die fünf bevölkerungsreichsten Städte mit einem Anteil von 39 Prozent aller Neugründungen. Bezogen auf die Einwohnerzahlen gibt es aber erhebliche Unterschiede. München liegt mit 14,5 Gründungen pro 100.000 EinwohnerInnen erstmals vor Berlin (13,6) und weit vor dem drittplatzierten Hamburg (7,7). Dabei profitiert München wie auch der Freistaat als Ganzes von einem im Vergleich zu Berlin nur moderaten Rückgang. So ging die Zahl der Neugründungen in der Landeshauptstadt um nur -9 Prozent auf 215 zurück, während sie in Berlin um die besagten -29 Prozent schrumpfte. München profitiere von seinem universitätsnahen Ökosystem, so die Studienautoren – ein Modell das auch an Standorten wie Aachen, Heidelberg oder Karlsruhe eine gründungsbelebende Wirkung zeige.

Mit Blick auf die Branche wird die aktuelle Krise insbesondere beim Einbruch der E-Commerce-Gründungen um 39 Prozent sichtbar. Aber auch der gründungsstärkste Sektor Software (-26 Prozent) sowie der bisher boomende Fintech-Bereich (-28 Prozent) gehören zu den Verlierern. Ein deutliches Plus können nur der vom Web 3.0 profitierende Blockchain/Krypto-Sektor (+65 Prozent) und die Umwelttechnologien (+14 Prozent) verzeichnen.

Magdalena Oehl, stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands, erklärt:

„Gegen die schwierige konjunkturelle Lage ist auch das Startup-Ökosystem nicht immun. Der Rückgang bei Neugründungen kann für die ohnehin schon lahmende Innovationskraft Deutschlands zum Problem werden. Umso wichtiger ist es, politisch zu handeln: Dazu gehören die angekündigten besseren Regelungen zur Mitarbeiterbeteiligung und einfachere Zuwanderung für internationale Tech-Talente – also keine Sprachtests und mehr digitale Visa. Die hohe Gründungsdynamik rund um einige Hochschulen zeigt dabei, wie wichtig die Erleichterung von Ausgründungen aus der Wissenschaft und professionelle Gründungszentren an den Hochschulen sind. Wenn wir jetzt die richtigen Impulse setzen, bin ich mir sicher, dass wir zukünftig wieder deutlich mehr innovative Gründungen sehen werden.“